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Musikfestspiele
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Osterfestspiele Baden-Baden, 1. - 10. April 2023



Kammerkonzerte

Musik von Bartók, Bruckner, Eisler, Haas, Haydn, Hindemith, Korngold, Schulhoff, Smetana, Toch und Weinberg

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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)

Kosmos der Kammermusik

Von Christoph Wurzel / Fotos von Monika Rittershaus und Christoph Wurzel

In insgesamt 13 Konzerten zeigten die Solistinnen und Solisten der Berliner Philharmoniker auch ein breites Spektrum ihrer Kunst des kammermusikalischen Musizierens. Diese Konzerte sind bei den Osterfestspielen besonders dem Baden-Badener Publikum liebgewordene Tradition, denn die Preise sind erschwinglich und die Gelegenheit, in den kleinen und schönen Sälen der Kurstadt den Musikerinnen und Musikern eines Weltklasseorchesters aus der Nähe beim Musikzieren zuhören und zusehen zu können, hat besonderen Reiz. Stets gibt es thematische Verbindungen zwischen diesen Programmen und der Oper auf der großen Festspielhausbühne, in diesem Jahr Richard Strauss' Die Frau ohne Schatten. Also fächerten die Kammerkonzerte das breite Spektrum der Musik der Moderne um 1920 auf, goßzügig auch mit Rückgriffen in die Klassik (Haydn) oder (Spät-)Romantik (Bruckner, Smetana), Anklänge, die sich auch im Werk von Richard Strauss ausmachen lassen.

Aber Strauss ist ja nicht allein der Komponist der Frau ohne Schatten oder des Heldenleben und der Vier letzten Lieder, die auf dem Programm der Sinfoniekonzerte standen sowie einiger Kammermusikwerke gewesen, die ebenfalls erklangen, sondern auch der Olympischen Hymne für die Nazi-Olympiade 1936 und zeitweise der Präsident der Reichsmusikkammer.

So gebot die ausgleichende Gerechtigkeit, dass in den Kammerkonzerten auch zahlreiche Komponisten der Zeit zwischen den Kriegen mit ihren Werken zur Geltung kamen, die Opfer der Nationalsozialistischen Barbarei geworden waren und entweder ins Exil gejagt oder gar in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Zumal sich daran der ganze kulturelle Reichtum dieser Zeit spiegelt und wie sehr er durch die Vertreibung jüdischer Küstlerinnen und Künstlern nach 1933 in der völkischen Gleichschaltung verkümmerte.

2. April 2023

Mit Erwin Schulhoffs originellen Fünf Stücken für Streichquartett eröffnete das Philharmonische Streichquartett die Reihe der Kammerkonzerte. Schulhoff, deutsch-böhmischer Jude, Kommunist und Bürger der Sowjetunion, war einer der am meisten beachteten Vertreter der Moderne der 1920er Jahre und ist heute vor allem Kennern ein Begriff. Nach dem NS-Überfall auf die Sowjetunion wurde er in einem bayerischen KZ interniert, wo er 1942 an Tuberkulose starb. Seine Fünf Stücke von 1924 sind außergewöhnlich originelle musikalische Travestien, ein sarkastisch verfremdeter Walzer, eine eher finstere Serenata, eine wild-motorische Polka, ein ironisch schmachtender Tango und abschließend eine feurige Tarantella, in der abstürzende Klangkaskaden sich mit motorischen Sechzehntel-Ketten mischen - alles mit Verve und ungeheurer Präzison vom Philharmonischen Streichquartett gespielt.

