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Rossini in Wildbad Belcanto Opera Festival 18.07.2024 - 28.07.2024
Das Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad feiert in diesem Jahr sein 35. Jubiläum. Eigentlich wäre es bereits das 36. Jahr, in dem das Festival stattfindet, aber im Jahr 2020 konnte wegen der Corona-Pandemie lediglich ein Mini-Festival im Herbst angeboten werden, das nicht mitgezählt wird. Dass sich dieses Festival auch international einen exzellenten Ruf erworben hat, der Belcanto-Fans aus nah und fern in den pittoresken Kurort an der Enz lockt, ist zum einen der Akademie BelCanto zu verdanken, die seit 2004 fast jedes Jahr hervorragende Talente entdeckt. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Olga Peretyatko, Michael Spyres, Diana Haller, Sara Blanch, Marina Viotti und viele andere mehr. Zum anderen ist es aber auch gerade die Pflege unbekannter Belcanto-Perlen, die Festspiel-Intendant Jochen Schönleber seit 1992 jedes Jahr ans Licht bringt und die nicht nur im Radio übertragen, sondern auch vom Klassiklabel Naxos auf CD eingespielt werden. Auch in diesem Jahr hat Schönleber wieder in verdichteter Form ein Paket geschnürt, das spannende Opern- und Konzerterlebnisse verspricht. Dabei ist das Augenmerk nicht nur auf den Schwan von Pesaro gerichtet, sondern man widmet sich auch seinen Zeitgenossen, in diesem Jahr Michele Carafa. Der Festivalauftakt wird am 18. Juli 2024 um 19.30 Uhr auf dem Turm des Baumwipfelpfads würdig begangen. In luftigen Höhen erklingt bei hoffentlich gutem Wetter Rossinis Messa di Gloria in großartiger Besetzung. Zu nennen sind hier unter anderem die beiden Tenöre Patrick Kabongo und Mert Süngü. Es dirigiert José Miguel Pérez-Sierra. Bei schlechtem Wetter findet das Konzert in der Trinkhalle statt.
Blick in die Trinkhalle Weiter geht es dann am 19. Juli 2024 um 19.30 Uhr mit der konzertanten modernen Erstaufführung von Michele Carafas Masaniello. Erzählt wird die Geschichte des unglücklichen Helden des Volksaufstands der Spanier in Neapel. Auch wenn das Werk heute in Vergessenheit geraten ist, galt es zu Carafas Lebzeiten als sein populärstes Stück. Rossini, der mit Carafa befreundet war, soll seinen Kollegen sehr geschätzt haben. Carafas einziges Manko sei - laut Rossini -, dass er zeitgleich mit ihm, Rossini, gelebt habe. Masaniello ist groß besetzt und erfordert allein sieben Tenorrollen, aber mit einer hohen Anzahl an Tenören hat man in Bad Wildbad ja seit Armida vor zwei Jahren einige Erfahrung. Die Titelpartie übernimmt Mert Süngü, der als intriganter Norfolc in Elisabetta, regina d'Inghilterra 2019 und Ilo in Zelmira 2018 noch in bester Erinnerung sein dürfte. Als Léona ist Catherine Trottmann zu erleben. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Nicola Pascoli. Die Produktion wird für CD aufgezeichnet. (Weiterer Termin: 26. Juli 2024 um 19.30 Uhr) Als szenische Produktion folgt dann am 20. Juli 2024 um 19.00 Uhr in der Trinkhalle Rossinis Le Comte Ory in einer Inszenierung von Festspielintendant Jochen Schönleber. Bei dem Werk handelt es sich um Rossinis erste originär französische Oper, die am 20. August 1828 knapp vier Jahre nach seiner Ankunft in Paris uraufgeführt wurde. Rossini gelang es nicht nur, diese komische Oper mit dem höchst pikanten Stoff von der Zensurbehörde genehmigen zu lassen, sondern auch noch an der Opéra zur Uraufführung zu bringen, obwohl diese Spielstätte eher dem ernsten Metier verpflichtet war. Für die Titelpartie kehrt Publikums-Liebling Patrick Kabongo nach Bad Wildbad zurück, der als ehemaliger Preisträger der Akademie BelCanto hier schon zahlreiche große Tenorrollen gesungen hat, zuletzt den Gernando in Armida und Oreste in Ermione 2022 und 2021 den Leicester in Elisabetta, regina d'Inghilterra. Auch die von Ory angebetete Comtesse ist in Bad Wildbad keine Unbekannte. Sofia Mchedlishvili hat hier in den vergangenen Jahren als Contessa di Folleville in Il viaggio a Reims und als Lisinga in Demetrio e Polibio Akzente gesetzt. Als Gouverneur und Raimbaud sind Nathanaël Tavernier und Fabio Capitanucci zu erleben. