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Der Ring an einem Abend

Fassung und Text von Loriot
Musik von Richard Wagner

in deutscher Sprache mit Übertitelung des Gesangs

Aufführungsdauer: ca. 3 h 10' (eine Pause)

Premiere  im Opernhaus Dortmund am 8. Dezember 2024




Theater Dortmund
(Homepage)
Kurzfassung des Rings mit humorvollen Kommentaren

Von Thomas Molke / Fotos: © Anke Sundermeier

Die Oper Dortmund steht vor der Vollendung eines neuen Ring-Zyklus im Mai 2025, den Peter Konwitschny seit Mai 2022 - wenn auch mit unterschiedlichen Bühnenbildnern und nicht in chronologischer Reihenfolge - schmiedet. Um bis dahin das Ring-Fieber in der Stadt noch ein bisschen anzuheizen, hat man jetzt auch noch Loriots Kurzfassung Der Ring an einem Abend auf das Programm gestellt und hat bereits vor der Premiere wegen der großen Kartennachfrage neben den beiden weiteren geplanten Vorstellungen im Januar 2025 einen Zusatztermin am 7. Februar 2025 eingerichtet. Das mag unter anderem an dem "Zugpferd" Götz Alsmann liegen, der hier in Dortmund vor zwei Jahren das Publikum mit der Opern- und Operetten-Gala Roaring Oper(ett)a begeistert hat und prädestiniert dafür erscheint, in die Rolle des unvergesslichen Loriot zu schlüpfen, der diesen Abend für seine erste Mannheimer Spielzeit 1992 schuf.

Dort war eine Aufführung des gesamten Zyklus in konzertanter Fassung geplant, weil das Haus bühnentechnisch saniert werden musste, was eine szenische Umsetzung nicht zuließ. In diesem Zusammenhang verfasste Loriot einen ursprünglich als Einführung geplanten Text, in dem er alle für das Verständnis wesentlichen Abschnitte der vier Musikdramen berücksichtigte und mit dem er einerseits sehr liebevoll, andererseits aber auch ziemlich ironisch die vieldeutige Tiefe der Tetralogie erklärte. Mit dieser Fassung, so Loriot, wolle er bei den Freunden der Wagner-Musik Lust auf mehr wecken und den Gegnern auch endlich Gründe für ihre Ablehnung der Musik präsentieren. Dieser Ring an einem Abend wurde in Mannheim ein so überwältigender Erfolg, dass schon 1993 eine CD-Aufnahme entstand, bei der die Aufnahmen von Herbert von Karajan und den Berliner Philharmonikern aus den Jahren 1967 bis 1970 mit so namhaften Sängern wie Dietrich Fischer-Dieskau als Wotan, Jon Vickers als Siegmund und Karl Ridderbusch als Hagen eingespielt wurden. Mittlerweile ist diese Fassung vor allem bei kleineren Bühnen sehr beliebt, da sie häufig nicht über die Mittel verfügen, einen kompletten Ring zu stemmen.

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Götz Alsmann als Sprecher auf dem Sofa

Natürlich darf das obligatorische Sofa nicht fehlen, auf dem Alsmann flankiert von einem Schwert und einem Tarnhelm Platz nimmt, um Wagners Musik zu lauschen. Für die Kommentierung stellt er sich an ein Redner-Pult, das rechts neben dem Sofa steht. Als Reminiszenz an den legendären Loriot befindet sich außerdem ein Kissen mit einem aufgedruckten Mops auf dem Sofa. Die Dortmunder Philharmoniker sind in der Mitte auf der Bühne platziert. Ein riesiger golden glitzernder Vorhang mag das Rheingold symbolisieren, das im Vorabend von dem Nibelungen Alberich gestohlen wird. Im Hintergrund gibt es auch eine Anspielung auf die Dortmunder Inszenierung des Zyklus. Zu Beginn eines jeden Teils sieht man durch den geschlossenen Vorhang einen Baum, der wohl die Weltesche darstellen soll. Vor Beginn der Vorstellung fällt er herab, weil die Weltesche ja vor Beginn des Zyklus von Wotan gefällt worden ist, um daraus seinen Speer zu schmieden. An diesem Abend bleibt der Baum allerdings im Vorhang hängen. Man will ja schließlich den darunter sitzenden Musiker am Schlagzeug nicht verletzen.

