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Orchesterkonzert
Joyce DiDonato & Friends


Il pomo d'oro
Maxim Emelyanychev, Dirigent
Joyce DiDonato, Mezzosopran
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Rachel Portman

in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 15' (eine Pause)

Samstag, 22.03.2025, 19.30 Uhr
Großer Saal im Konzerthaus Dortmund

 


(Homepage)

Uraufführung zum Abschluss

Von Thomas Molke / Foto: © Simon Pauly, Oliver Hitzegrad

Eine Woche lang hat die US-amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato in einem Festival in der Reihe Curating Artist dem Publikum als Interpretin, Gesangslehrerin und Gesprächspartnerin im Konzerthaus Dortmund ein abwechslungsreiches Programm präsentiert. Zum Abschluss gibt es die Uraufführung eines Liederzyklus der britischen Komponistin Rachel Portman, die vor allem für ihre zahlreichen Filmmusiken bekannt ist. Als erste Frau wurde sie 1997 in der Kategorie Filmmusik für Jane Austens Emma mit dem Oscar ausgezeichnet und hat seitdem nicht nur zu über 100 Filmen die Musik beigetragen, sondern auch für die Oper und den Konzertsaal komponiert. Da die Uraufführung Another eve mit rund 25 Minuten für einen kompletten Abend ein wenig zu kurz wäre, wird sie von zwei Sinfonien Mozarts eingerahmt, die in jeder Hinsicht einen Anfang und ein Ende bilden. Es handelt sich nämlich um Mozarts erste und letzte Sinfonie.

Den Anfang macht die Sinfonie Nr. 1 Es-Dur, die das "Wunderkind" Mozart im zarten Alter von nicht einmal zehn Jahren komponierte. Sie entstand während einer dreijährigen Europareise in London und wurde am 21. Februar 1765 in London im Little Theatre in Haymarket aufgeführt. Auch wenn bereits die ersten Töne des "Molto allegro" das Genie Mozart in ihrer Einzigartigkeit erkennen lassen, dürften zwei Komponisten den jungen Mozart im dreisätzigen Aufbau der Sinfonie maßgeblich beeinflusst haben: Karl Friedrich Abel, der seit 1759 in London wirkte, und Johann Christian Bach, der sich während dieser Zeit mit Mozart auch häufig ans Klavier gesetzt haben soll. Das 2012 gegründete und auf historische Aufführungspraxis spezialisierte Ensemble Il pomo d'oro, das bereits mehrfach auch Programme von Joyce DiDonato begleitet hat, arbeitet mit ihrem Chefdirigenten Maxim Emelyanychev die atmosphärischen Kontraste, die bereits in diesem Frühwerk Mozarts stecken, präzise heraus. Emelyanychev dirigiert dabei mit vollem Körpereinsatz, nahezu so ungestüm, wie auch der Wechsel der Tempi ist. Festliches, Sakrales und Stürmisches wechselt sich bereits im ersten Satz ständig ab, und auch die beiden weiteren Sätze sind von starken Gegensätzen durchzogen.

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Joyce DiDonato (© Simon Pauly)

Im Anschluss folgt die Uraufführung von Portmans Another eve. Irritierend im Titel ist, dass eve kleingeschrieben ist, da es sich um eine Person handelt: eine neue Eva, die auf der Suche nach dem verlorenen Paradies ist. Der Liederzyklus ist auf Bitten von DiDonato entstanden. Zu DiDonatos Programm Eden, mit dem sie auf ihrer Tournee auch in der Philharmonie Essen begeistert hatte (siehe auch unsere Rezension), hatte Portman bereits ein Lied beigesteuert, das auf DiDonato einen derartigen Eindruck gemacht hat, dass sie Portman und den Textdichter Gene Scheer gebeten hat, dieses Lied zu einem ganzen Zyklus auszubauen. Zu "The first morning of the world" entstanden folglich sechs weitere Lieder, in denen die Sprache der Natur beschrieben und der Garten Eden gesucht wird. Portmans Musik ist dabei von nahezu sphärischen Naturklängen durchzogen, die das Ensemble Il pomo d'oro unter der Leitung von Emelyanychev sehr lautmalerisch und nahezu zerbrechlich einfängt, so wie die Natur sehr verletzlich wirkt. Das lyrische Ich beschreibt in einer Fantasie das Erleben des ersten Morgens in einer neuen Welt mit sehr zarten und weichen Tönen, doch auch mit einer gewissen Angst. Denn der Mensch hat die "Grammatik" der Erde und Natur verlernt und läuft Gefahr, sich nach dem verlorenen Paradies eine weitere Welt zu zerstören.

