Wie in den vorherigen Jahren hat die künstlerische
Leiterin des Wexford Festival Opera, Rosetta Cucchi, am Vormittag der letzten Hauptpremiere eingeladen, um auf einer
Pressekonferenz die Pläne für das kommende Jahr vorzustellen. 2026
wird das 75-jährige Jubiläum des Festivals gefeiert und so soll im kommenden
Jahr eine Art Erinnerungsreise durch die bisherige Festivalgeschichte
gemacht werden. Das Motto lautet dabei "one for the heart, one for the head,
one for fun" und bietet gewissermaßen ein "Best of" der Opern, die in
diesen 75 Jahren zu erleben und außerhalb des
Festivals meistens völlig unbekannt waren. Dabei
greift man einzelne Stücke auf, die bereits in der langjährigen
Geschichte des Festivals wiederentdeckt worden sind, und studiert diese
Werke allesamt in einer neuen Regie ein. Neben den drei Hauptproduktionen,
die im nächsten Jahr einen Bogen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert
spannen, gibt es auch wieder eine Produktion der von Cucchi installierten
"Wexford Factory", zwei "Pocket Operas", das sich immer größerer Beliebtheit
erfreuende Projekt "Community Opera", Konzerte, Recitals, zahlreiche
Pop-Up-Events und vieles mehr. Außerdem haben sich zahlreiche Stars
als "Ambassadors" angekündigt, die bei ihren ersten Auftritten beim Festival noch am Anfang
ihrer Karriere standen. So darf man sich auch 2026 auf zahlreiche spannende
Veranstaltungen freuen.
Den Anfang macht ein Werk, das hier 1995 zu erleben
war: Pietro Mascagnis Iris. Das am 22. November 1898 in Rom
uraufgeführte Melodramma um die Japanerin Iris, die über den Bordellbesitzer
Kyoto an den Lüstling Osaka gerät, führt auch heute noch im Schaffen des
Komponisten, der heutzutage nur durch den berühmten Einakter
Cavalleria rusticana bekannt ist, ein absolutes Schattendasein. Bei der
Aufführung der Oper vor 30 Jahren konnte man aus Platzgründen im damaligen Opernhaus
nur eine reduzierte
Fassung zur Aufführung bringen. Jetzt hat man im neuen National Opera House die
Möglichkeit, das Stück mit vollem Orchester und Chor zu spielen. Regie führt Rosetta Cucchi höchstpersönlich, die sich bereits
vielerorts in ihren Inszenierungen tragischen Frauenschicksalen in der Oper
gewidmet hat. Die musikalische Leitung übernimmt Francesco Cilluffo. Für das
Bühnenbild und die Kostüme zeichnen Tiziano Santi und Claudia Pernigotti
verantwortlich. Die Premiere eröffnet das Festival am 15. Oktober 2026 um
20.00 Uhr. (Weitere Termine: 20., 23., 28. und 31. Oktober 2026)
Über die zweite Produktion konnte das Publikum in
einer mehrwöchigen Aktion zwischen drei angebotenen Opern auswählen:
L'equivoco stravagante von Gioachino Rossini, Il barbiere di Siviglia
von Giovanni Paisiello und Don Gregorio von Gaetano Donizetti.
Dass die Wahl in Wexford auf Rossini gefallen ist, mag ein bisschen
verwundern, da das Werk mit den Produktionen in Bad Wildbad und Pesaro vor
wenigen Jahren heutzutage eigentlich wirklich keinen Seltenheitswert mehr
hat. Vielmehr hätte man erwartet, dass sich das Festival-Publikum für den "Lieblings"-Komponisten
des Festivals, Gaetano Donizetti, entscheiden würde. Gegen die Wahl sprach
aber, dass Don Gregorio erst 2006 hier auf dem Spielplan stand, so
dass viele Wählerinnen und Wähler die damalige Produktion bereits
gesehen haben könnten. Bei Rossinis L'equivoco stravagante ist das eher
unwahrscheinlich, da das Werk hier 1968 lange vor der Rossini-Renaissance in
Pesaro und Bad Wildbad auf dem Spielplan stand. An der Abstimmung haben sich
über 1100 Besucherinnen und Besucher aus 30 Ländern beteiligt, was
die internationale Strahlkraft des Festivals belegt. Inszenieren wird die
Neuproduktion Max Hoehn. Die musikalische Leitung übernimmt Riccardo Bisatti.