In völligem Kontrast dazu stand Erich Wolfgang Korngolds Zweites Streichquartett op. 26, neun Jahre (1933) später entstanden, aber formal wesentlich konventioneller, wenn auch nicht ohne Widerborstigkeit und nur anscheinend dem spätromantischen Idiom verhaftet. Die Philharmoniker ließen keinen Zweifel über die moderne Klanggestalt aufkommen, vor allem im 4. Satz (Waltz) kosteten sie den Variantenreichtum der Verfremdungen eines Wiener Walzers weidlich aus. Im 3. Satz mit dem sehnsüchtigen Gesang von Bratsche und Cello und den unerfüllten Harmonien kam eine elegische Abschiedsstimmung auf, als ob Korngold, der 1934 bereits in der US-Filmmusik ein neues Aktionsfeld gefunden hatte, damit dem alten Wien hatte Servus sagen wollen.


Foto kommt später Das Philharmonische Streichquartett:
Helena Madoka-Berg (Violine), Dorian Xhoxhi(Violine), Emma Wernig (Viola) und Christoph Heesch (Violoncello)
Foto: Monika Rittershaus

Ganz und gar keine Programmmusik mehr sind Béla Bartóks sechs Streichquartette, von denen sich drei im Rahmen der Kammermusikreihe fanden. In diesem Konzert war es sein Drittes Streichquartett von 1929. Und obwohl die Entstehungszeit der drei Werke dieses Nachmittags im Weinbrennersaal zeitlich so nahe beieinander liegt, zeigten sie doch die weite Spanne der stilistischen Möglichkeiten jener Zeit auf. Wie sehr Bartóks drittes Streichquartett als rein abstrakte Musik den Charakterstücken von Schulhoff und Korngold diametral entgegen steht, wurde in der vituosen Darbietung durch das Philharmonische Streichquartett deutlich. Wo sie etwa in Korngolds Walzer süffige Melodik herausspielten, gingen sie bei Bartók etwa im 2. Satz (im Stile barbaro) mit den Instrumenten kompromisslos an die Grenzen des Klanglichen. Scharfer Kontrast in großer Virtuosität: dieses Konzert bereits setze den Standard für die kommenden.

4. April 2023

Bartóks Viertes Streichquartett (UA 1929) stand gekoppelt mit einem der späten Streichquartette von Joseph Haydn auf dem nachmittäglichen Programm im historischen Malersaal des Maison Messmer. Hier stellte sich die neue 1. Konzertmeisterin der Berliner Philharmoniker Vineta Sareika-Völkner als Kammermusikerin vor. Als Primaria hatte sie zeitweise auch beim legendären Artemis-Quartett gespielt und auch im vierten Bartók-Quartett übernahm sie prägend die Rolle der ersten Geige. Da war entschiedener und kraftvoller Expressonismus zu hören. Mustergültig entwickelte das Quartett den experimentellen Formcharakter des fünfsätzigen Stücks, das der Komponist in Bogenform angelegt hat. Erster und fünfter Satz entsprechen sich mit stark verdichteter Allegro-Thematik, die Sätze zwei und vier sind durch besondere, spieltechnisch enorm herausfordernde Techniken bestimmt. Im Prestissimo des zweiten Satzes, durchgängig con sordino gespielt, huschten tolle Klangeffekte vorüber, das Allegretto pizzicato bestach durch die Vielfalt und starke Differenzierung der eingesetzten Spielweisen: mal wurden die Saiten nur leicht angezupft, im Extrem so stark, dass sie auf das Griffbrett knallten. Der dritte Satz, das Zentrum des Stücks, entwickelte sich wie aus einer Nebelwand heraus in fast mystischen Klängen zu einer klagendenden Gesangslinie zuerst im Cello, die dann von den anderen Instrumenten übernommen wurde. Eine großartige, überaus klangsinnliche Interpretation!