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Joyce DiDonato mit Maxim Emelyanychev und dem Ensemble Il pomo d'oro beim Liederzyklus (© Oliver Hitzegrad)

Ab dem zweiten Lied beginnt dann die Suche nach paradiesischen Zuständen. Das lyrische Ich mutiert zu einer neuen Eva, die über Beobachtung der Natur erkennt, dass es einen übergeordneten Plan geben muss, den der Mensch jedoch nicht zu verstehen scheint. Portmans Musik erinnert dabei stark an einen Soundtrack, der auch eindrucksvoll einen Naturfilm untermalen könnte. Im dritten Lied "Breathing" ahmen die Streicher durch ein leichtes Tremolo die Bewegung des Atmens nach. Man möchte die Natur über den Duft in sich aufnehmen. In "Holding on" lässt der zarte Fluss der Streicher DiDonato mit einem weich geführten "Ah" durch Zeit und Raum schweben. Erinnerungen an vergangene Zeiten werden wach, in denen man als Kind ausgelassen im Wald gespielt hat und auf Bäume geklettert ist. Das führt direkt zum nächsten Lied, "Why a garden", in dem erklärt wird, wieso es wichtig ist, das verlorene Paradies wiederzufinden. Doch die Zeit ist knapp. Man muss die Saat dafür selbst setzen, was in den letzten beiden Liedern zum Ausdruck kommt. So ist der Zyklus auch ein emotional bewegender Appell, verantwortungsbewusster mit der Natur umzugehen.

Das Publikum zeigt sich von DiDonatos intensiver Interpretation und vom bewegenden Spiel des Ensembles Il pomo d'oro absolut begeistert und spendet stehende Ovationen. Intendant Dr. Raphael von Hoensbroech bedankt sich im Namen des Konzerthauses nicht nur für eine eindrucksvolle Woche, die DiDonato dem Konzerthaus Dortmund beschert hat, sondern freut sich auch, dass sie bereits am 2. Mai 2025 als Storgé in der konzertanten Aufführung von Händels Oratorium Jephtha gemeinsam mit dem Ensemble Il pomo d'oro zurückkehren wird. Natürlich darf eine Zugabe nicht fehlen. Da das Rahmenprogramm um die Uraufführung Mozart ist, hat DiDonato eine Mozartarie im Gepäck und schlüpft in die Rolle des Cherubino aus Le nozze di Figaro. Nach dem eher ernsten Zyklus zeigt sich DiDonato mit schillerndem und jugendlich frischem Mezzosopran von ihrer gewohnt humoristischen Seite und spielt mit dem Orchester und Emelyanychev.

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Voller Einsatz bei Mozarts Jupiter-Sinfonie: Maxim Emelyanychev mit dem Ensemble Il pomo d'oro (© Oliver Hitzegrad)

Nach der Pause folgt dann Mozarts letzte Sinfonie, die als Krönung seines Schaffens gilt. Wahrscheinlich war es der Londoner Impresario Johann Peter Salomon, der ihr den Beinamen Jupiter verliehen hat. Ob Mozart die Uraufführung dieses Werkes selbst erlebt hat oder ob die Sinfonie Nr. 41 C-Dur erst nach seinem Tod veröffentlicht worden ist und Mozart sie folglich wie die beiden Sinfonien Nr. 39 und Nr. 40 im Hinblick auf bessere Zeiten komponiert hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Mozart entfaltet darin direkt in der Eröffnung im ersten Satz auf kleinstem Raum einen strahlenden Klang, der immer wieder mit einem zögerlichen Ansatz einer Kantilene zusammenfällt. Auch hier verausgabt sich Emelyanychev in seinem Dirigat körperlich und scheint mit jeder Faser dem unbändigen Drang der Musik nachzugehen. Das Ensemble Il pomo d'oro folgt ihm mit großer Präzision und arbeitet auch in den folgenden drei Sätzen die Kontraste in der Musik differenziert heraus. Musikalischer Höhepunkt ist dann das Finale, das das Publikum in begeisternden Jubel ausbrechen lässt.

FAZIT

Mozarts Sinfonien sind nicht nur in sich kontrastreich, sondern bilden auch einen starken Gegensatz zu der eher kontemplativen Uraufführung von Portmans Liederzyklus.


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Ausführende

Joyce DiDonato, Mezzosopran

Il pomo d'oro

Maxim Emelyanychev, Dirigent



Werke

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 1 Es-Dur KV 16
Molto allegro
Andante
Presto

Rachel Portman
Another eve
Liederzyklus auf einen Text von
Gene Scheer, Uraufführung
"The first morning of the world"
"Another eve"
"Breathing"
"Holding on"
"Why a garden"
"Eden's seed"
"Tip of your tongue"

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551
Jupiter
Allegro vivace
Andante cantabile
Menuetto. Allegretto - Trio
Molto allegro



Weitere Informationen
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Konzerthaus Dortmund
(Homepage)



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