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Klangvokal 2023 Musikfestival Dortmund 21.05.2023 - 18.06.2023
Vespro della beata Vergine in lateinischer Sprache Aufführungsdauer: ca. 2h 15' (eine Pause) Aufführung in der St. Reinoldikirche in Dortmund am 21. Mai 2023, 19.30 Uhr |
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Monteverdi in Bewegung Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum Claudio Monteverdi hat mit L'Orfeo nicht nur das Tor zur Entwicklung der Oper aufgestoßen, sondern auch im Bereich der Kirchenmusik neue Maßstäbe gesetzt. Als ein Meisterwerk darf die Marienvesper (Vespro della beata Vergine) bezeichnet werden, die Monteverdi wahrscheinlich 1608 komponiert hat. Zu dieser Zeit stand er im Dienst des Herzogs Vincenzo Gonzaga in Mantua, war dort jedoch mit dem Klima und der finanziellen Vergütung sehr unzufrieden. So reiste er 1610 mit der Vespro della beata Vergine und der Messe In illo tempore im Gepäck nach Rom, um sich dem damaligen Papst Paul V. als Komponist zu empfehlen und seinem Sohn Ferdinando zu ermöglichen, an einem Priesterseminar in Rom zu studieren. Beide Anliegen fanden jedoch kein Gehör. Vielleicht waren Paul V. die Werke zu fortschrittlich. So kehrte Monteverdi enttäuscht nach Mantua zurück, wo er zu allem Überfluss 1612 auch noch von den Gonzagas entlassen wurde. Ein Jahr später konnte er dann in Venedig als neuer Kapellmeister im Markusdom Fuß fassen und empfahl sich unter anderem bei seinem Probedirigat mit Ausschnitten aus der Marienvesper. Ob das Werk allerdings zu Monteverdis Lebzeiten jemals komplett aufgeführt worden ist, ist unbekannt. Auch weiß man nicht, ob die Zusammenstellung auf Monteverdi selbst oder seinen Verleger zurückgeht. Das Klangvokal Musikfestival, das in diesem Jahr unter dem Motto "Zuversicht" steht, eröffnet nun mit diesem Werk das diesjährige Festival in der St. Reinoldikirche in Dortmund. Die Solist*innen (von links: Mariana Flores, Gwendoline Blondeel, David Sagastume Balsategui, Leonardo García Alarcón, Valerio Contaldo, Mathias Vidal und Salvatore Vitale) mit dem Chœur de Chambre de Namur und der Cappella Mediterranea Die Vesper besteht aus insgesamt 13 Teilen. Den Kern bilden dabei die fünf Psalmen 109, 112, 121, 126 und 147, der Hymnus "Ave maris stella" und das abschließende "Magnificat", in dem die schwangere Maria die ebenfalls schwangere Elisabeth besucht und ein Loblied auf den Herrn anstimmt. Mit den vier in Form von stilistisch unterschiedlichen Motetten angelegten Conderti, die zwischen den Psalmen erklingen, reichert Monteverdi den alten Stil der liturgischen Musik mit neuen Elementen an und befreit damit die Kirchenmusik aus den überlieferten Zwängen. Eine weitere Verbindung des Liturgischen mit dem Weltlichen schafft dann der Cantus "Sancta Maria, ora pro nobis", den Monteverdi geschickt in eine Sonate einbettet. Mit insgesamt sieben Solist*innen, dem Chœur de Chambre de Namur und dem 2005 von Leonardo García Alarcón gegründeten Ensemble Cappella Mediterranea wird im gesamten Raum der St. Reinoldikirche dieses Meisterwerk ausgelotet, und dabei ist bei den Solist*innen und dem Chor im wahrsten Sinne des Wortes viel Bewegung im Spiel. Immer wieder gibt es im Verlauf der Vesper neue Aufstellungen, und die Solist*innen und der Chor erklingen aus unterschiedlichen Teilen der Kirche, was zu einem spannenden Klangerlebnis in der tollen Akustik der