Als die Italienerin Rosetta Cucchi die künstlerische
Leitung des Wexford Festival Opera 2020 übernahm, plante sie, die
Veranstaltungen des Festivals jeweils unter ein Motto zu stellen und hatte
dabei bereits zu Beginn drei große Themen im Hinterkopf. Während das erste
Festival unter dem Motto "Shakespeare in the Heart" wegen der
Corona-Pandemie auf 2021 verschoben werden musste, und somit auch das zweite
Motto "Magic & Music" ein Jahr nach hinten rückte, präsentiert sie nun im
Jerome Hynes Theatre in ihrer gewohnt fesselnden Art ihre Pläne für 2023. Nach der Literatur, auf der alle Opern letztendlich
basieren, und der Magie, die Musik erzeugt, widmet sie sich nun mit dem
Motto "Women & War" einem weiteren Bereich, der in Opern und für Cucchi
einen bedeutenden Platz einnimmt. Für die großen Opernproduktionen hat sie
drei Werke ausgewählt, in denen Frauen unterschiedliche Kämpfe zu führen
haben. Des Weiteren gibt es erneut ein umfangreiches Programm, das sich in
der Kurzfassung folgendermaßen liest: 70 Events an 13 Tagen.
Den Anfang macht ein Komponist, der für das
Wexford Festival Opera schon beinahe als Namenspatron dienen könnte,
weil von keinem anderen so viele Werke hier bis jetzt aufgeführt worden sind
wie von ihm: Gaetano Donizetti. Am 24. Oktober 2023 steht im National Opera
House seine 1822 uraufgeführte Oper Zoraida di Granata als
Koproduktion mit dem Donizetti Festival in Bergamo auf dem
Programm. Die Oper handelt von den Erfahrungen einer Frau,
die in einen Krieg gezogen wird, um ihren Geliebten zu retten. Claudia
Boyle, die in Wexford keine Unbekannte ist, wird die Titelpartie übernehmen.
Für die Regie zeichnet Bruno Ravella verantwortlich. Die musikalische
Leitung des Wexford Festival Opera übernimmt Diego Ceretta. Von der Oper
gibt es zwei Fassungen. Die Originalfassung von 1822 enthält drei
Tenorpartien. Für die Wiederaufnahme 1824 wurde aber eine Tenorpartie durch
einen Mezzosopran ersetzt, da der Tenor gestorben war und man keinen
adäquaten Ersatz fand. Während in Wexford die Fassung von 1822 mit drei
Tenören gespielt wird, wird 2024 in Bergamo dann die zweite Fassung von 1824
mit zwei Tenören und einem Mezzospran zu erleben sein. (Weitere Termine: 27.
und 31. Oktober 2023 und 3. November 2023)
Die zweite Opernproduktion stammt von einem
französischen Komponisten, der selbst eingefleischten Opernkenner*innen
relativ unbekannt sein dürfte und dessen Werke heute gar nicht mehr auf der
Bühne zu erleben sind: Camille Erlanger. Cucchi hat für Wexford seine 1911
uraufgeführte Oper L'aube rouge ausgewählt, die in Frankreich und
Russland spielt und von der tragischen
Geschichte Olgas erzählt, die ihren Geliebten Serge retten will, am Ende
aber gemeinsam mit ihm zu Tode kommt.
Regie führt Ella Marchment, die bereits als Assistant Director 2017 in
Wexford die Produktion Medea in der Inszenierung von Fiona Shaw
begleitet hat. Die musikalische Leitung übernimmt Guillaume Tourniaire, der hier
zuletzt 2021 in Le songe d'une nuit d'été von Ambroise Thomas zu
erleben war. Die Premiere ist am 25. Oktober 2023 im National Opera House.
(Weitere Termine: 29. Oktober 2023 und 1. und 4. November 2023)
Als dritte große Opernproduktion steht ein Werk auf
dem Programm, das erst 2015 seine Uraufführung an der San Francisco Opera
erlebte: La Ciociara (Two Women) von Marco Tutino. Die Geschichte
über zwei Frauen, Mutter und Tochter, am Ende des Zweiten Weltkriegs basiert
auf einer wahren Begebenheit und ist mit Sophia Loren und Eleonora Browne
als Cesira und Rosetta und Jean-Paul Belmondo Anfang der 1960er Jahre verfilmt
worden. Cucchi plant, diesen Film während des Festivals im Jerome Hynes
Theatre zu zeigen, wie es bereits 2014 mit Silent Night von Kevin
Puts der Fall war. Für die Rollen der Mutter und der Tochter sind Na'ama
Goldman und Jade Phoenix geplant. Goldman war in Wexford zuletzt als Salomé
in Antoine Mariottes gleichnamiger Oper zu erleben. Phoenix ist seit ihrer
Teilnahme an der Wexford Factory gewissermaßen ein regelmäßiger Gast und
steht 2022 als Luftgeist Ariele in Fromental Halévys La tempesta auf
der Bühne. Da Cucchi die Geschichte so sehr am Herzen liegt wird sie
selbst Regie führen. Die musikalische Leitung übernimmt Francesco Cilluffo.
Der Komponist Tutino wird die Orchestrierung für die Aufführung in Wexford
überarbeiten. Die Premiere findet am 26. Oktober 2023 statt. (Weitere
Termine: 28. Oktober 2023 und 2. und 5. November 2023)
Natürlich dürfen auch das allseits beliebte
Gala-Konzert (Termin: 29. Oktober 2023) sowie die Lunchtime Recitals
in der St. Iberius Church und die Dr. Tom Walsh Lecture (Termin
folgt) nicht fehlen. Als Chorkonzert wird es eine Aufführung von
Stabat mater geben.
Artist in Residence wird im nächsten Jahr noch einmal Conor Mitchell sein,
der erneut eine neue Kammeroper vorstellen wird. Das Format "Pocket Operas / Opera Beag"
nähert sich wieder ein wenig mehr den ursprünglichen "Short Works" an. So
stehen im nächsten Jahr Donizettis La fille du régiment und Giacomo
Puccinis Operneinakter Suor Angelica auf dem Programm. Termine dazu
folgen.
Fortgesetzt wird natürlich auch die von Cucchi 2020 gegründete "Wexford Factory",
die junge Künstlerinnen und Künstler über einen Zeitraum von zwei Jahren
auf ihrem beruflichen Weg begleitet. Neben kleineren Partien, die die
Teilnehmer*innen in den großen Opernproduktionen übernehmen erarbeiten sie
Rossinis L'italiana in Algeri. Termine folgen.
Als neues Projekt stellt Cucchi die "Community Opera"
vor. Dazu soll es 2023 eine "Promenade Community Opera" geben, bei der
Menschen der Gegend die Möglichkeit haben, mit Theaterleuten
zusammenzuarbeiten und ein Projekt zu entwickeln. Des Weiteren werden wieder
die Pop-Up Events während des gesamten Festivals
in der ganzen Stadt verteilt stattfinden.
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