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Wexford Festival Opera
17.10.2025 - 01.11.2025


Le Trouvère

Grand-Opéra in vier Akten
Libretto von Salvadore Cammarano, französisches Libretto von Émilien Pacini
basierend auf dem Stück El trovador  von Antonio García Gutiérrez
Musik von Giuseppe Verdi

In französischer Sprache mit englischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3 h (eine Pause)

Premiere im National Opera House in Wexford am 17. Oktober 2025
(rezensierte Aufführung: 21. Oktober 2025)



 

 

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Französischer Verdi mit "Balletteinlage"

Von Thomas Molke / Fotos: © Pádraig Grant

Giuseppe Verdi verbindet man in erster Linie nicht mit dem Wexford Festival Opera, erst recht nicht, wenn es sich um das mittlere Werk der sogenannten "Trilogia popolare", Il trovatore, handelt, das entschieden dazu beigetragen hat, Verdis Ruhm auf der ganzen Welt zu festigen. Wenn man dieses Stück dennoch als Eröffnungsoper für das Festival wählt, muss schon etwas Besonderes her, und deswegen spielt man nicht die auch heute noch allgemein verbreitete italienische Fassung von 1853 sondern die am 12. Januar 1857 an der Grand Opéra aufgeführte französische Fassung Le Trouvère, die sich nicht nur in zahlreichen Passagen musikalisch unterscheidet, die aufgrund der Anpassung an den französischen Text erforderlich waren, sondern auch durch ein zu Beginn des dritten Aktes eingeführtes großes Ballett, das für die damalige Pariser Oper obligatorisch war. Obwohl sich diese französische Fassung im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute, wird sie heute kaum noch gespielt und wenn, wird meistens auf die Balletteinlage verzichtet. So ist es natürlich für das Festival selbstverständlich, dass man in Wexford dieses Ballett nicht streicht, auch wenn man vor Ort über kein Ballett-Ensemble verfügt.

Dass Verdi sich entschied, seinen überaus erfolgreichen Trovatore ins Französische zu übertragen, mag unter anderem daran gelegen haben, dass das Théâtre-Italien zuvor Raubkopien seiner Traviata erhalten hatte. Um derartige "Urheberrechtsverletzungen" zu vermeiden, entschied er sich zur Umarbeitung des Trovatore, wobei er deutlich machte, dass es in Paris nur Aufführungsrechte für die französische Fassung gebe. Dabei erwies sich die Adaption als ähnlich schwierig wie die Arbeit an der italienischen Fassung. Während Verdis ursprünglicher Librettist Salvatore Cammarano ganz andere Vorstellungen von der Umsetzung des spanischen Melodrams El trovador von Antonio García Gutiérrez als Verdi hatte, was die Fertigstellung der Oper verzögerte und Cammarano dann auch noch am 17. Juli 1852 starb, ohne das Libretto vollendet zu haben, so dass Verdi den Text gemeinsam mit dem neapolitanischen Publizisten Leone Emanuele Bardare komplettierte, beklagte er später, dass auch in Paris jeder der Meinung sei, ihm in seine Arbeit hereinreden zu müssen. Émilien Pacini schuf schließlich eine französische Fassung, mit der Verdi zufrieden war.

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Der Troubadour Manrique (Eduardo Niave) und Léonore (Lydia Grindatto) lieben einander.

