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L'elisir d'amore (Der Liebestrank)

Melodramma giocoso in zwei Akten
Libretto von Felice Romani
Musik von Gaetano Donizetti


in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 40' (eine Pause)

Eine Produktion von Palau de les Arts Reina Sofía Valencia und Teatro Real Madrid (2011)
Premiere im Staatenhaus Köln-Deutz (Saal 2) am 5. November 2023
(rezensierte Aufführung: 12. November 2023)


Logo: Oper Köln

Oper Köln
(Homepage)

Sex on the Beach und andere Drogen

Von Stefan Schmöe / Fotos von Matthias Jung

Liebe ist mitunter eine Statusfrage. Solange Nemorino herzensgut, aber naiv und arm ist, wird er von den Frauen nicht weiter beachtet. Schon gar nicht von der wohlhabenden und sozial höherstehenden Adina. Aber kaum macht das Gerücht die Runde, er habe geerbt (und zwar viel), da fliegen ihm die Frauenherzen nur so zu. Die Dramaturgie der Oper funktioniert nicht nur unter den Bedingungen vom Anfang des 19. Jahrhunderts, sondern auch in der Gegenwart wie in dieser Produktion. Oder sollte man sagen: In der jüngsten Vergangenheit? Die Inszenierung von Damiano Michieletto, die das Geschehen ins 21. Jahrhundert verlegt, stammt aus dem Jahr 2011 und ist für die Theater in Valencia und Madrid entstanden und nun nach verschiedenen Zwischenstationen am Rhein gelandet. Und da wirkt sie immer noch ziemlich frisch.

Szenenfoto

Strandleben: In der Mitte Adina, Besitzerin der nach ihr benannten Bar

Dieser Liebestrank spielt im prallen gegenwärtigen Strandleben irgendwo an der Mittelmeerküste. Adina ist keine Gutsbesitzerin, sondern betreibt eine Bar, Nemorino ist ihr Hilfsarbeiter. Der Offizier Belcore kommt wohl eher vom nächsten Kreuzfahrtschiff als von der Marine, und der Quacksalber Dulcamara vertreibt werbewirksam Energy-Drinks und auf Nachfrage auch diverse illegale Substanzen - nicht unlogisch, dass Nemorino ihn um eine geeignete Droge bittet, durch deren Wirkung ihm Adina verfällt. Die Regie verändert nichts, sie setzt nur einen neuen Rahmen (was nicht ungewöhnlich ist für diese Oper). Ansonsten erzählt sie gut gelaunt die Geschichte nach, verzichtet auf irgendwelche Umdeutungen und baut auf die Musik.

Szenenfoto

Offizier Belcore und Adina

Kathrin Zuckowski ist eine ziemlich liebe, bestenfalls ein ganz kleines bisschen extravagante Adina - unter den vielen Strandschönheiten fällt sie kaum auf, was der Story ein wenig die Spitze nimmt. Sie singt mit betörend schönem Piano und sauberen Koloraturen; im Forte fehlt es der Stimme ein wenig an Durchschlagskraft. Matteo Roma ist , was das Auftreten betrifft, ein perfekter Nemorino, ein lieber, sehr braver Kerl, den man sofort total nett findet und dem man nicht viel zutraut. Sein Tenor klingt ziemlich leicht und schnell gepresst, leider auch in seiner wunschkonzerterprobten Arie Una furtiva lagrima. Insik Choi gibt einen soliden, ein wenig unbestimmten Offizier Belcore. Omar Montanari singt und spielt sich als schmieriger, sehr präsenter Dulcamara mit kräftiger und beweglicher Stimme immer wieder in den Vordergrund. Ein wenig poltrig darf er in dieser Partie ja durchaus sein.

Szenenfoto

Verkauft nicht nur Energy-Drinks: Dulcamara

Der Chor der Kölner Oper singt ganz ausgezeichnet (Einstudierung: Rustam Samedov) und macht auch in Strandkostümen bella figura. Überhaupt glänzt das Ensemble durch große Spielfreude (szenische Einstudierung: Marcin Łakomicki). Ein paar blendend aussehende Statistinnen und Statisten in knapper Badekleidung vervollständigen geschickt die Szenerie. Das Orchester ist im Saal 2 des Staatenhauses seitlich der Bühne postiert, was zu ein paar kleineren Wacklern führt. Unter der Leitung von Matteo Beltrami begleitet das sehr gute Gürzenich Orchester stimmenfreundlich unaufdringlich, aber mit viel Esprit. Beltrami trifft sowohl den spritzigen Komödienton wie auch die melancholischen Schattierungen sehr schön.

Szenenfoto

Happy End: Nemorino (hier: Dmitry Ivanchey) und Adina

So läuft die Komödie trotz des bunten Ambientes mit leisen Zwischentönen unterhaltsam vor sich hin, bis sich die ungleichenden Liebenden gefunden haben und die örtliche Polizei dem Treiben um vermeintliche Liebestränke entschlossen ein Ende bereitet. Und den Falschen verhaftet: Ganoven wie der gewitzte Dulcamara kommen ungeschoren davon. Auch das hat sich seit der Entstehungszeit nicht geändert.


FAZIT

Sein szenisches Verfallsdatum hat dieser amüsante Liebestrank auch in dieser soundsovielten Station noch nicht erreicht. Sängerisch nicht herausragend, aber ganz annehmbar.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Matteo Beltrami

Inszenierung
Damiano Michieletto

Szenische Einstudierung
Marcin Łakomicki

Bühne
Paolo Fantin

Mitarbeit Bühne
Elena Zamparutti

Kostüme
Silvia Aymonino

Mitarbeit Kostüme
Vera Pierantoni Giua

Licht
Alessandro Carletti

Chor
Rustam Samedov

Dramaturgie
Svenja Gottsmann


Statisterie der Oper Köln

Chor der Oper Köln

Gürzenich-Orchester Köln


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Adina
Enkeleda Kamani /
*Kathrin Zuckowski

Nemorino
Dmitry Ivanchey /
*Matteo Roma

Belcore
Insik Choi

Dulcamara
*Omar Montanari /
Pablo Ruiz

Gianetta
Maya Gour /
*Regina Richter



Weitere
Informationen

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Oper Köln
(Homepage)



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