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Salzburger Pfingstfestspiele
18.05.2018 - 21.05.2018

Arienrezital
Hommage an Manuel García

Javier Camarena
Les Musiciens du Prince - Monaco
Musikalische Leitung: Gianluca Capuano

Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (eine Pause)

Sonntag, 20. Mai 2018, 15.00 Uhr
Stiftung Mozarteum - Großer Saal

 

 

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Hommage an einen Komponisten und  Sänger

Von Thomas Molke / Fotos: © Marco Borrelli

Manuel García galt zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht nur als berühmter Sänger, der sowohl große Partien des Tenor- als auch des Baritonfaches beherrschte. So sang er beispielsweise 1816 in der Uraufführung von Rossinis Barbiere di Siviglia in Rom die Partie des Conte Almaviva mit riesigem Erfolg und konnte auch den Almaviva in Mozarts Nozze di Figaro interpretieren. Auch ist es ihm wohl zu verdanken, dass sich die Werke Mozarts und Rossinis auf der ganzen Welt verbreiteten. Seine Karriere führte ihn bis nach New York und Südamerika, wo er als Mozarts Don Giovanni große Erfolge feierte. Dazu kam, dass er obendrein als bedeutender spanischer Komponist in die Musikgeschichte einging, dem es trotz aller übrigen Aktivitäten gelang fast 60 Opern neben geistlichen Werken, Symphonien, Kammermusik und unzähligen Liedern zu komponieren. Sieht man allerdings von vereinzelten Opernausgrabungen bei diversen Festspielen ab - zu nennen ist hier die Neuburger Kammeroper, die 2014 seine Opera buffa Il califfo di Bagdad 2014 präsentierte (siehe auch unsere Rezension), oder Rossini in Wildbad, wo 2015 und 2017 die Salonoper Le Cinesi auf dem Spielplan stand (siehe auch unsere Rezensionen von 2015 und 2017) -, so ist er ziemlich in Vergessenheit geraten. Der mexikanische Tenor Javier Camarena widmet nun ein Arienrezital diesem bedeutenden Künstler und hofft, ihn damit wieder mehr ins Bewusstsein der heutigen Belcanto-Liebhaber zu rücken.

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Javier Camarena (links) und Gianluca Capuano (rechts) mit den Musiciens du Louvre - Monaco

Dabei kombiniert er Arien von Rossini und Zingarelli, in denen García als Sänger große Erfolge gefeiert hat, mit Kompositionen von García, die dieser größtenteils selbst auch gesungen hat. Vor der Pause bildet der Komponist García dabei eine Klammer, nach der Pause der Sänger. Nach der Ouvertüre zu seiner vermutlich 1829 entstandenen Opera buffa Don Chisciotte beginnt Camarena mit einem von Garcías berühmtesten Bühnenwerken, El poeta calculista. In diesem Opernmonolog malt sich ein armer Dichter die wunderbaren Werke aus, die er schreiben würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte, und die ihm zu großem Ruhm verhelfen sollen. Dabei stellt er die zahlreichen Figuren seiner Opern mit großer Komik dar. Camarena gelingt es sehr gut, die unterschiedlichen Charaktere zu karikieren und dabei mit grandiosen Höhen zu punkten. Es folgt ein Auszug aus Garcías Tragédie-lyrique La Mort du Tasse, einem Werk, das unter Beweis stellt, dass García nicht nur das komische Fach beherrschte, sondern auch die Regeln der französischen Grand opéra in Musik setzen konnte. In der vorgetragenen Romanze "Vous dont l'image" ist es eine Laute, die die Titelfigur zu einem Loblied auf die Kunst inspiriert. Camarena findet hierbei sehr zarte Töne.

Mit den folgenden Auszügen aus Rossinis La Cenerentola bringen Camarena und Les Musiciens du Louvre unter der Leitung von Gianluca Capuano den Saal regelrecht zum Toben. Nach einer furios gespielten Ouvertüre glänzt Camarena in Don Ramiros großer Arie "Sì, ritrovarla io giuro", in der er sich schwört, die schöne Unbekannte wiederzufinden, mit sauber angesetzten Spitzentönen und enormer Durchschlagskraft, so dass Camarena irgendwann den Applaus mit dem Hinweis unterbrechen muss, dass noch einiges auf dem Programm stehe. Zum Abschluss vor der Pause präsentiert er dann Auszüge aus Garcías Oper El gitano por amor, die 1828 in Mexiko uraufgeführt wurde, wo der spanische Komponist mit großem Erfolg eine Operntruppe leitete. Bemerkenswert ist, dass die Arie einige Crescendi enthält, die stark an Rossini erinnern, dabei aber durchaus spanisches Lokalkolorit aufweist.