Foto kommt später

Beim Streichquartett G-Dur von Joseph Haydn: Hande Küden und Vineta Sareika-Völkner, Violine, sowie Diyang Mei, Viola, und Knut Weber, Violoncello (Foto: Monika Rittershaus)

In großem Gegensatz dazu das eröffnende Haydn-Quartett, das mit einer scheinbar harmlosen Liedmelodie beginnt, aber schon im ersten Satz Haydns Humor verrät, wenn er die Reprise in Bratsche und Cello versteckt, während die Geigen fröhlich singend sich darüber setzen. Ernste, unpathetische Feierlichkeit bestimmte den zweiten Satz (Adagio sostenuto), während stark abgesetzt dazu im Minuet ein fast burschikoser Ton herrschte. Leider klang hier die erste Geige (Hande Küden) stellenweise etwas scharf und eng. Die zahlreichen harmonischen Überraschungen des Finalrondos mit ihrer überschäumenden Coda kamen dagegen bestens zur Geltung.
Als Zugabe nach dem herausfordernden Bartók-Quartett gab es noch ein entspanntes Andante aus einem Streichquartett von Felix Mendelssohn.

5. April 2023

Nicht ganz so weit in die Musikgeschichte zurück, aber doch ins Jahr 1876 führte der zweite Programmteil des nächsten Konzerts mit dem 2. Streichquartett von Bedřich Smetana "Aus meinem Leben". Starker Ausdruckswille bestimmte die Interpretation der vier philharmonischen Solistinnen und Solisten in diesem vom Komponisten selbst als autobiografisch verstandenen Werk. Die innere Dramatik des Stücks führte vom skeptischen Aufbruch im ersten Satz, dem temperamentvollen Überschwang des Allegro molto des zweiten Satzes (alla Polacca) mit seinem sich gemütlich wiegenden Trio (die schwärmerische Cellokantilene im Largo wunderschön ausgesungen vom Solocellisten des Orchesters Bruno Delepelaire) spannungsvoll zur melodischen Volkstümlichkeit des Finalsatzes, bis ein schriller Pfeifton alle Selbstsicherheit und Ausgelassenheit des Satzes zerstört, von dem im dumpfen Verklingen nach einer Generalpause nur noch Motivfetzen übrig bleiben, bis der Satz leise verklingt. Welch berührende Klanggestalt Smetana hier für seine beginnende Taubheit gefunden hat, wurde in dieser Interpretation von den Musikerinnen und Musikern mit großer Empathie realisiert.

Am Beginn dieses Konzerts stand wiederum Bartók, sein hochexpressionistisches Zweites Streichquartett von 1917. Reiche Klangfarbenpracht und ausgeprägte Musizierfreude zeichneten diese Interpretation aus. Präzises Zusammenspiel im zweiten Satz, wo das Allegro Kapriolen schlug und ausdrucksstarke lastenden Klangflächen im Lento (3. Satz) machten den besonderen Reiz dieser Interpretation aus und dokumentierten zum wiederholten Mal in den diesjährigen Kammerkonzerten die überragende Qualität der Bartókschen Streichquartette und deren singulären Reiz.

6. April 2023

Ein musikalischer Bürgerschreck der Weimarer Republik und ein Publikumsliebling der Wiener Zwischenkriegszeit standen sich mit Kompositionen in diesem Konzert gegenüber. Auch diese beiden waren Opfer der NS-Kulturpolitik: Paul Hindemith wegen seiner Modernität "entartet" und Erich Wolfgang Korngold wegen seiner jüdischen Abstammung vertrieben. Wie Korngold verließ auch Hindemith den Machtbereich der Nazis und widmete sich in Ankara dem Aufbau der Musikhochschule.

Nur ein Jahr liegt zwischen den beiden Werken und doch könnten sie gegensätzlicher nicht sein. Hindemiths Streichtrio op. 34 (von 1924) ist seine Verbeugung vor dem - wie er selbst bekannte - "verpflichtenden Erbe" Johann Sebastian Bachs. In den vier Sätzen nimmt er die überlieferten Formen auf, verwandelt sie sich aber in radikal moderner Klanggestalt an. Auf eine Toccata in starker Motorik folgt ein sehr ruhiger Satz, der an die Form der Triosonate erinnert. Die beiden Schwestern Cornelia und Julia Gartemann spielten die melodisch eng verschlungenen Oberstimmen fein abgestimmt, während Solène Kermarrec im Cello die markante Bassstimme ergänzte. Wie vorgeschrieben "mit großer Ruhe" gelangen hier Glanzmomente des Ensemblespiel. Klanglich äußerst reizvoll gelang der Bourrée-artige 3. Satz mit seinen Pizzicato-Effekten und dem streckenweise gedämpften Strich. In der abschließenden Fuge wurde trotz gehörigen Tempos die formale Struktur erstaunlich klar und nachvollziehbar.


