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Im Zeichen der RoseVon Thomas Molke / Foto: © Karin Ferenbach Die Konzerte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Meisterklassen haben sich seit einigen Jahren zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchstalente erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt Erfolge feiern. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Diana Haller, Marina Viotti oder Sofia Mchedlishvili, die hier vor einigen Jahren ihre Karriere mit Auftritten in diesen Konzerten und weiteren Produktionen des Festivals begonnen haben und in diesem Jahr allesamt in anderen Produktionen zurückkehren. Viotti präsentiert gemeinsam mit dem Gitarristen Gabriel Bianco ein Konzert mit französischen und spanischen Liebesliedern, und Mchedlishvili und Haller, die vor drei Jahren zusätzlich mit dem Inge-Borkh-Gedächtnispreis ausgezeichnet wurde, sind als Comtesse und Isolier in Rossinis Le Comte Ory zu erleben. Aufgrund großzügiger Zuwendungen von Privatleuten und dem 2005 gegründeten Freundeskreis ROSSINI IN WILDBAD e. V. kann auch ausgewählten jungen Künstlerinnen und Künstlern dieser Konzerte ein Stipendium angeboten werden, das neben der Teilnahme an den Meisterklassen auch häufig ein Rollenangebot für eine Opernaufführung in Bad Wildbad enthält. Da das Festival seit 2022 auf einen Zeitraum von 10 Tagen verdichtet werden musste, gibt es wie in den früheren Jahren wieder nur zwei Meisterklassen mit zwei Abschlusskonzerten. Geleitet werden die Meisterklassen wie in den vergangenen Jahren von Filippo Morace und Raúl Giménez, der dem Festival in Bad Wildbad schon viele Jahre verbunden ist. Im ersten dieser beiden Konzerte präsentieren sich sieben Sängerinnen und drei Sänger der Meisterklasse von Filippo Morace in Arien und Duetten. Applaus für die Meisterklasse: von links: Evelina Liubonko, Oksana Vakula, Gianluca Ascheri, Lana Maletić, Massimo Frigato, Sabrina Sanza, Filippo Morace, Luis Magallanes, Natalia Darkowska, Yo Otahara, Elena Capasso und Francesco Palmieri Neu in diesem Jahr ist, dass die einzelnen Musikstücke nicht einfach zusammenhanglos aneinandergereiht, sondern von Morace fast wie ein Pasticcio zusammengesetzt werden und eine durchgängige kleine Geschichte erzählen. Ein wichtiger Bestandteil sind dabei kleine rote Rosen, die immer dann als Übergang fungieren, wenn die aufeinanderfolgenden Stücke in keinen Zusammenhang gestellt werden können. Den Anfang macht das Auftritts-Duett aus Mozarts Le nozze di Figaro mit Francesco Palmieri als Figaro und Evelina Liubonko als Susanna. Allerdings misst Palmieri hier nicht den Raum aus, sondern zählt stattdessen sein eingenommenes Geld, während Susanna schwer beladen mit zahlreichen Tüten vom Shopping zurückkommt. Als Gag zeigen die Tüten das Konterfei des Festspielleiters Jochen Schönleber und sind mit "J S Fashion" verziert. Figaro verliert nach dem Duett sehr schnell das Interesse an seiner Susanna, weil Elena Capasso als weitere Susanna mit der Arie aus dem vierten Akt auftritt. Doch sie zeigt keinerlei Interesse an dem Liebeswerben Figaros und verlässt ihn, während Liubonko erbost auf die Bühne zurückkehrt und ihrem "Geliebten" gehörig die Leviten liest. Nun ist sie musikalisch aber nicht mehr Susanna sondern Linda di Chamounix aus Donizettis gleichnamiger Oper. Palmieri ist mittlerweile zu Don Giovanni mutiert und tröstet sich auch darüber mit einer neuen Frau hinweg. Dieses Mal versucht er Oksana Vakula als Zerlina mit dem berühmten "Là ci darem la mano" zu verführen, bevor nach einigem Zieren Vakula ihn zu allem bereit von der Bühne zerrt, bevor er dann mit der Kavatine des Podestà aus Rossinis La gazza ladra zurückkehrt und die Blütenblätter nach dem berühmten Spiel "Sie liebt mich, sie liebt mich nicht" ausreißt. Dann gesellt sich Massimo Frigato zu ihm und die beiden verwandeln sich in Guglielmo und Ferrando aus Mozarts Così fan tutte, die von Yo Otahara und Lana Maletić als Fiordiligi und Dorabella beäugt und untereinander aufgeteilt werden. Frigato glaubt im Anschluss, bei Maletić als Dorabella landen zu können, doch sie weist ihn