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Klangvokal 2024/2025 Musikfestival Dortmund
Der junge Händel in lateinischer Sprache Aufführungsdauer: ca. 2 h 5' (keine Pause) Aufführung im Reinoldihaus in Dortmund am 13. Dezember 2024, 19.30 Uhr |
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Psalmvertonungen und mehr Von Thomas Molke / Fotos: © Fiona Bischof Das Vokalensemle Vox Luminis, das von dem Bass Lionel Meunier gemeinsam mit jungen Sängerinnen und Sängern gegründet wurde und in Belgien ansässig ist, feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen und hat sich in dieser Zeit international einen renommierten Ruf für Musik der Renaissance und des Barock erarbeitet. Auch beim Klangvokal Musikfestival Dortmund ist das Ensemble seit vielen Jahren ein gern gesehener Gast und war hier zuletzt im Juni 2024 mit Purcells Semi-Opera The Fairy Queen im Orchesterzentrum|NRW zu erleben (siehe auch unsere Rezension). Nun hat man bei Klangvokal, das neben dem Festival im Mai und Juni seit zwei Spielzeiten eine über das ganze Jahr verteilte Konzertreihe anbietet, Vox Luminis ins Reinoldihaus eingeladen, um Psalmvertonungen des jungen Händel zu präsentieren. Bevor Händel nach London ging und dort die Oper zu noch nie erlebtem Glanz führte, führte sein Weg von der Hamburger Gänsemarktoper, wo er mit Almira äußerst erfolgreich debütierte, erst einmal auf Einladung des Musikliebhabers Gian Gastone de' Medici in die Musikmetropolen Italiens. Dort verbrachte er von 1706 bis Ende März 1709 in Rom eine sehr produktive Zeit. Zu seinen Förderern zählten vor allem drei musikbegeisterte Kardinäle: Pietro Ottoboni, Benedetto Pamphili, der Händel mit der Komposition des Oratoriums Il trionfo del Tempo e del Disinganno beauftragte, und Carlo Colonna. Letzterer war dem Karmeliterorden sehr verbunden und bat Händel um die Vertonung mehrerer Psalmen anlässlich des Festes der Madonna del Monte Carmel. Drei Psalmvertonungen hat das Ensemble Vox Luminis an diesem Abend im Programm und startet mit "Nisi Dominus", obwohl dieses Stück chronologisch wahrscheinlich als letzte der drei präsentierten Psalmen komponiert wurde. Lionel Meunier (rechts neben der Orgel) mit Anthony Romaniuk (an der Orgel) und dem Ensemble Vox Luminis "Nisi Dominus" ist eine Vertonung des Psalms 127 (Vulgata 126). In sechs kleinen Sätzen wird hervorgehoben, dass nichts ohne Gott erreicht werden kann. Komponiert hat Händel das Stück für Alt, Tenor, Bass, Chor und Streichorchester. Zwei Chorsätze rahmen die vier Solosätze ein, wobei die Tenor-Solosätze wiederum eine Klammer um die Arien der Alt- und der Bassstimme bilden. Der erste Chorsatz beginnt sehr sakral und wird von dem Ensemble Vox Luminis eindrucksvoll umgesetzt. Vielleicht hätte man noch einen größeren Effekt erzielen können, wenn die Aufführung nicht im Reinoldihaus sondern in der benachbarten Reinoldikirche stattgefunden hätte, was aber wahrscheinlich aus organisatorischen Gründen nicht möglich gewesen ist. Die Akustik der Kirche hätte den Klang noch verstärkt. Doch auch im Reinoldihaus ist das Publikum begeistert von der Interpretation. Die vier Solo-Sätze werden großartig von drei Choristen präsentiert, wobei für den Alt ein Altus eingesetzt wird, so dass die Frauen hier nur im Chor zu hören sind. Bevor es mit dem nächsten Psalm weitergeht, erklingen Auszüge aus Orgelkonzerten, die Händel Jahre später in London komponiert hat und eigentlich in doppelter Hinsicht einen Fremdkörper im Programm bilden. Zum einen passen sie nicht zum Titel Der junge Händel, da er zum Zeitpunkt der Komposition ein durchaus gesetzter Komponist gewesen ist. Zum anderen lässt sich auch keine klare Struktur in der Auswahl erkennen, da fünf Sätze aus unterschiedlichen Konzerten mehr oder weniger zusammenhanglos aneinandergereiht werden. Das ist zwar schön anzuhören, zumal Anthony Romaniuk meisterhaft die kleine Orgel, die in der Mitte der Bühne positioniert ist, zum Klingen bringt, scheint ansonsten aber lediglich dazu zu dienen, dem Gesangsensemble eine kurze Pause vor der nächsten Psalmvertonung zu bieten. Perrine Devillers mit dem Ensemble Vox Luminis Weiter geht es mit "Laudate Pueri", Psalm 113 (Vulgata 112), in dem zum Lob des Herrn aufgefordert wird. Händel hatte sich mit diesem Psalm bereits in seiner Hamburger Zeit beschäftigt, arbeitete diese Fassung für Rom aber komplett für eine größere Besetzung um. Es handelt sich um eine Komposition für Solo-Sopran, fünfstimmigen Chor, zwei Oboen, Streicher und Continuo. Hier lassen die zahlreichen Koloratur-Verzierungen aufhorchen. Perrine Devillers, die auch zum Ensemble Vox Luminis gehört, übernimmt hier den Sopran-Part und begeistert mit vollem, rundem Sopran und großer Beweglichkeit in den Läufen. Während sie in der Mitte der Bühne vor dem Orchester steht, verteilt sich der Chor auf einem Podest hinter dem Orchester. Wieso der Chor während der relativ kurzen Solo-Sätze für den Sopran dieses Podest jeweils verlässt, um sich im Hintergrund der Bühne hinzusetzen, erschließt sich nicht, weil dieses ständige Aufstehen und Hinsetzen eine gewisse Unruhe in das Stück bringt. Eine besondere Klangfarbe verleihen die Oboen der Komposition. Stimmlich begeistert auch hierbei das Ensemble Vox Luminis auf ganzer Linie. Schlussapplaus für das Ensemble Vox Luminis Nach der Pause geht es dann mit "Dixit Dominus", Psalm 110 (Vulgata 109) weiter. Hierbei handelt es sich mit neun Sätzen für fünf Solopartien, fünfstimmigen Chor und Streicherensemble um das umfangreichste Stück des Abends. Die Solopartien werden allesamt von Choristinnen und Choristen des Ensembles stimmlich überzeugend präsentiert. Auch hier wäre es vielleicht geschickter gewesen, den Chor während der Solo-Passagen auf dem Podest zu belassen. Musikalisch bleibt vor allem das mehrstimmige "Tu es sacerdos in aeternum" (Du bist Priester in Ewigkeit) in Erinnerung, was von Vox Luminis punktgenau präsentiert wird und dabei zahlreiche unterschiedliche Schattierungen aufweist. Das Publikum zeigt sich sichtlich begeistert, so dass es als Zugabe noch einmal den Schluss von "Dixit Dominus" gibt. FAZIT Vox Luminis lässt mit großartigem Klang im Reinoldihaus bei den Psalmvertonungen eine sakrale Atmosphäre entstehen. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2024
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AusführendeLeitung und Bass Sopran Cembalo und Orgel Vox Luminis
WerkeGeorg Friedrich Händel Konzert für Orgel und Orchester "Laudate Pueri", HWV 237 "Dixit Dominus", HWV 232
Piacere (das Vergnügen)
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- Fine -