Foto kommt später Im klassizistischen Bau des Kurhauses von Baden-Baden befindet sich der nach seinem Architekten benannten Weinbrennersaal (Foto: Christoph Wurzel)

Während Hindemith ausgiebig den Dissonanzen frönt, schwelgt der schwärmerische Aufschwung in Korngolds Klavierquintett (aus dem Jahre 1923) in satter Tonalität. Das lyrische Seitenthema könnte leicht zum Kitsch ausarten, wenn es nicht mit so viel Geschmack gespielt würde wie in diesem Konzert. Der Satz entwickelt sich verblüffend weiter, eine zu erwartende Durchführung versickert und verselbständigt sich in Klavier-Kadenzen. Plötzlich kommt Dramatik auf, die Musik scheint ihren traditionellen Kompass verloren zu haben, findet sich aber schließlich doch in Reprise und Coda wieder. Im zweiten, ausgedehnten Variationensatz bestachen die fünf Musikerinnen und Musiker mit raffinierten Klangeffekten, vor allem aber auch durch das herrliche Legato in größter Ruhe. Das circensisch anmutende Rondo bewies nochmals den überaus individuellen Stil des Komponisten und besonders auch den extrovertierten Charakter dieser Musik.

7. April 2023

Bläsermusik für Kammerensemble stand auf dem Programm dieses Konzerts und wiederum waren es Komponisten, in deren Leben das NS-Regime einen tiefen Einschnitt bedeutete. Pavel Haas war nur die kurze Zeit zwischen 1920 und 1941 für freies künstlerische Schaffen vergönnt, dann wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er unter den Bedingungen dieses "Vorzeigelagers" noch wenige Jahre weiter komponieren konnte, bis er 1944 in Ausschwitz ermordet wurde. Sein 1929 entstandenes Bläserquintett zeugt von der hohen Originalität des Janácek-Schülers. Reichhaltige Melodik zeichnet die fünf Sätze für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn aus, welche die Musikerinnen und Musiker detailreich und in den wechselnden Stimmungen einfühlsam präsentierten: wie Jelka Weber im zweiten Satz (Preghiera) die elegische Flötenmelodie über dunklen Mollakkorden in den tiefen Bläsern, die später vom Horn übernommen wird. Anklänge an jüdische Synagogenmusik wurden hier wachgerufen. In scharfem Kontrast darauf folgend der rhythmisch überaus pointierte "Ballo eccentrico", quasi ein Kanon fröhlicher Melodien, dessen Tempo sich wie eine Karikatur laienhaften Musizierens zunehmend bis zum Schluss steigert. Die Suite endete im ernstem Tonfall eines Epilogs.

Zuvor erklang ein frühes Werk von Hanns Eisler, auch er ein Meisterschüler - in diesem Fall von Arnold Schönberg. Das Divertimento von 1925 ist ganz der freien Tonalität verpflichtet und erschließt sich beim ersten Hören nur schwer, so sehr verdichtet Eisler (im Sinne seines Lehrers) das musikalische Material. Aber die philharmonischen Solistinnen und Solisten (in derselben Besetzung wie bei Haas) spielten das zweisätzige Werk mit solcher Natürlichkeit, dass die Musik mit immer wieder aufblitzenden witzigen Einwürfe regelrecht freundlich erschien, bis hin zum kecken Hornruf, der das kurze Werk beschließt.