barsch mit "Smanie implacabili" zurück. In der Arie beklagt sie zwar eigentlich den Verlust ihres Geliebten. Doch sie macht auch deutlich, dass sie nicht bereit ist, sich einem neuen Liebhaber zu öffnen. Ein wenig aus dem Rahmen fällt dann die Arie des Idamante "Il padre adorato", die von Natalia Darkowska interpretiert wird. Hier hilft nur die Rose als verbindendes Element. Nachdem Frigato von Dorabella abgewiesen worden ist, sucht er sich als Ernesto aus Donizettis Don Pasquale ein neues Ziel und wird bei Sabrina Sanza als Norina fündig. Nach der gefühlvollen Serenade "Com'è gentil..." geht es direkt in das zauberhafte Duett "Tornami a dir che m'ami" über. Sanza tritt dann zum Abschluss des Konzertes noch einmal auf, dieses Mal allerdings mit der großen Szene und Arie der Amina aus Bellinis La sonnambula. Frigatos Liebesbekundungen haben sich wohl als inhaltslos erwiesen. Ein wenig verzweifelt sieht Frigato auf dem roten Sessel, der als Requisite auf der Bühne steht, zu, wie Amina entrückt ihr Leid beklagt. Da das Konzert damit einen mehr oder weniger durchgängigen Bogen schlägt, gibt es am Ende keine Zugaben. Die Solistinnen und Solisten werden wieder mit viel Einfühlungsvermögen und großartigem Ausdruck von Gianluca Ascheri am Klavier begleitet. Einige der jungen Talente hat man bereits an den Tagen zuvor in den Abendproduktionen erleben können. Zu nennen ist hier der venezolanische Tenor Luis Magallanes, der als Graf von Torellas in Carafas Masaniello mit strahlenden Höhen begeisterte. Er hat für dieses Konzert die Arie des Fernando aus Donizettis La favorita, "Spirto gentil" ausgewählt, und löst mit den stupenden und kraftvollen Spitzentönen auch im Kurtheater beim Publikum großen Jubel aus. Yo Otahara war am Abend zuvor als Bauernmädchen Alice in Rossinis Le Comte Ory zu hören. Sie verfügt über einen sehr vollen, dunklen Sopran, der fast schon in den Mezzobereich geht, und setzt in diesem Konzert mit der Kavatine der Semiramide aus Rossinis gleichnamiger Oper, "Bel raggio lusinghier", Akzente. Neben einer voluminösen Mittellage glänzt sie auch mit dramatischen Spitzentönen. Oksana Vakula, die am gleichen Nachmittag noch die Elvira in Rossinis L'italiana in Algeri interpretiert, punktet mit beweglichem Sopran und sauber angesetzten Höhen in der Kavatine der Fiorilla aus Rossinis Il turco in Italia. So gibt es für alle Beteiligten großen Applaus am Ende eines Konzertes, bei dem das neue Format die Veranstaltung noch mehr wie aus einem Guss erscheinen lässt. FAZIT Das Konzert wird im neuen Format fast zu einem Opern-Pasticcio und erzählt eine nahezu durchinszenierte Geschichte, die unterstreicht, dass die jungen Talente hier nicht nur sängerisch Fortschritte machen sondern auch im darstellerischen Ausdruck einiges vermittelt bekommen. Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2024 Programm des Konzertes
Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro: Gaetano Donizetti: Linda di Chamounix: Rezitativ und Kavatine der Linda "Ah! tardai troppo - O luce di quest'anima" (Evelina Liubonko) Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni: Duett Zerlina - Don Giovanni "Là ci darem la mano" (Oksana Vakula, Francesco Palmieri) Gioachino Rossini: La gazza ladra: Kavatine des Podestà "Il mio piano è preparato" (Francesco Palmieri)
Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte: Wolfgang Amadeus Mozart: Idomeneo: Rezitativ und Arie des Idamante "Ah! qual gelido orror - Il padre adorato" (Natalia Darkowska)
Gaetano Donizetti: Don Pasquale: Gioachino Rossini: Il turco in Italia: Kavatine der Fiorilla "Non si dà follia maggiore" (Oksana Vakula) Gioachino Rossini: Semiramide: Kavatine der Semiramide "Bel raggio lusinghier" (Yo Otahara) Gaetano Donizetti: La favorita: Rezitativ und Arie des Fernando "Favorita del re! - Spirto gentil" (Luis Magallanes) Vincenzo Bellini: La sonnambula: Szene und Arie der Amina "Ah! non credea mirarti - Ah, non giunge" (Sabrina Sanza)
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AusführendeKlavier Einstudierung Teilnehmer*innen der Masterclass
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