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Gut gemacht, Sportsfreunde!
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Thilo Beu
Mit der Frau ohne Schatten hat sich die Essener Oper in der vergangenen Spielzeit in der Rangliste der Richard-Strauss-Bühnen weit nach oben gespielt, mit Daphne konnte diese Position sogar noch ausgebaut werden: In der Aalto-Oper, da wird Strauss Ereignis. Jetzt wird die Erfolgsstory mit Elektra fortgesetzt. Angesichts der Fangemeinde, die Essens Chefdirigent Stefan Soltesz hinter sich weiß und die ihr Idol fast wie einen Pop-Star bejubelt, war die Aufführung fast Nebensache. ![]() Bühnenbildner Hans Dieter Schaal mischt in einheitlichem Beton-grau abstrakte und konkrete Elemente: Eine Spielfläche verdrängt rudimentär erhaltene Gebäudereste wie Klytämnestra die Vergangenheit. Ein Irrenhaus, dieser Familiensitz, das machen (wem die Musik und die Story an sich nicht ausreichen, dies zu erahnen) die Irrenärzte am Bühnenrand deutlich. Elektra hat vorne eine "Erinnerungsecke" mit Sitzbank und vielen Fotos: Nur wer die Geschichte nicht vergisst, der findet seine Identität, so könnte vereinfacht die Botschaft lauten. Aegisth gelingt das nicht, denn er wirft tolpatschig ein Iphigenie-Portrait um (erinnere: Elektras Vater Agamemnon ließ seine Tochter Iphigenie opfern), und Elektra winkt gleich einer Todesgöttin von einer Pseudo-venezianischen Gondel aus dem verhassten Stiefvater zu. Der blutet unmittelbar danach an den Füßen aufgehängt aus wie zuvor ein Widder - dazu öffnet sich geheimnisvoll in Science-Fiction-Manier ein Tor im Hintergrund der Bühne. Gelegentlich streift die symbolfreudige Ästhetik des Regieteams mehr als nur den Rand des Kitsches. ![]()
Die Atriden verlieren sich in den Trümmern ihrer Geschichte, und das wird im Bühnenbild überzeugend sichtbar. Leider verliert aber auch Regisseur Nicolas Brieger seine Akteure aus den Augen. Es gelingt kaum einmal einem der Sänger, sich gegen die übermächtige Kulisse zu behaupten. Die Bewegungsabläufe sehen so aus, als sei intensiv geprobt worden, aber ohne das die Sänger so recht verstanden hätten, was zu tun sei - und vor allem warum. Besonders Luana DeVol hat in der Titelrolle mit solchen Problemen zu kämpfen, und das scheint sich auch im Musikalischen niederzuschlagen. Sie singt zwar durchaus schön und auch dramatisch (leider verausgabt sie sich in vielen Phrasen zu früh und hat dann nicht mehr die Kraft, Akzente an den dramatisch "richtigen" Stellen zu setzen), aber die ganz große Ausstrahlung fehlt ihr. In den vergangenen Jahren war an Häusern wie Dortmund oder Krefeld/Mönchengladbach zu erleben, wie Sängerinnen mit eher weniger Stimmaterial mehr aus der Rolle machen. ![]()
Silvana Dussmann als Chrysosthemis und Ildiko Szönyi als Klytämnestra, beide musikalisch sehr überzeugend, haben es mit ihren vergleichsweise kurzen Auftritten da einfacher als die ständig präsente Titelheldin. Klytämnestra trägt ein weißes Kleid, das mit roten Edelsteinen besetzt ist als wären es Blutspuren. Schleppenträgerin und Vertraute sind in dieser Inszenierung besonders durchgeknallte Vertreterinnen des Damenkränzchens - von solchen mehr oder weniger originellen Details abgesehen bewegt sich die Inszenierung im konventionellen Rahmen, ohne besondere Akzente zusetzen. Mitunter ist es sogar ein wenig langweilig. ![]()
Die Essener Philharmoniker sind unter Soltesz' Leitung ein hervorragender Klangkörper geworden, das beweisen sie auch jetzt wieder. Dennoch schleichen sich in das vielleicht allzu siegessichere Spiel kleine, aber störende Ungenauigkeiten ein. Und bei den vorgehenden Strauss-Opern hat auch Soltesz die große Linie überzeugender gefunden als in der Elektra, wo er oft sehr kurzgliedrig von einem Höhepunkt zum nächsten eilt. So sportlich wie das Ensemble die Ovationen entgegen nimmt, hat die Applausordnung etwas von einer Siegerehrung. Souverän die Olympianorm erreicht, möchte man sagen. Ohne Frage ist die Aufführung von sehr ordentlichem Niveau, aber gemessen an den hohen Erwartungen bleibt doch eine leise Enttäuschung.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreinstudierung
Licht
Solisten* Besetzung der PremiereKlytämnestra Ildiko Szönyi *
Elektra
Chrysothemis
Ägisth
Orest
Almas Svilpa
Der Pfleger des Orest
Die Vertraute Klytämnestras
Sabina Wehlte
Die Schleppträgerin
Ein junger Diener
Ein alter Diener
Aufseherin
Erste Magd
Zweite Magd
Dritte Magd
Vierte Magd
Fünfte Magd
Silvia Colombini
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- Fine -