St. Reinoldikirche führt und die virtuosen Variationen im Einsatz der Stimmen und Instrumente unterstreicht. Schlussapplaus: von links: Valerio Contaldo, Salvatore Vitale, Mariana Flores, Leonardo García Alarcón, Gwendoline Blondeel, Alejandro Meerapfel und David Sagastume Balsategui Für den Anfang der Vesper verwendet Monteverdi auf den Einleitungstext des "Deus in adiutorium" die instrumentale Toccata, mit der seine Oper L'Orfeo beginnt, und zeigt damit direkt zu Beginn, dass das Werk die Grenzen der Kirchenmusik überschreitet und opernhafte Züge annimmt. Mit feinsinnigem Gefühl arbeitet Alarcón mit der Cappella Mediterranea diesen Effekt heraus. An den Psalm "Dixit Dominus" schließt sich dann das erste Concerto "Nigra sum" an. Mit klarem Tenor setzen Valerio Contaldo und Mathias Vidal die Motette an und punkten mit heller Stimmführung. Nach dem zweiten Psalm schließt sich ein Duett der beiden Sopranistinnen an, das von Mariana Flores und Gwendoline Blondeel mit strahlenden Höhen in wunderbarem Einklang präsentiert wird. Besondere Erwähnung verdient auch das vierte Concerto "Audi coelum". Während Contaldo den Himmel anruft, lässt Vidal die Stimme des Himmels als Echo zurückhallen. Dabei wird wunderbar mit dem lateinischen Text gespielt, so dass das Echo auch gleichzeitig eine Antwort auf die Anrufung bildet. So wird zum Beispiel das Wort "gaudio" (mit Freude) als "audio" (ich höre) zurückgeworfen, oder auf "vita" (das Leben) erklingt als Antwort "ita" (so ist es). Hervorragend gelingt dann auch das Ende, wenn vom "solamen" (Trost) das "Amen" als Antwort übrig bleibt. Da möchte man im Saal am liebsten selbst mit dem Chor in das folgende Lob "Lauda, Jerusalem" einstimmen. Einen weiteren Glanzpunkt stellt die "Sonata sopra Sancta Maria" dar, auf die die eindringliche Bitte "Sancta Maria, ora pro nobis" (Heilige Maria, bitte für uns) folgt. Hier überzeugen die Chordamen aus dem Saal mit eindringlichem Gesang in zahlreichen rhythmischen Variationen. Wieso hier im Anschluss eine Pause eingebaut wird, erschließt sich nicht. Die folgenden drei Teile hätte man auch ohne Pause direkt anschließen können. Das abschließende "Magnificat" bringt noch einmal die Vielschichtigkeit des Werkes mit ständigem Wechsel zwischen Sologesängen und Tutti-Passagen in polyphoner Stimmführung zum Ausdruck, und auch hier sind der Chor und die Solist*innen gefühlt in ständiger Bewegung, um den Klang aus unterschiedlichen Teilen der Kirche erklingen zu lassen. So gibt es am Ende begeisterten Applaus für alle Beteiligten, der dazu führt, dass Alarcón den Schluss des "Magnificat" noch einmal als kurze Zugabe präsentiert. FAZIT Leonardo García Alarcón arbeitet die stilistischen Besonderheiten von Monteverdis Vesper mit der Cappella Mediterranea, dem Chœur de Chambre de Namur und den Solistinnen und Solisten eindrucksvoll heraus, wobei die St. Reinoldikirche mit ihrer wunderbaren Akustik ebenfalls einen Beitrag zum perfekten musikalischen Genuss bietet. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2023
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AusführendeMusikalische Leitung Mariana Flores, Sopran Gwendoline Blondeel, Sopran David Sagastume Balsategui, Altus Valerio Contaldo, Tenor Mathias Vidal, Tenor Alejandro Meerapfel, Bariton Salvatore Vitale, Bass Chœur de Chambre de Namur Cappella Mediterranea
Werk
Claudio Monteverdi
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