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Großes Finale des Zyklus in einer überzeugenden PersonenregieVon Thomas Molke / Fotos: © Xiomara Bender (TFE Presse) Nachdem am 8. Juli 2023 Wagners Siegfried in der Inszenierung von Brigitte Fassbaender bei den Tiroler Festspielen in Erl eine umjubelte Premiere gefeiert hat, kommt der Zyklus eine Woche später mit Wagners Götterdämmerung zu seinem Abschluss, bevor im nächsten Sommer dann der komplette Ring des Nibelungen in zwei zyklischen Aufführungen zu erleben sein wird. Und Fassbaender, die während ihrer internationalen Karriere als Sängerin diesem Werk vor allem in der Partie der Fricka begegnet ist, hat auch im letzten Teil des Zyklus, der sie nach eigener Aussage im Programmheft zwar nicht zur "Wagnerianern" gemacht, aber "verwagnert" habe, in dem von ihr als "Schauspiel mit Musik" bezeichneten Stück einiges zu erzählen und findet gerade zum Ende hin wieder interessante Einfälle in der Personenregie, die selbst dem Teil des Publikums, das seit vielen Jahren von Ring-Inszenierung zu Ring-Inszenierung reist, einige Überraschungen bieten dürfte. Das Nornenvorspiel inszeniert Fassbaender als Kaffeekränzchen drei älterer Damen, die jede an einem Schal in einer anderen Farbe stricken. Eine der drei Nornen sitzt dabei schon zu Anfang in der Mitte der Bühne, während die anderen von den beiden Seiten dazukommen und die Erzählungen vom Vergangenen bisweilen auch wie alte Frauen mit einem verächtlichen "Tz, tz, tz" kommentieren. Die Geschichte verliert dabei ein bisschen von der eigentlichen Dramatik, und auch das Reißen des Seils bleibt relativ unspektakulär, wenn die drei mit ihrem Strickzeug abgehen. Brünnhilde und Siegfried findet man dann im Anschluss an dem gleichen aus dem Bühnenboden hochgefahrenen Podest vor, an dem man sie am Ende des Siegfried verlassen hat. Das Pferd Grane, mit dem Brünnhilde Siegfried auf dem Weg zu neuen Heldentaten entlässt, ist eine Kette, die sie ihm als Erinnerung an sie umhängt. Er wird diese Kette dann, nachdem er vom Vergessenstrank gekostet hat, an Gutrune verschenken. Stimmlich scheinen Christiane Libor und Vincent Wolfsteiner als Brünnhilde und Siegfried zu Beginn noch nicht ganz auf der stimmlichen Höhe zu sein. Ihr Abschied im Vorspiel ist musikalisch wenig differenziert und lässt die Textverständlichkeit vermissen. Gutrune (Irina Simmes), Gunther (Manuel Walser, rechts) und Hagen (Roman Pomakov, links) empfangen Siegfried (Vincent Wolfsteiner, Mitte) am Gibichungenhof. Zum ersten Akt vollzieht sich dann ein recht aufwändiger Umbau in die Gibichungenhalle, die Bühnenbildner Kaspar Glarner als recht modernen Raum einer einflussreichen Unternehmer-Familie zeigt. Auf der linken Seite befindet sich eine wulstige Ledercouch-Garnitur mit Glastisch, auf der rechten Seite ein Billard-Tisch mit einem erleuchteten Barschrank dahinter. Hier vertreibt sich Gunther als aalglatter Unternehmer in feinem Zwirn mit sorgsam geglätteten Haaren ein wenig selbstverliebt die Zeit, während Hagen ihn zu Höherem anzustacheln versucht. Eine Treppe auf der linken Seite führt zu einem Steg, der im Hintergrund über die Bühne führt. Siegfrieds Rheinfahrt wird mit Videoprojektionen von Bibi Abel auf den Seitenwänden untermalt, die einen wogenden Fluss zeigen, auf denen Siegfried quasi in die Gibichungenhalle gelangt. Roman Pomakov stattet den Hagen mit schwarzem Bass und diabolischem Spiel aus. Optisch wirkt er zwar ein wenig unscheinbar, was ihn aber umso gefährlicher macht, da er dadurch von den anderen unterschätzt wird. Manuel Walser verleiht dem Gunther einen kräftigen Bariton, und Irina Simmes, die im vergangenen Jahr in Erl als Sieglinde begeisterte, glänzt auch als Gutrune mit leuchtendem Sopran, der wie ihr liebliches Motiv in der Musik die Faszination dieser Frau unterstreicht. Vielleicht bedarf es gar keines besonderen Trankes, damit Siegfried beim Anblick dieser Frau Brünnhilde vergisst. Brünnhilde (Christiane Libor, rechts) und Waltraute (Zanda Švēde, links)
Zur Rückverwandlung der Bühne in den Walkürefelsen müssen nicht nur blitzschnell
alle Requisiten von der Bühne entfernt und die Treppe und der Steg wieder mit Tüchern
verhängt werden, sondern auch das Podest muss aus dem
Boden hochgefahren werden, was wohl bei der Premiere einige
Schwierigkeiten bereitet. Irgendwie scheint die Technik da ein wenig zu
streiken. Brünnhilde tritt folglich aus dem Off auf, um sich wieder auf ihr
Podest zu begeben. Zanda Švēde begeistert als W
"Schläfst du, Hagen, mein Sohn?": Alberich (Craig
Colclough, rechts) und Hagen (Roman Pomakov, links)
Siegfried (Vincent Wolfsteiner) mit den
Rheintöchtern Woglinde (Anna Nekhames), Wellgunde (Karolina Makuła) und
Floßhilde (Katharina Magiera)
Brünnhilde (Christiane Libor) löst den
Weltenbrand aus.
FAZIT
Brigitte Fassbaenders Deutung des Rings sollte man sich nicht entgehen
lassen, da sie einerseits einen recht librettonahen Zugang wählt, dabei
andererseits aber in einer ausgefeilten Personenregie viel Neues entdecken
lässt. Der Vorverkauf für die beiden Zyklen 2024 (5. Juli 2024 bis 10. Juli 2024
und 23. Juli 2024 bis 28. Juli 2024) hat bereits begonnen.
Weitere Rezensionen zu den Tiroler
Festspielen Sommer 2023 |
ProduktionsteamMusikalische LeitungErik Nielsen Regie Bühnenbild und Kostüme
Kostümmitarbeit Licht Video
Chor Dramaturgie
Orchester der Tiroler Festspiele Erl Chor der Tiroler Festspiele Erl
Solistinnen und SolistenSiegfried
Alberich Hagen
Gunther Brünnhilde Gutrune
Waltraute
Erste Norn
Zweite Norn
Dritte Norn
Woglinde
Wellgunde
Floßhilde
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- Fine -