Wie Hanns Eisler musste auch Ernst Toch Deutschland verlassen. Anders als jener kehrte er nach dem Faschismus aber nicht wieder aus dem amerikanischen Exil zurück, daher wurde seine Musik im Nachkriegsdeutschland nur noch wenig zur Kenntnis genommen. Die Tanzsuite für fünf Instrumente und Schlagzeug von 1923/24 allerdings lässt die große Anerkennung nachempfinden, die Toch in diesen Jahren genoss. Allein die Besetzung ist ungewöhnlich und überaus reizvoll: zwei Bläser (Flöte und Klarinette) konzertieren im wörtlichen Sinne mit drei Streichern (Violine, Viola und Kontrabass). Der stets dezent bleibende Beitrag des umfangreichen Schlagwerks (außer Trommeln und Becken noch Triangel, Tambourin und Kastagnetten) sorgt zusätzlich für die reiche Farbigkeit dieses außergewöhnlichen Werks. Exzellent gelang es den Musikerinnen und Musikern das klangliche Gleichgewicht zwischen den heterogenen Instrumenten zu finden und immer wieder aufs Neue die Individualität der Einzelinstumente hervorzuheben. So wurde gerade dieses Werk zu einer der großen Überraschungen im Rahmen dieser Kammerkonzerte.

9. April 2023

Ein außerordentlich starkes Werk stand im letzten hier besprochenen Konzert auf dem Programm: das 45minütige Klavierquintett f-Moll von Mieczysław Weinberg. Doch zuvor gab es im völligen Gegensatz dazu einen Streichquartettsatz von Anton Bruckner in einer bei diesem Komponisten ungewohnten Kürze von sieben Minuten. Als Komponist war Bruckner Spätentwickler, erst wurde er Schullehrer und Domorganist, ehe er mit fast vierzig Jahren nenneswert zu komponieren begann. Seinem Lehrer Otto Kitzler ist diese Fingerübung im Quartettsatz offenbar gewidmet, die erst in den 1980ger Jahren unter Manuskripten entdeckt wurde. Bei diesem Rondo handelt es sich um ein leichtes, konventionell gearbeitetes Übungsstück, dem sich das Brahms Ensemble Berlin allerdings mit der gebotenen Aufmerksamkeit widmete.

Mit dem Quintett von Weinberg gelang dem Ensemble eine überaus faszinierende Aufführung in der ganzen narrativen Kraft, die dieser Musik eingeschrieben ist. Weinberg litt doppelt unter Verfolgung. Als polnischem Juden gelang ihm nach dem Einmarsch der Nazis in sein Heimatland nur knapp die Flucht in die Sowjetunion, wo er in den 1950ger Jahren unter den Druck des stalinistischen Antisemitismus geriet, dem er wiederum nur knapp entkam. Kunst und Leben bilden stets eine dialektische Einheit in seiner Musik und besonders auch im Klavierquintett von 1944 spiegeln sich seine tragischen Lebenserfahrungen, ohne dass es sich um Programmmusik handelt wie etwa bei Smetana. Weinbergs Lebenstragik geht in musikalisch gestaltete Furcht und oft auch bitteren Sarkasmus in sein Werk ein, selten in reine Lebensfreude. Das verbindet ihn mit seinem Freund Dmitri Shostakovich, ohne dessen Stil kopiert oder übernommen zu haben. Es ist die musikalische Haltung, die beiden gemeinsam ist.