In seiner gewohnt humorvollen so wie leicht süffisanten Art führt Alsmann nun das Publikum zum einen leicht verständlich durch die komplexe Handlung der Tetralogie und spart zum anderen auch nicht mit leicht ironischen Seitenhieben auf die abenteuerliche Figurenkonstellationen im Ring und Auswüchse des Regietheaters bei der Umsetzung des Werkes, wenn er beispielsweise Verständnis für Siegfrieds Begeisterung für Gutrune zeigt, da sie ja schließlich nicht wie die ihm angetraute Brünnhilde 20 Jahre älter und obendrein noch seine Tante sei, oder bei einer Szenenbeschreibung die Bemerkung einfließen lässt: "Wenn die Regie es zulässt". Am Ende stellt er auch einen ganz natürlichen Bezug zur Gegenwart dar, wenn er einen golden glänzenden Armreif ins Publikum hält und hofft, dass auch unsere heutigen Göttinnen und Götter aus dieser Geschichte etwas lernen können und nicht die gleichen Fehler wie Wagners Figuren machen.

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Die Rheintöchter (von links: Ruth Katharina Peeck, Irina Simmes und Sooyeon Lee) mit Alberich (Mandla Mndebele, 2. von links) und Mime (Fritz Steinbacher, links) (in der Mitte: Gabriel Feltz)

Der Abend beginnt nach der kurzen Einführung mit dem berühmten Es-Dur des Rheins, wobei die Blechbläser zu Beginn dieses anspruchsvollen Vorspiels nicht ganz sauber agieren. Bei der Rheingold-Premiere im Mai 2024 haben sie unter Leitung des zum Ende der Spielzeit scheidenden Generalmusikdirektors Gabriel Feltz bewiesen, dass sie es besser können. Doch sobald der Rhein richtig im Fluss ist, läuft es auch bei den Dortmunder Philharmonikern absolut harmonisch. Als Rheintöchter sind Sooyeon Lee, Irina Simmes und Ruth Katharina Peeck zu erleben, die mit Ks. Morgan Moody als Alberich ihren Schabernack treiben. Lee begeistert als Woglinde mit hellem Sopran, Simmes macht mit rundem, vollem Sopran deutlich, dass sie prädestiniert für die Partie der Sieglinde ist, und Peeck setzt mit sanftem Mezzosopran dunkle Akzente. Moody punktet nicht nur mit kräftigem Bariton sondern auch mit herrlicher Mimik, die andeutet, dass die Rheintöchter dem Nachtalben nicht gewachsen sind. Peeck wechselt für ihren zweiten Auftritt als Fricka dann das Kostüm, und Mandla Mndebele tritt als Göttervater Wotan mit schwarzer Augenklappe auf. Damit kommt er optisch der Figur fast näher, als dies in zahlreichen Ring-Inszenierungen der Fall ist. Stimmlich überzeugt er mit kräftigem Bass-Bariton. Auch die folgende Auseinandersetzung mit Moody als Alberich und Fritz Steinbacher als Loge gestaltet er beeindruckend. Der Einzug der Götter in Walhall wird dann von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Feltz eindrucksvoll präsentiert.