Die Oper spielt im spanischen Bürgerkrieg des frühen 15. Jahrhunderts und verknüpft Historisches mit Fiktivem in einer reichlich verworrenen Handlung. Manrique, der Troubadour, und der Comte de Luna sind nicht nur Gegenspieler im Bürgerkrieg und Rivalen um die Liebe der schönen Léonore, einer Edeldame im Gefolge der Prinzessin von Aragon. Sie sind auch, ohne es zu wissen, Brüder, da Manrique als Baby von Azucena aus der Wiege entführt worden ist, um Rache dafür zu nehmen, dass der alte Comte de Luna ihre Mutter als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt hatte. Nun wollte sie seinen Sohn ebenfalls auf dem Scheiterhaufen brennen lassen, warf aber aufgrund einer Verwirrung ihr eigenes Kind in die Flammen und zog Manrique an Stelle ihres eigenen Sohnes auf, um durch ihn später Rache für den Mord an ihrer Mutter zu nehmen. Nach mehreren kämpferischen Auseinandersetzungen, in denen Manrique den Comte de Luna zunächst verschont hat, werden Manrique und Azucena schließlich vom Comte gefangen genommen und sollen hingerichtet werden. Léonore bietet dem Comte an, ihn zu heiraten, wenn er Manrique begnadigt, nimmt allerdings heimlich Gift, um dem verhassten Comte nur als Tote zu gehören. Der Comte ist über diesen Verrat derart erbost, dass er Manrique sofort töten lässt, um anschließend von Azucena zu erfahren, dass es sich bei Manrique um seinen damals entführten Bruder handelt, dem er jetzt selbst den Tod gebracht hat. Damit hat sich für Azucena ihre Rache erfüllt, und der Comte bleibt gebrochen zurück.

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Doch auch der Comte de Luna (Giorgi Lomiseli) liebt Léonore.

Das Regie-Team um Ben Barnes verlegt die Handlung in die Zeit des Spanischen Bürgerkriegs von 1936 - 1939. Der Comte de Luna steht an der Spitze der Faschisten, die durch Unterstützung der deutschen Nationalsozialisten einen Sieg der rechtsgerichteten Putschisten unter General Franco über die Kämpfer für die Republik erlangen konnten. Manrique und Léonore stehen auf der Seite der Anhänger der Republik. Für Barnes dient diese Geschichte aber nur als Folie für die eigentlichen beiden Konflikte: die rivalisierende Liebe um die schöne Léonore und Azucenas Wunsch nach Rache. Liam Doona hat ein für die damalige Zeit relativ passendes Setting entworfen, das durch die Kostüme von Mattie Ullrich optisch unterstützt wird. In diesem Ambiente wird die abstruse Geschichte relativ anschaulich und nah am Libretto erzählt, was auch in der Personenregie und mit zahlreichen Szenenwechseln gut umgesetzt wird. Besonders beeindruckend gelingt das Ende, wenn die Rückwand emporgezogen wird und der Hintergrund in Feuerrot schimmert, um den Tod der diversen Figuren auf dem Scheiterhaufen aufzugreifen.

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Azucena (Kseniia Nikolaieva) sinnt auf Rache für den Mord an ihrer Mutter.

Mit großer Spannung wird in dieser Produktion die Balletteinlage nach der Pause zum Beginn des dritten Aktes erwartet. Aus dem Programmheft kann man entnehmen, dass das Ballett aus insgesamt vier Teilen besteht: Pas de Bohémiennes, Sevillana, La Bohémienne und Galop. Der erste Teil greift die berühmte Chormelodie aus dem zweiten Akt wieder auf und führt in eine kämpferische Atmosphäre in den zweiten Teil, in dem ein Soldat ein Pas de deux mit einer Frau tanzt, die die Truppen mit Nahrung versorgt. Im dritten Teil folgt dann eigentlich eine Pantomime, in der Bohémiens die Zukunft aus den Karten lesen. Das alles sucht man in der Inszenierung allerdings vergeblich. Stattdessen werden auf ein riesiges Zelt, das die Bühne verdeckt, Videoprojektionen aus dem Spanischen Bürgerkrieg und anderen kriegerischen Auseinandersetzungen des frühen 20. Jahrhundert wie in einer Art Wochenshow projiziert. Diese Projektionen haben zwar nichts mit dem eigentlichen Ballett zu tun, hätte man allerdings noch als Ablenkung tolerieren können. Aber dann treten auch noch drei Tänzerinnen auf und führen die ganze Szene ad absurdum. Mal hantieren sie mit Maschinengewehren, dann mit riesigen Fahnen. Einen Sinn ergibt das alles nicht. Auch dass sich Manrique und Léonore in dieser Einlage zunächst vor dem Zelt und später als Schattenfiguren hinter dem Zelt der Liebe hingeben, wirkt als hilfloser Versuch, die Zeit der Instrumentalmusik zu überbrücken. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, einfach den träumenden Comte allein vor dem Zelt sitzen und den Klängen der Musik lauschen zu lassen. So hätte man die wunderbare Musik sinnvoller genießen können.

