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CDs Klassik |
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Zukunftsweisender Figura-Sound"…dort anzukommen wo wir gestartet sind", so lautet übersetzt der Titel der von Dacapo aufgelegten CD mit Musik dänischer Komponisten aus dem vergangenen Jahrzehnt. Nachdem man sich die Musik angehört hat, könnte man den Titel für verfehlt halten. Zwar ist die gemeinsame Grundlage klar, der Ausgangspunkt der einzelnen Musiker jedoch völlig unterschiedlich und das Ziel nun eindeutig nicht dort, wo man bereits war, ganz im Gegenteil. Auf der Schwelle des neuen Jahrtausends wird nach Inhalten gesucht, die zwar erkennbar auf den Werken von beispielsweise Per Nørgård und Karl Aage Rasmussen (aber auch des nachromantischen Komponisten Carl Nielsen) aufbauen, dabei jedoch klar zukunftsgerichtet sind. Laut Booklet vermitteln bereits die ersten vier Stücke einen guten Eindruck von dem, was man "in einem Großteil der modernen dänischen Musik wiederfindet". Obwohl diese Bemerkung die Schlussfolgerung zuließe, es handele sich bei dieser Aufnahme um bloße Highlights aus der dänischen neuen Musik, täuscht eine solche Sichtweise über den wahren Gehalt der vom Musikensemble Figura unter der Leitung von Henrik Vagn Christensen aufgeführten Kompositionen hinweg. Die CD enthält Werke von John Frandsen, Sven Hvidfeldt Nielsen, Peter Bruun, Karsten Fundal, Ivar Frounberg und Jens Hørsving (alle geboren zwischen 1950 und 1970), die eigens für das Figura-Ensemble komponiert wurden. Die Zusammensetzung dieses Ensembles prägt selbstverständlich die Möglichkeiten der Klang- und Textbildung. Dies bedeutet keineswegs, das die Möglichkeiten dadurch eingeschränkt wären. Das Ensemble verhelfe, so das Booklet, jeden Komponisten zu "seinem eigenen Figura-Klang, bei dem er verweilt, den er erforscht und vertieft". Das Heft übertreibt nicht. Tatsächlich ist so viel unterschiedliches und dabei erfreuliches zu hören, das einem bei vielen Komponisten nach mehr mundet. Klang ist nicht gleich Klang, Form nicht gleich Form, dafür sorgt bereits der sehr differenzierte Einsatz der Instrumente. Zu begrüßen ist vor allem auch die Vielfalt des vokalen Parts, der von der Mezzo-Sopranistin Helene Gjerris zum Klingen gebracht wird. Ihre geschmeidige Stimme fügt sich hier als textlose Gesangsstimme in einem kleinen komplexen Gebilde aus Ensemblestimmen, dort wiederum ragt sie über den Instrumenten heraus als tragender Solopart, in anderem Zusammenhang ist sie zwar mit Text zu hören, aber dafür so eng am Instrumentenklang angeschmiegt, dass man sie kaum als vokaler Beitrag wahrnimmt. In jedem Stück tritt sie, ob kurz oder gar nur als Sprechstimme, in Erscheinung und bildet mittelbar oder unmittelbar die Schnittstelle zwischen Zuhörer und Musik. Etwa in dem Stück "All things are His mirror " von Peter Bruun, wo nach einem frivolen Anfang bei den Instrumenten Feierlichkeit im Stile Carl Nielsens vorherrscht. Ganz anders dagegen der textlose Beitrag in "Through the Darklands". In dieser "Reise durch eine finstere Grotte" vertont die Stimme in einer knappen Minute der insgesamt van fünfzehn das "schöne und leuchtende Geheimnis im Inneren" und bildet somit die ruhige Apotheose in dem teils sehr bewegten Stück. Ganz beeindruckend das Klavier, das hier in der Art von Luigi Dallapiccola mit rhythmisch ungleichmäßigen Akkorden und eine geringe Unterstützung durch weitere Instrumente eine gewaltige Spannung hervorruft. Eher als Liederzyklus komponiert gibt sich die klanglich manchmal wie Musik Benjamin Brittens anmutende Komposition "White Shadows" von John Frandsen, die der spannende Anfang der CD bildet. Gezielt weniger einheitlich sind Stücke von Karsten Fundal, Ivar Frounberg und Jens Hørsving , bei denen der rhytmische und klangliche Rahmen gleichsam ausgedehnt wird und serialistische Züge zu erkennen sind. Die Zerstückelung des Textes bei Fundal, der "Text ohne Sprache" von Frounberg und der tonlose Text bei Hørsving bewirken alledrei beim Zuhörer ein neues Bewusstsein für Klang und Inhalt jener Werke. Durch eine schöne Tontechnik und eine sehr gleichmäßige und zielgerichtete Ensembleleistung kommen die ohnehin spannenden Komposition sehr gut zur Geltung. Falls mit dem qualitativ hochwertigen Tondokument, das im übrigen mit einem umfassenden CD-Heft versehen ist, auch eine Förderung dänischer Musik vorgesehen war, ist zu wünschen, dass die Musik hierdurch tatsächlich in den Vordergrund gerückt wird, da man in Zukunft von jenen Musikern gerne mehr hören würde. Von Koert Braches |
![]() ...to arrive where we started.. John Frandsen (geb. 1956) White Shadows (1993) 1) De Profundis 2) A 3) The Sign of Remembrance Svend Hvidtfelt Nielsen (geb. 1958) Through the Darklands (1996) Peter Bruun (geb. 1968) All things are His mirror (1996) Karsten Fundal (geb. 1966) Memory (1997) Ivar Frounberg (geb. 1950) ...to arrive where we started... (1993) Jens Hørsving (geb. 1969) Walk with strangers (1994/1999) Figura Ensemble Helene Gjerris, Mezzo-Sopran Anna Klett, Klarinette und Bassklarinette Anne Mette Stæhr, Klavier Ola S. Røkkum, Geige Jesper Egelund, Kontrabass Kasper Thiesson, Schlagzeug Gastierende Musiker Thomas Sandberg, Schlagzeug Jens Hørsving, Tonbearbeitung Dirigent Henrik Vagn Christensen Aufgenommen im Radiohaus Kopenhagen am 14.10.1997, 22.6., 14. und 22.12 1998 und 6.4. 1999. dacapo 8.224143 im Vertrieb von NAXOS |
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