In die Rolle des Siegmund schlüpft dann der Tenor Daniel Frank, der für den Dortmunder Zyklus als Siegfried engagiert ist. Die "Winterstürme wichen dem Wonnemond" legt er absolut weich und lyrisch an und wird dabei vom Orchester wie auf Engelsflügen getragen. Mit Simmes als Sieglinde präsentiert er dann einen stimmgewaltigen Abschluss des ersten Aufzugs der Walküre. Tanja Christine Kuhn schlüpft anschließend in die Rolle der Wotan-Tochter Brünnhilde, die Sieglinde zunächst vor dem wütenden Wotan in Sicherheit bringt. Simmes' Interpretation von "O hehrstes Wunder" geht unter die Haut und macht deutlich, wieso diese Passage als Glanzstück in der Walküre zählt. Kuhn punktet mit dramatischen Höhen. Ihr Abendkleid glitzert, als ob es aus dem Rheingold hergestellt worden wäre. Mndebeles "Leb wohl, du kühnes, herrliches Kind" ist mit dem anschließenden Feuerzauber der Dortmunder Philharmoniker ein grandioser Abschluss des zweiten Teils, der eigentlich jeden reizen müsste, den kompletten Zyklus erleben zu wollen.

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Tanja Christine Kuhn als Brünnhilde

Nach der Pause geht es dann mit dem Gespräch zwischen Mime und Siegfried weiter, in dem Siegfried erfährt, dass er nicht mit Mime verwandt ist. Steinbacher schlüpft erneut in die Rolle des missmutigen Zwerges und legt ihn mit klarer Diktion und glaubhaft böse an. Frank changiert als Siegfried zwischen lyrischen Bögen und großem Heldentenor. Regelrecht idyllisch präsentieren die Dortmunder Philharmoniker anschließend das Waldweben, bei dem Siegfried erstmals auf den Waldvogel aufmerksam wird. Wenn Siegfried nach dem Sieg über den Drachen Fafner und den Zwerg Mime Wotan als Wanderer vor dem Walkürefelsen begegnet, hat Mndebele als Wanderer sogar einen langen Mantel angelegt. Eindrucksvoll präsentieren Mndebele und Frank die Auseinandersetzung zwischen Großvater und Enkel, bei der der Göttervater schließlich unterliegt. Nach Brünnhildes Erweckung liefert sich Frank dann ein stimmliches Duell mit Kuhn als frisch erwachter Brünnhilde, wobei er anders als in der Oper nicht nach vier Kräfte raubenden Stunden gegen einen ausgeruhten Sopran antreten muss. Hier bewegen sich Frank und Kuhn absolut auf Augenhöhe. In den Auszügen aus der Götterdämmerung kommt dann noch Artyom Wasnetsov als Hagen ins Spiel. Mit absolut schwarzem Bass zeichnet er den Sohn des Nibelungen, der von Hass zerfressen ist und nur das eine Ziel verfolgt, den Ring in seine Gewalt zu bringen. Wasnetsovs eindringliche Interpretation jagt einem dabei einen Schauer über den Rücken. Kuhn präsentiert dann noch einen großartigen Schlussgesang, bevor die Dortmunder Philharmoniker mit grandiosem Klang die alte Welt dem Untergang weihen und aus der Asche eine neue Welt entstehen lassen. Das Publikum bedankt sich mit großem Applaus.

FAZIT

Der Abend ist mit seinen über drei Stunden absolut kurzweilig und weckt große Lust auf den kompletten Zyklus.

 

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
*Gabriel Feltz /
Motonori Kobayashi

Szenische Einrichtung
Alexander Becker

 

Dortmunder Philharmoniker

Solistinnen und Solisten

Sprecher
Götz Alsmann

Siegmund / Siegfried
Daniel Frank

Wellgunde / Sieglinde / Gutrune
Irina Simmes

Brünnhilde
Tanja Christine Kuhn

Woglinde
Sooyeon Lee

Flosshilde / Fricka
Ruth Katharina Peeck

Loge / Mime
Fritz Steinbacher

Wotan / Wanderer / Gunther
Mandla Mndebele

Alberich
Ks. Morgan Moody

Hagen
Artyom Wasnetsov

 


Weitere
Informationen

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Theater Dortmund
(Homepage)



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