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Wexford Festival Opera
18.10.2024 - 02.11.2024


Lady Gregory in America

Oper in einem Akt
Libretto von Colm Tóibín
Musik von Alberto Caruso

In englischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 15' (keine Pause)

Uraufführung im Jerome Hynes Theatre in Wexford am 20. Oktober 2024



 

 

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Auf den Spuren einer irischen Lady

Von Thomas Molke / Fotos: © Pádraig Grant

Lady Isabella Augusta Gregory gilt zweifelsohne als bedeutende irische Persönlichkeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die frühen 1930er Jahre. Als Dramatikerin verfasste sie nicht nur Kurzgeschichten und Bücher über die irische Mythologie. Sie gründete auch gemeinsam mit William Butler Yeats das Irish Literary Theatre und das Abbey Theatre. Außerdem war sie Organisatorin und treibende Kraft einer Bewegung, die die traditionelle irische Literatur förderte, und richtete ihren Landsitz Coole Park in der Grafschaft Galway als wichtigen Treffpunkt irischer Dichter und Literaten ein. Der irische Schriftsteller Colm Tóibín, der in Enniscorthy geboren und dem Wexford Festival Opera seit vielen Jahren eng verbunden ist, hat sich nun nach der Oper The Master über Henry James 2022 erneut mit dem Komponisten Alberto Caruso zusammengetan, um ein weiteres Werk als "Pocket Opera" für das Festival zu kreieren, und greift dafür auf eine Episode aus dem Leben der Lady Gregory zurück.

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Lady Gregory (Erin Fflur, Mitte) begleitet die Theatertruppe (von links: Deirdre Higgins als Eileen, Jane Burnell als Molly, Holly Teague als Máire und Helen Maree Cooper als Eithne) nach Amerika.

Die Geschichte spielt um 1911, als das Abbey Theatre mit dem Stück The Playboy of the Western World von John Millington Synge eine USA-Tournee plant, die der katholischen Kirche und der Fenian Bewegung, die sich für ein unabhängiges Irland einsetzt, ein Dorn im Auge ist, weil in diesem Stück die Keuschheit der irischen Frauen ins Lächerliche gezogen wird. William Butler Yeats bittet Lady Gregory, die Tournee zu begleiten und zu unterstützen. Die Unannehmlichkeiten beginnen bereits vor der Abreise. Die strenge Mrs. Kerrigan will verhindern, dass ihr Sohn J. M. Kerrigan die Hauptrolle in dem Stück übernimmt und sich von der reizenden Molly Allgood bezirzen lässt. Als ihre Bemühungen zunächst erfolglos bleiben, schleicht sie sich inkognito auf das Schiff, um Verwandte in den USA gegen das Stück aufzubringen. Nach mehreren skandalträchtigen Aufführungen, die von heftigen Protesten und geworfenen Stinkbomben überschattet werden, kommt es zur Verhaftung der Truppe. Nun wendet sich Lady Gregory an den Staranwalt John Quinn, der einen Freispruch erzielt. Die drei Cops, die die Truppe verhaftet haben, finden Gefallen an den drei Darstellerinnen Eileen, Máire und Eithne. Molly und J. M. werden endlich ein Paar, und Mrs. Kerrigan tröstet sich mit dem Richter. Die im Programmheft angedeutete enge Beziehung zwischen Lady Gregory und Quinn bleibt im Stück allerdings größtenteils unausgesprochen.

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Die Cops (von links: Henry Grant Kerswell, Michael Ferguson und Vladimir Sima) wollen die Theatertruppe (im Hintergrund: Jane Burnell als Molly und Henry Strutt als J. M. Kerrigan) verhaften.

Wie schon bei The Master begleitet der Komponist die Uraufführung höchstpersönlich am Klavier, das auf der linken Seite der Bühne positioniert ist. Die Bühne von Lisa Krugel ist relativ einfach und abstrakt gehalten. Ein großer roter Vorhang auf der rechten Bühnenseite deutet an, dass es hierbei um ein Theaterstück geht. Auf einer Rückwand hängt ein riesiges Plakat, das für eine Aufführung in Philadelphia wirbt. Die Bühnenelemente sind wahrscheinlich die Rückseiten der Wände, die man tags zuvor für Puccini: Man of the Theatre verwendet hat. Ansonsten werden Szenenwechsel mit einzelnen Kisten und einer Leiter für die Richterszene angedeutet. Die Kostüme, für die ebenfalls Krugel verantwortlich zeichnet, entsprechen der Zeit, in der die Geschichte spielt. Aoife Spillane-Hinks nutzt in ihrer Inszenierung der Geschichte die intime Atmosphäre des Jerome Hynes Theatres gekonnt aus. So wird die Aufführung von Synges The Playboy of the Western World von heftigen Unmutsbekundungen der "Shouter" aus dem Publikum begleitet. Da kann man mit den Personen auf der Bühne schon Mitleid bekommen.