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Léonore (Lydia Grindatto, Mitte mit Jade Phoenix als Inès auf der rechten Seite) sucht im Kloster Zuflucht.

Sieht man von diesem Manko der Produktion ab, lässt die Aufführung szenisch und musikalisch keine Wünsche offen. Eduardo Niave verfügt in der Titelpartie über einen strahlenden Tenor, der in den Höhen eine enorme Kraft besitzt. Mit Giorgi Lomiseli hat er als Comte de Luna einen Rivalen, der ihm mit profundem Bariton und dunklen Tiefen stimmlich wunderbar Paroli bietet. Die Glanzpartien sind aber eigentlich den beiden Damen vorbehalten. Lydia Grindatto begeistert mit leuchtenden Höhen und großer Intensität als Léonore, die für ihren Troubadour sogar bereit ist, in den Tod zu gehen. Ihre große Auftrittskavatine gestaltet sie mit sauber angesetzten Spitzentönen. Auch beim "Miserere" im vierten Akt geht ihre Interpretation unter die Haut. Kseniia Nikolaieva ist eine großartige Besetzung für die Partie der Azucena. Mit dunkel gefärbtem Mezzosopran löst sie direkt mit ihrer großen Auftrittsarie Begeisterungsstürme aus, wenn sie von der fatalen Vorgeschichte erzählt. Die kleineren Partien sind mit Luca Gallo als Fernand, Conor Prendiville als Ruiz und Jade Phoenix als Inès ebenfalls gut besetzt. Der Chor präsentiert sich unter der Leitung von Andrew Synnott stimmgewaltig und punktgenau. Marcus Bosch, der als künstlerischer Leiter der Opernfestspiele Heidenheim als "Verdi-Fachmann" bezeichnet werden kann, stellt mit dem gut aufgelegten Orchester unter Beweis, wie viel Strahlkraft in Verdis Partitur liegt, und fächert die wunderbare Melodiebögen mit viel Gespür für Details auf. So gibt es für alle Beteiligten großen Beifall.

FAZIT

Für eine Produktion der französischen Fassung von Verdis Oper hätte man sich eine passendere Umsetzung der Balletteinlage gewünscht. Ansonsten ist es absolut spannend, die Oper auch in der veränderten Version kennenzulernen.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Marcus Bosch

Inszenierung
Ben Barnes

Bühne
Liam Doona

Kostüme
Mattie Ullrich

Movement Director
Libby Seward

Projektions-Design
Arnim Friess

Co-Licht-Design
Daniele Naldi
Paolo Bonapace

Chorleitung
Andrew Synnott

 

Orchester des Wexford Festival Opera

Chor des Wexford Festival Opera

 

Solistinnen und Solisten

Manrique
Eduardo Niave

Le Comte de Luna
Giorgi Lomiseli

Fernand
Guca Gallo

Ruiz
Conor Prendiville

Léonore
Lydia Grindatto

Azucena
Kseniia Nikolaieva

Inès
Jade Phoenix

Un vieux Bohémien
Philip Kalmanovitch

Un Messager
Vladimir Sima

Un Geolier
Conor Cooper

Tänzerinnen und Tänzer
Luisa Baldinetti
Andrea Carlotta Pelai
Miryam Tomè

 


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