Von Thomas Molke

Das Dutzend ist voll. Zum mittlerweile zwölften Mal lädt Festival-Direktor Torsten Mosgraber zum Klangvokal Musikfestival ein, bei dem in insgesamt 18 Veranstaltungen mit Künstlerinnen und Künstlern aus mehr als 20 Ländern dieses Jahr der Schwerpunkt auf Emotionen liegt. Unter dem Motto "Gefühlswelten" widmet man sich der Vokalmusik vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart und spürt damit dem Einfluss nach, den Musik auf unsere Seele nimmt. Wie immer ist dabei das ganze Spektrum von Oper und Chormusik bis hin zur Welt- und Popmusik vertreten. Stolz darf man dieses Jahr auch auf eine neue Spielstätte sein: das Reinoldihaus, das lange Zeit Sitz der Dortmunder Handwerkskammer war und nun mit einem eigens eingerichteten Saal offiziell als neues Vokalmusikzentrum am 14. Februar 2020 eröffnet worden ist. Hier plant Mosgraber künftig ein weiteres Standbein für Barockmusik, die häufig einen etwas intimeren Rahmen erfordert. Wie in den vergangenen Jahren ist es Mosgraber wieder ein wichtiges Anliegen, den zahlreichen Festivalbesuchern Konzerterlebnisse zu attraktiven Preisen zu ermöglichen.

Nach einem Musikgottesdienst mit dem Bachchor an St. Reinoldi am 17. Mai 2020 um 11.30 Uhr in der  St. Reinoldikirche steht am gleichen Tag um 17.00 Uhr im Konzerthaus große Oper auf dem Programm: Il pirata von Vincenzo Bellini. In diesem spannungs- und gefühlsgeladenen Belcanto-Drama um Liebe und Eifersucht darf man sich auf eine hochkarätige Besetzung freuen. Der US-amerikanische Startenor Lawrence Brownlee, der vielen Festival-Besuchern noch als Comte Ory in Rossinis gleichnamiger Oper in guter Erinnerung sein dürfte (siehe unsere Rezension von 2017), übernimmt die Titelpartie des Gualtiero, der nach seiner Verbannung aus Sizilien zum Anführer der Piraten wird. Die Partie der von ihm geliebten Imogene übernimmt die lettische Sopranistin Marina Rebeka, deren Interpretation der Jungfrau von Orléans in Giuseppe Verdis Giovanna d'Arco vor zwei Jahren bejubelt wurde (siehe unsere Rezension von 2018). Als unsympathischer Ernesto, der Imogene nach Gualtieros Abwesenheit zur Hochzeit gezwungen hat, ist der Bariton Franco Vassallo zu erleben. Die musikalische Leitung des WDR Funkhausorchesters übernimmt wie 2017 Giacomo Sagripanti.

Einen weiteren Höhepunkt dürfte die konzertante Aufführung der Oper Gismondo, Re di Polonia von Leonardo Vinci markieren, die am 30. Mai 2020 um 19.00 Uhr im Orchesterzentrum / NRW ihre Deutschland-Premiere feiert. Max Emanuel Cencic, der auch selbst die Titelpartie übernehmen wird, hat ein hochkarätiges Barock-Ensemble um sich versammelt, mit dem er dann auch weiter nach Bayreuth zieht, wo die Produktion im Rahmen des neuen von Cencic geleiteten Festivals Bayreuth Baroque im September 2020 zu erleben sein wird. Zu nennen sind hier beispielsweise Yuriy Mynenko als Ottone, Sophie Junker als Cunegunda und Aleksandra Kubas-Kruk als Primislao. Musikalisch begleitet wird die Produktion vom {oh!} Orkiestra Historyczna unter der Leitung von Martyna Pastuszka.

Als weitere Stars der Barockszene kehren der Countertenor Valer Sabadus und die Sopranistin Céline Scheen am 6. Juni 2020 ins Konzerthaus Dortmund zurück. Unter dem Titel Himmelsmusik präsentieren sie mit dem Ensemble L'Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar deutschsprachige Sakralwerke aus der Vor-Bach-Zeit.

Des Weiteren gibt es zahlreiche Chor-Veranstaltungen. Zu nennen sind hier:
- the Tenebrae Consort mit Musik von Thomas Tallis am 19. Mai 2020 um 19.30 Uhr in der St. Marienkirche,
- das Huelgas Ensemble aus Belgien mit Musik der Renaissance aus Frankreich am 22. Mai 2020 um 20.00 Uhr im Reinoldihaus Dortmund,
- die Cappella Mediterranea mit Musik von Joan Manuel Serrat am 24. Mai 2020 um 19.00 Uhr im Orchesterzentrum / NRW,
- det Norske Solistkor aus Norwegen mit Werken für gemischten Chor a cappella am 31. Mai 2020 um 19.00 Uhr in der St. Nicolaikirche,
- das Oratorium The Kingdom von Edward Elgar mit dem Philharmonischen Chor des Dortmunder Musikvereins und den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Granville Walker am 7. Juni 2020 um 19.00 Uhr in der St. Reinoldikirche,
- das 12. Fest der Chöre am 13. Juni 2020 von 10.00 Uhr - 22.00 Uhr in der Innenstadt und
- das Abschlusskonzert Meister der Dresdner Kirchenmusik am 14. Juni 2020 um 17.00 Uhr in der großen Kirche Aplerbeck.

Hinzu kommen Konzerte aus dem Bereich der Welt- und Jazzmusik. Das komplette Programm ist unter Klangvokal abrufbar.