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Lady Gregory (Erin Fflur) lässt sich von dem Cop (Vladimir Sima) nicht einschüchtern.

Insgesamt ist die Geschichte aber doch sehr trivial und eindimensional. So wird eigentlich nicht wirklich klar, was denn das Skandalträchtige an Synges Stück sein soll, da die Liebesszenen zwischen Molly und J. M. absolut harmlos wirken. Vielleicht muss man das allerdings aus der Zeit betrachten, in der die Geschichte spielt. Die Gerichtsverhandlung führt jedenfalls alle Vorwürfe gegen die Truppe und das Stück relativ schnell ad absurdum, so dass der große dramatische Spannungsbogen fehlt. Dass dann alle in einem musikalischen Ensemble zu einem Happy End zusammenfinden, wirkt ein wenig abrupt und unmotiviert. Auch der Gesinnungswechsel bei Mrs. Kerrigan bleibt dramaturgisch fragwürdig.

Das Ensemble jedenfalls zeigt bei der Aufführung große Spielfreude. Erin Fflur gibt eine resolute Lady Gregory, die sich von niemandem Vorschriften machen und nicht einschüchtern lässt. So gelingt es ihr immer, den Mut der Truppe aufrechtzuerhalten und allen Widerständen zu trotzen. Stimmlich punktet sie mit sattem Mezzosopran. Bríd Ní Ghruagáin stellt als Mrs. Kerrigan mit kraftvollem Mezzo und dramatischen Höhen eine ernstzunehmende Gegnerin dar, die nicht akzeptieren will, dass ihr Sohn in der Titelrolle die Produktion begleitet. Dabei verfügt sie auch über eine gewisse Komik, wenn sie ihre Identität hinter einem Buch oder unter einem bunten Tuch in einem ausladenden Kostüm zu verbergen sucht. Dass Lady Gregory sie nicht erkennen soll, ist zwar nicht glaubwürdig, aber zumindest witzig. Jane Burnell legt die schöne Molly Allgood mit lieblichem Sopran absolut verführerisch an und macht deutlich, wieso Mrs. Kerrigan bei ihrem Sohn bei derartiger Konkurrenz keine Chance hat. Henry Strutt gestaltet die Partie des J. M. mit leichtem Tenor recht naiv und liebevoll.

Großes komisches Potenzial entfalten Vladimir Sima, Michael Ferguson und Henry Grant Kerswell als die drei Cops, die sich zunächst von Mrs. Kerrigan anstiften lassen, die Truppe festzunehmen, dann aber vor Gericht eingestehen müssen, dass sie eigentlich dafür keinen Anlass gehabt haben. Hier ist auch Carusos Musik sehr humorvoll angelegt. Ansonsten weist sie einen eleganten Parlando-Stil auf, der den gesungenen Text ins Zentrum stellt. So gibt es nach gut 75 Minuten begeisterten Applaus, in den sich neben der Regisseurin und dem Komponisten auch der Schriftsteller Colm Tóibín einreiht.

FAZIT

Die Oper erzählt eine nette Geschichte über eine interessante irische Persönlichkeit, die allerdings außerhalb Irlands auf kein großes Interesse treffen dürfte.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Alberto Caruso

Inszenierung
Aoife Spillane-Hinks

Bühne und Kostüme
Lisa Krugel

Licht
Maksym Diedov

 

Solistinnen und Solisten

Lady Augusta Gregory
Erin Fflur

Molly Allgood
Jane Burnell

J. M. Kerrigan
Henry Strutt

Mrs. Kerrigan
Bríd Ní Ghruagáin

Eileen O'Doherty
Deirdre Higgins

Máire Nic Shiubhlaigh
Holly Teague

Eithnee Magee
Helen Maree Cooper

Man / Shouter / John Quinn
Lawrence Gillians

W. B. Yeats / Shouter / Judge
Christian Loizou

Docker 1 / Shouter
Gabriel Seawright

Docker 2 / Journalist 2 / Shouter / Cop 2
Michael Ferguson

Docker 3 / Journalist 3 / Shouter / Cop 3
Henry Grant Kerswell

Journalist 1 / Shouter
Davide Zaccherini

Shouter 1
Cathal McCabe

Cop 1
Vladimir Sima

 

 


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