Im zentralen Satz dieses fünfteiligen Werks, einem Largo, kulminieren diese Themen auf geradezu bedrückende Weise. Fortissimo beginnt der Satz mit einem drohenden Unisono- Thema. Das ist keine Musik zum Zurücklehnen, man ist nie gefeit vor plötzlichen Aggressionen und Abstürzen. In harten Dissonanzen fährt der musikalische Verlauf fort, plötzlich kommen schneidende Geigentöne auf, die Musik weist ins Ungewisse. Ein langes Rezitativ im Klavier gibt keine Antwort. Dann eröffnet das Cello ein Thema, dem die anderen Streicher widerwillig und schwerfällig folgen. Immer wieder stockt der Fluss. Klavier und Cello fordern zum Weitermarschieren, doch die Musik tritt irgendwie auf der Stelle, bis ein mulmiger unreiner Schlussakkord den Spuk beendet. Als aufgedrehte Jahrmarktsmusik, die sich in besinnungslosen Taumel steigert, endet mit dem fünften Satz dieses kolossale Werk. Nur ganz verhalten kann sich noch eine lyrische Melodie, die aus dem ersten Satz herüberkommt, bemerkbar machen, aber hinter einer flirrenden Kulisse aus gedämpften Streicherclustern verebbt sie fast unhörbar im Klavier.

Wer aufmerksam und konzentriert diese Kammermusikprogramme verfolgen konnte, dem erschloss sich ein ganzer Kosmos großartiger Musik - dank einer klugen Programmdramaturgie, vor allem aber dank der überragenden Instrumentalkunst der Berliner philharmonischen Solistinnen und Solisten und ihres großen künstlerischen Ethos.

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Die Programme und Ausführenden

2. April 2023
Weinbrennersaal, Kurhaus

Erwin Schulhoff:
Fünf Stücke für Streichquartett

Béla Bartók:
Streichquartett Nr. 3 Sz 85

Erich Wolfgang Korngold:
Streichquartett Nr. 2 Es-Dur op. 26

Philharmonisches Streichquartett
Dorian Xhoxhi, Violine
Helena Madoka-Berg, Violine
Emma Wernig, Viola
Christoph Heesch, Violoncello


4. April 2023
Malersaal Maison Messmer

Joseph Haydn:
Streichquartett G-Dur op. 76/1 (HOB III,75)

Béla Bartók:
Streichquartett Nr. 4 Sz 91

Vineta Sareika-Völkner, Violine
Hande Küden, Violine
Diyang Mei, Viola
Knut Weber, Violoncello


5. April 2023
Malersaal Maison Messmer

Béla Bartók:
Streichquartett Nr. 2 Sz Nr. 67

Bedřich Smetana:
Streichquartett Nr. 1 e-Moll
"Aus meinem Leben"

Simon Roturier, Violine
Marlene Ito, Violine
Naoko Shimizu, Viola
Bruno Delapelaire, Violoncello


6. April 2023
Weinbrennersaal Kurhaus

Paul Hindemith:
Streichtrio Nr. 1 op. 34

Erich Wolfgang Korngold:
Klavierquintett E-Dur op. 15

Cornelia Gartemann, Violine
Christoph von der Nahmer, Violine
Julia Gartemann, Viola
Solène Kermarrec, Violoncello
Özgür Aydin, Klavier


7. April 2023
Weinbrennersaal Kurhaus

Hanns Eisler:
Divertimento für Bläserquintett op. 4

Pavel Haas:
Bläserquintett op. 10

Ernst Toch:
Tanz-Suite op. 30
für fünf Soloinstrumente und Schlagzeug

Jelka Weber, Flöte
Dominik Wollenweber, Oboe
Wenzel Fuchs, Klarinette
Alexander Bader, Klarinette
Stefan Schweigert, Fagott
Johannes Lamotke, Horn
Hande Küden, Violine
Naoko Shimizu, Viola
Gunars Upatnieks, Kontrabass
Jan Schlichte, Schlageug


9. April
Weinbrennersaal Kurhaus

Anton Bruckner:
Rondo c-Moll für Streichquartett
Allegro moderato

Mieczysław Weinberg:
Klavierquintett f-Moll op. 18

Brahms Ensemble Berlin
Rachel Schmidt, Violine
Raimar Orlovsky, Violine
Julia Gartemann, Viola
Christoph Ingelbrink, Violoncello
Nikolaus Resa, Klavier




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