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Zauberoper mit beeindruckenden ProjektionenVon Thomas Molke / Fotos: © Clive Barda
Die Geschichte um die sarazenische Zauberin Armida hat zahlreiche Komponisten
inspiriert, so dass rund 100 Opern und Ballette zu diesem Thema entstanden sind.
Die meisten fallen allerdings in die Zeit des Barock. Als Rossini
Ismen (Stanislav Kuflyuk, rechts) und Hydraot (Jozef
Benci) überlegen, wie sie die Kreuzritter besiegen können.
Die Handlung basiert auf Torquato Tassos berühmtem Versepos Gerusalemme
liberata. Darin befinden sich die Kreuzritter unter der Leitung von
Gottfried von Bouillon auf einem Kreuzzug vor den Toren Jerusalems. Die
Liebesepisode zwischen dem Kreuzritter Rinaldo und Armida stellt im Epos einen
weiteren Versuch dar, die Kreuzritter von ihrer Mission abzubringen. Dvořáks
Librettist Jaroslav Vrchlický verwendet für die Oper seine recht freie
Übersetzung des kompletten Epos. Darin nimmt Ismen, der Herrscher von Syrien,
der genauso wie Armida magische Kräfte besitzt, eine zentrale Rolle ein. Er will
sich mit dem König von Damascus, Hydraot, gegen die Kreuzritter verbünden und
hofft, dabei außerdem Armidas Liebe zu gewinnen. Diese lehnt ihn jedoch ab,
zumal sie sich unsterblich in einen "strahlenden" Kreuzritter verliebt hat.
Daher weigert sie sich auch zunächst, ins Lager der Kreuzritter zu gehen, um
ihnen eine Falle zu stellen. Erst als ihr Vater die große Gefahr beschreibt, die
von den Kreuzrittern ausgeht, ändert sie ihre Meinung. Im Lager der Kreuzritter,
die der Zauberin recht skeptisch begegnen, trifft sie auf Rinaldo (in der Oper:
Rinald) und
beschließt, mit ihm zu fliehen. Das deuten die Kreuzritter als Hochverrat und
wollen ihn zur Rechenschaft ziehen. In letzter Sekunde kann Ismen Armida und
Rinald mit einem Drachenwagen aus dem Lager der Kreuzritter befreien und in
Armidas magischen Zaubergarten bringen. Doch gegen Armidas Gefühle für Rinald
hat er keine Chance. Folglich weist er zwei Kreuzrittern den Weg zu Rinald und
führt sie zum magischen Schild des Erzengels Michael, mit dem sie schließlich
Rinald aus den Fängen Armidas befreien. Im folgenden Kampf unterliegt Ismen
jedoch dem geläuterten Kreuzritter, der anschließend auch Armida, die ihm als
schwarzer Ritter entgegentritt, tödlich verwundet. Kurz vor ihrem Tod kann er
sie noch durch die Taufe zum christlichen Glauben führen.
Armida (Jennifer Davis) wird ins Lager der
Kreuzritter geschickt (links: Petr (Jan Hynk), auf der rechten Seite von
links: Bohumir (Rory Dunne) und Rinald (Gerard Schneider) im Hintergrund: Chor).
Hartmut Schörghofer zeichnet nicht nur für die Inszenierung verantwortlich,
sondern hat auch gleichzeitig das Bühnenbild und die Kostüme entworfen, die
recht konventionell gehalten sind. Für die Magie der Geschichte hat er sich von
einem Effekt inspirieren lassen, der sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts als
"Pepper's Ghost Illusion" großer Beliebtheit auf den Theaterbühnen erfreute. Bei
dieser nach John Henry Pepper benannten Methode wird mittels eines Flachglases
und spezieller Beleuchtung vor und hinter der Scheibe der Eindruck erzeugt, dass
teilweise durchsichtige Objekte erscheinen und verschwinden können. Schörghofer
teilt mit diesem Glas die Bühne diagonal in zwei Teile. Hinter dem Glas sieht
man die Umrisse eines maurischen Palastes, in dem Hydraot lebt. Auf der rechten
Seite des Glases werden mit Hilfe von Videoprojektionen eindrucksvolle Bilder
erzeugt, die mal den Palast mit dem Lager der Kreuzritter überdecken oder einen
magischen Unterwassergarten darstellen, in den Armida mit ihrem Geliebten
Rinald vor den Kreuzrittern flieht. Diese Projektionen lassen sich durch einen
Zauberwink von Ismen oder Armida problemlos zerstören und wieder herstellen.
Durch den Spiegeleffekt des Glases werden die Figuren auch teilweise gedoppelt, so
dass man das Gefühl hat, sie agieren vor und hinter der Scheibe.
In diesem Ambiente legt Schörghofer die Geschichte recht librettonah an und
verzichtet auf Aktualisierungen, wenn man von modernen Kriegsbildern in einer
Szene des Kampfes im vierten Akt einmal absieht. Dafür lässt er im zweiten Akt,
wenn sich laut Libretto d
Armida (Jennifer Davis) und Rinald (Gerard
Schneider) im Zaubergarten
Ismen (Stanislav Kuflyuk) setzt seine magischen
Kräfte ein.
FAZIT
Hartmut Schörghofer bricht mit einer recht librettonahen Inszenierung eine Lanze
für Dvořáks letzte, kaum beachtete Oper. Ob es hilft, dem Werk mehr
Popularität zu verleihen, mag auch mit Blick auf die Handlung bezweifelt werden. An die
musikalischen Qualitäten von
Rusalka reicht es nicht heran.
Weitere Rezensionen zum
Wexford Festival Opera 2022 |
ProduktionsteamMusikalische LeitungNorbert Baxa Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme Video-Design Licht Chorleitung
Orchester des Wexford Festival Opera Chor des Wexford Festival Opera
Solistinnen und SolistenKing Hydraot of Damascus
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- Fine -