Die Premiere findet am 16. Oktober 2026 um 19.30 Uhr im National Opera House
statt. (Weitere Termine: 21., 25. und 29. Oktober 2026)
Die dritte große Oper folgt erst zwei Tage
später am 18. Oktober 2026 um 19.30 Uhr im National Opera House. Auf dem
Programm steht dann The Gambler von Sergei Prokofiev. Diese
Geschichte über einen Spieler nach dem Roman von Fjodor Dostojewski stand
zuletzt 1973 in Wexford auf dem Programm und ist auch heute noch relativ
selten auf den Opernbühnen zu erleben. Inszenieren wird die Erzählung um den
jungen
Alexei, der beim Roulette seiner Spielsucht erliegt, Ivan Popovski. Die
musikalische Leitung übernimmt Valentin Uryupin. Während bei der Produktion
1973 eine englische Übersetzung verwendet wurde, spielt man dieses Mal in
russischer Originalsprache. (Weitere Termine: 22., 24. und 30. Oktober 2026)
Der Abend des 17. Oktober 2026 ist einem besonderen
Konzert zur Feier des 75-jährigen Jubiläums vorbehalten. Hier haben sich
Stars wie Ermonela Jaho, Daniela Barcellona, Joseph Calleja, Igor
Golovatenko und Georgi Manoshvili angekündigt.
Für die diesjährigen "Pocket Operas / Opera Beag"
geht man im kommenden Jahr ebenfalls sehr tief in die Geschichte des
Festivals zurück. Auf dem Programm im Jerome Hynes Theater stehen The
Rose of Castille von Michael William Balfe, die Oper, mit der das erste
Wexford Festival Opera 1951 eröffnet worden ist, und Much Ado
About Nothing von Charles Villiers Stanford, dem zweiten irischen
Komponisten, dessen Werk 1964 in Wexford auf dem Spielplan stand.
2026 startet auch ein neuer Jahrgang der von Cucchi
gegründeten "Wexford Factory". Über einen Zeitraum von jeweils zwei Jahren
werden hier junge Künstlerinnen und Künstler auf ihren ersten Schritten in
eine Musiktheaterkarriere begleitet und erarbeiten neben kleineren Partien
in den anderen Produktionen und Auftritten bei den Pop-Up-Events auch
jeweils eine eigene Oper, die im National Opera House zur Aufführung
gelangt. In diesem Jahr gibt es eine Uraufführung von Alberto Caruso (Musik)
und Colm Tóibín (Libretto). Nach The Master 2022 und Lady Gregory
in America 2024 handelt es sich schon um die dritte Produktion, die die
beiden für das Wexford Festival Opera erarbeiten. Unter dem Titel
The First Festival geht es anlässlich des 75-jährigen Jubiläums dieses
Mal um die Entstehung des Festivals selbst.
Zu einem absoluten Fan Favorite hat sich mittlerweile
auch das 2023 von Cucchi eingeführte Projekt "Community Opera" entwickelt.
Dabei wird Menschen der Gegend die Möglichkeit geboten, zusammen mit den
Theaterleuten ein Stück zu entwickeln, das dann im Grain Store at
Stonebridge als "Walk-Through-Production" zur Aufführung gelangt. 2026 gibt
es eine Uraufführung der irischen Komponistin Ailís Ní Ríain, die seit 2025
Jahr als "Composer in residence" in Workshops mit den Ortsansässigen und der
"Wexford Factory" arbeitet. Still, life... ist ein Werk über die
ruhigen Momente des Lebens, wenn alles andere um einen herum stillsteht.
Ergänzt wird das Programm von den beliebten Lunchtime
Recitals in der St. Iberius Church, einem Gala- und einem
RTÉ-Orchestra-Konzert, der Dr. Tom Walsh Lecture, den "Impossible Interviews", mehreren Late-Night-Veranstaltungen
und zahlreichen Pop-Up-Events.
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