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Antonino Fogliani. Ein Stream wird später auf Operavision abrufbar sein. (Weitere Termine: 25. Juli 2024 um 19.30 Uhr und 27. Juli 2024 um 18.00 Uhr) Das Königliche Kurtheater von außen Auch die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Akademie BelCanto erarbeiten wieder eine eigene Opernproduktion, die am 21. Juli 2024 um 16.00 Uhr im Königlichen Kurtheater Premiere feiert. Auf dem Programm steht Rossinis Dramma giocoso L'italiana in Algeri. Schönleber inszeniert die turbulente Komödie um Isabella, die auf der Suche nach ihrem Geliebten Lindoro in Algier beim Mustafà, einem echten Macho, landet und ihm gehörig den Kopf verdreht. Mit jungen Talenten wird diese Komödie in verschiedenen Städten Europas realisiert und in Bad Wildbad verfilmt, so dass die Sängerinnen und Sänger sich mit dieser Aufnahme überall präsentieren können. Die musikalische Leitung übernimmt José Miguel Pérez-Sierra. (Weitere Termine: 23. Juli 2024 um 19.30 Uhr und 26. und 28. Juli 2024 jeweils um 10.45 Uhr) Als ehemalige Preisträgerin des Internationalen Belcanto-Preises kehrt Marina Viotti nach Bad Wildbad zurück, wo sie 2015 als Isabella in L'italiana in Algeri debütierte und zwei Jahre später als Arsace in Aureliano in Palmira triumphierte. Am 20. Juli 2024 ist sie um 11.15 Uhr im Königlichen Kurtheater mit dem Gitarristen Gabriel Bianco in einem Programm mit spanischen Kompositionen und ein bisschen Rossini zu erleben. Neu sollte in diesem Jahr eine Reihe über legendäre Tenöre der Rossini-Zeit starten. Geplant war am 24. Juli 2024 um 19.30 Uhr in der Trinkhalle Die zwei Gesichter von Gilbert-Louis Duprez mit dem Tenor Mert Süngü und Alessandro De Marchi am Fortepiano. Da De Marchi den Termin jedoch kurzfristig absagen musste, gibt es ein Ersatzkonzert mit der Szymanowski-Philharmonie Krakau unter der Leitung von José Miguel Pérez-Sierra und Solistinnen und Solisten des Festivals. Zu allen Opernproduktionen gibt es jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn einen Einführungsvortrag. Natürlich dürfen auch die alljährlichen Konzerte unter dem Titel Rossini & Co. I und Rossini & Co. II nicht fehlen, die in diesem Jahr am 21. und 27. Juli 2024 jeweils um 11.15 Uhr im Königlichen Kurtheater stattfinden und in denen die Teilnehmer der Masterclass, in diesem Jahr wieder unter der Leitung von Filippo Morace und Raúl Giménez, Arien und Ensembles präsentieren. Am Ende des zweiten Konzertes wird auch wieder der alljährliche Internationale BelCanto-Preis verliehen. Zum Abschluss des Festivals gibt es dann am 28. Juli 2024 um 19.30 Uhr auf dem Grillplatz Sommerberg wieder ein Waldkonzert für die ganze Familie, in dessen Rahmen auch die Inge-Borkh-Stipendiatin 2024 vorgestellt wird. Es dirigiert Musikdirektor Antonino Fogliani. Das komplette Programm, Karten und weitere Informationen gibt es unter www.rossini-in-wildbad.de. |
Rezensionen:
Le Comte Ory
L'italiana in Algeri
Ersatzkonzert statt
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