Nach der Pause geht es dann mit Niccolò Antonio Zingarellis Giulietta e Romeo weiter. Dieses Werk war vor zwei Jahren bei den Salzburger Pfingstfestspielen konzertant im Haus für Mozart zu erleben. Nach der Ouvertüre präsentiert Camarena die Arie von Giuliettas Vater Everardo. García interpretierte diese Partie zwar nicht bei der Uraufführung 1796 an der Mailänder Scala, feierte damit aber 1824 in London und 1826 in New York große Erfolge, wobei in New York seine Tochter Maria Malibran als Romeo auftrat. Nach einer weiteren Arie aus Garcías La Mort du Tasse schließt das offizielle Programm mit Auszügen aus Rossinis Ricciardo e Zoraide und Il barbiere di Siviglia. Aus der berühmten Oper gibt es eine Arie, die häufig im Barbiere gestrichen wird, da sie an den Tenor enorme Anforderungen stellt. Die Melodie ist dennoch ziemlich vertraut, da Rossini sie für das berühmte Schluss-Rondo der Cenerentola, "Non più mesta", verwendete. Camarena meistert auch hier die extrem hohen Spitzentöne mit scheinbarer Leichtigkeit und großem Glanz.

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Javier Camarena bei seiner ersten Zugabe als Don Ramiro mit Cecilia Bartoli als Cenerentola

Hat Camarena nach seiner Arie aus Rossinis La Cenerentola bereits angedeutet, dass aus diesem Werk vielleicht noch eine Zugabe komme, ist das Publikum dann doch völlig aus dem Häuschen, wenn als erste Zugabe die erste Begegnung zwischen Don Ramiro und Cenerentola gespielt wird und plötzlich Cecilia Bartoli als Putzfrau die Bühne betritt. Das Publikum ist in seiner Begeisterung kaum zurückzuhalten, so dass sowohl Capuano, als auch Camarena und Bartoli immer wieder freundlich um Ruhe bitten müssen, um die Szene zu Ende zu bringen. Damit hat wohl keiner gerechnet, zumal ja Bartoli keine zwei Stunden später bereits als Isabella auf der anderen Bühne erwartet wird. Sogar die beiden Schwestern, die die erste Begegnung mit nervigen "Cenerentola"-Rufen stören, hat man im Zuschauerraum verteilt. Danach folgen noch eine von García komponierte Serenade und das Zigeunerlied "Yo que soy contrabandista", bevor Camarena und Capuano das restlos begeisterte Publikum verabschieden.

FAZIT

Javier Camarena stellt mit einem abwechslungsreichen Programm unter Beweis, dass er zur ersten Riege der derzeitigen Belcanto-Tenöre gehört.

Weitere Rezensionen zu den Salzburger Pfingstfestspielen 2018

Ausführende

Javier Camarena, Tenor

Les Musiciens du Louvre - Monaco

Gianluca Capuano, Musikalische Leitung

 

Werke

Manuel García
Ouvertüre zu Don Chisciotte

"Formaré mi plan con cuidado" -
"En mi comedia juntamente"
Rezitativ und Arie aus dem Opernmonolog
El poeta calculista

"Mais que vois-je?" - Vous dont l'image"
Rezitativ und Romanze des Tasse aus
La Mort du Tasse

Gioachino Rossini
Ouvertüre zu La Cenerentola

"Sì, ritrovarla io giuro"
Arie des Don Ramiro aus La Cenerentola

Manuel García
"Hernando desventurado" - "Cara gitana"
Szene und Arie des Hernando aus
El gitano por amor

Niccolò Antonio Zingarelli
Ouvertüre zu Giulietta e Romeo

"Più dubitar mi fan questi suoi detti" -
"Là dai regni dell'ombre e di morte"
Rezitativ und Arie des Everardo aus
Giulietta e Romeo

Manuel García
"De ses yeux tout ressent l'empire"
Arie des Tasse aus La Mort du Tasse

Gioachino Rossini
Ouvertüre zu Il barbiere di Siviglia

"S'ella m'è ognor fedele"
Cavatine des Ricciardo aus
Ricciardo e Zoraide

"Cessa di più resistere"
Arie des Conte d'Almaviva aus
Il barbiere di Siviglia

 

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Salzburger Pfingstfestspiele
(Homepage)



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