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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Unbekannter Strauss mit unterhaltsamem Erzähler Von Thomas Molke / Fotos: © Volker Wiciok
Marie (Lisa Wittig) wartet auf Arthur Bryk (am
Pult: Guido Mancusi).
Ein Wiener Musikwissenschaftler (Puppe am Arm von
Nikolaus Habjan) führt durch die Geschichte.
Wer ist jetzt der Betrogene? Graf Falconi (Mykhailo
Kushlyk, links), Arthur (Aljoscha Lennert, Mitte) oder vielleicht Marie als
Pepino
(Lisa Wittig, Mitte, mit Natalia Labourdette (rechts) als Gräfin Falconi)?
Die Solistinnen und Solisten finden sich trotz der Textbücher, aus denen sie
ihre Partien ablesen, mit wunderbarem Spielwitz in die Rollen ein und lassen
ebenfalls vergessen, dass es sich eigentlich nur um eine konzertante Aufführung
handelt. Begünstigt wird dies noch von angedeuteten Kostümen. So tritt Marie in
ihrem Alpendorf in einem farbigen, langen Kleid auf und wechselt als Pepino in
einen weißen Hosenanzug mit einer weißen Mütze, unter der sie ihre langen Haare
verbirgt. Arthur trägt als verkleideter frommer Pilger zunächst eine schwarze
Kapuze und tritt hinterher mit opulentem Kopfschmuck als eine Art Lebemann auf,
der keinen Flirt auslässt. Die Gräfin ist in ihrem
blauen Abendkleid eine regelrechte Augenweide, so dass man gut nachvollziehen
kann, dass sich Rafaeli und Arthur nach ihr verzehren und ihr armer Ehemann
stets eine Pistole bei sich trägt, um vermeintliche Rivalen zum Duell
herauszufordern.
Finale: von links: Rafaeli (Robin Grunwald),
Hesse (Tobias Greenhalgh), Guido Mancusi, Arthur (Aljoscha Lennert), Marie (Lisa
Wittig), Graf Falconi (Mykhailo Kushlyk) und Gräfin Falconi (Natalie Labourdette)
mit den Essener Philharmonikern und dem Opernchor des Aalto-Theaters
Auch musikalisch lässt der Abend keine Wünsche offen und hat einige Nummern zu
bieten, die durchaus eingängig sind und unterstreichen, dass dieses Werk
eigentlich zu Unrecht ein derartiges Schattendasein führt. Da ist zunächst Lisa
Wittig als Marie zu nennen. Mit leuchtendem Sopran vollzieht sie einen
großartigen Wandel von der trauernden Marie im Bergdorf hin zu einer
selbstbewussten Frau, die in der Verkleidung als Pepino ihr Schicksal selbst in
die Hand nimmt. Besonders deutlich wird dies in dem großartigen Lied zu Beginn
des zweiten Aktes, wenn sie als vermeintlicher Künstler in Rom die Massen mit
ihren Kunststücken begeistert. Kokett gibt sie sich am Ende des Aktes, wenn sie
in die Rolle der Gräfin schlüpft und für völlige Verwirrung im Klostergarten
sorgt. Aljoscha Lennert verfügt als Schwerenöter Arthur über einen leichten
Tenor, der der Figur in jeder Hinsicht gerecht wird. Ein musikalischer Höhepunkt
ist sein Lied "Von Josefs Mantel" im zweiten Akt, wenn er dem Volk vermeintlich
wertvolle Reliquien anbietet. Hier haben sich Habjan und Kouba auch textlich
einige Freiheiten genommen, wenn Arthur beispielsweise Aktien der Deutschen Bahn
oder Corona-Masken anpreist. Der von Klaas-Jan de Groot einstudierte Opernchor begeistert hierbei durch
große Spielfreude. Nur das Wechselspiel des Chors als Klosterschwestern und
Kurtisanen im benachbarten Gasthaus geht in der konzertanten Aufführung ein
wenig unter. Hier hätte man den Chor vielleicht räumlich in zwei Gruppen
aufteilen sollen. Natalia Labourdette lässt als liebeshungrige
Gräfin Falconi mit glockenklarem Sopran aufhorchen. Besonders in ihrer großen
Arie im zweiten Akt begeistert sie durch strahlende Höhen, wenn sie erst ihre
Anwesenheit im Kloster betrauert, dann allerdings die Vorteile des Ortes für ein
Rendezvous mit Arthur erkennt. Mykhailo Kushlyk gibt mit hellem Tenor den
gehörnten Ehemann. Robin Grunwald und Tobias Greenhalgh runden als Maler Rafaeli
und Hesse das Ensemble wunderbar ab. Guido Mancusi führt die Essener
Philharmoniker mit sicherer Hand durch die walzerselige Partitur, so dass es am
Ende so großen Applaus gibt, dass man sich noch zu einer kleinen Zugabe
hinreißen lässt und das Finale ein weiteres Mal präsentiert. FAZIT
Strauss' zweite Operette überzeugt musikalisch und bietet auch inhaltlich eine
turbulente Komödie, die man sich durchaus häufiger auf der Bühne vorstellen
könnte.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Erzähler
Choreinstudierung
Essener Philharmoniker Opernchor des Aalto-Theaters Solistinnen und SolistenGraf Falconi
Gräfin Falconi
Arthur Bryk
Benvenuto
Rafaeli
Robert Hesse
Marie
Therese
Franz
Toni
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E-Mail: oper@omm.de