Internationale
Händel-Festspiele Göttingen
18.05.2023 - 29.05.2023
Von Thomas Molke
Künstlerischer
Leiter der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen: George Petrou
(© Marco Buehl)
Was am 26. Juni 1920 im Göttinger Theater mit Händels Oper
Rodelinde begann, löste in den Folgejahren eine regelrechte "Händel-Renaissance" aus.
Mittlerweile finden in drei Städten in Deutschland alljährlich
Händel-Festspiele statt. Nachdem Karlsruhe im Februar den Anfang gemacht
hat, geht es im Mai in Göttingen weiter, bevor dann Händels Geburtsstadt
Halle an der Saale den Abschluss bildet. Der künstlerische Leiter George
Petrou und der geschäftsführende Intendant Jochen Schäfsmeier legen in
diesem Jahr bei den Festspielen in Göttingen unter dem Motto "Hellas!" den Schwerpunkt
auf Griechenland. Auch wenn Griechenland selbst nie ein Zentrum der barocken Musik gewesen ist, ist die antike griechische Mythenwelt in der
barocken Kultur sehr präsent, was in rund 60 Produktionen in Göttingen und
Umgebung in diesem Jahr gezeigt werden soll.
Deutsches Theater in
Göttingen
Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Oratorien, die in ihrer
dramatischen Struktur der Oper sehr nahekommen. Zum ersten Mal in der
Geschichte der Festspiele wird
Semele in Szene gesetzt. Das 1744 am Londoner Covent Garden
uraufgeführte Oratorium erzählt die Geschichte der Kadmos-Tochter Semele,
der Mutter des Weingottes Bacchus, der ihre Eitelkeit zum Verhängnis wird,
als sie den Verführungskünsten Jupiters erliegt und ihn auf Anraten seiner
Gattin Juno bittet, in seiner ganzen göttlichen Pracht vor ihr zu
erscheinen. Da die opernhaften Züge dieses Stoffes offensichtlich sind, ist
dieses Stück schon häufig szenisch auf die Bühne gebracht worden. In
Göttingen übernimmt Petrou nicht nur die musikalische Leitung des
FestspielOrchesters Göttingen, sondern zeichnet auch für die szenische
Umsetzung verantwortlich. Die Premiere findet am 19. Mai 2023 um 18.00 Uhr
im Theater Göttingen statt. In der Titelpartie ist Marie Lys zu erleben. Als
Jupiter konnte der Tenor Jeremy Ovenden verpflichtet werden. Die Rolle der
Juno übernimmt die Mezzosopranistin Vivica Genaux. (Weitere Aufführungen:
20., 23. und 28. Mai 2023 jeweils um 18.00 Uhr und 27. Mai 2023 um 16.00
Uhr)
Im Rahmen des Projektes "Händel 4 Kids!"
gibt es am 28. Mai 2023 um 12.00 Uhr auch wieder eine Familienfassung der
Oper im Theater Göttingen.
Als zweites Oratorium steht zur Eröffnung der Festspiele
am 18. Mai 2023 um 19.00 Uhr in der St. Johannis-Kirche
Hercules konzertant auf dem Spielplan. Händel selbst bezeichnete das
am 5. Januar 1745 im King's Theatre in London uraufgeführte Stück als
Musical Drama, weil es ähnlich wie Semele keine biblische Geschichte
erzählt. Es handelt von Hercules' tragischem Ende, das Sophokles in der
Tragödie Die Frauen von Trachis schildert. Darin hatte Hercules' Frau
Dejanira einst ein blutgetränktes Hemd bekommen, das sie Hercules geben
solle, wenn seine Liebe zu ihr einmal nachlasse. Das ist der Fall, als er
von einem Feldzug mit der jungen Königstochter Iole zurückkehrt. Doch das
Hemd ist mit einem Fluch beladen und zerstört den Helden. In der Titelpartie
ist der Bass-Bariton Andreas Wolf zu erleben. Vivica Genaux übernimmt die
Rolle seiner Ehefrau Dejanira. Anna Dennis ist als ihre Nebenbuhlerin Iole
zu erleben. Die musikalische Leitung des FestspielOrchesters Göttingen liegt
in den Händen von George Petrou.
Das weitere
Festspielprogramm spannt den Bogen von der Renaissance bis zur Gegenwart und
verbindet Händels Werk mit Kompositionen von Leondaritis bis Theodorakis. Zu
nennen sind hier unter anderem:
- das Melodram Medea von Georg Anton Benda am 25. Mai 2023 um 19.00
Uhr in der Freien Waldorfschule Göttingen mit der ehemaligen
Tatort-Kommissarin Anna Schudt als Medea,
- ein Spagat zwischen Barock und Jazz mit Agrippina: A Baroque-Jazz Guide
am 21. Mai 2023 um 17.00 in der Scheddachhalle im Sartorius-Quartier mit der
Mezzosopranistin Laila Salome Fischer und dem Jazztrompeter Pascal Klewer,
-ein Cross-Over-Projekt mit Valer Sabadus & Spark am 23. Mai 2023 um 19.30
Uhr in der PS. Halle in Einbeck mit Kompositionen von Vivaldi und Händel
über Schumann, Satie und Weill bis hin zu Depeche Mode und Rammstein und
- das Galakonzert mit Jeanine De Bique und Concerto Köln am 29. Mai 2023 um
17.00 Uhr in der St. Johannis-Kirche.
Das Symposium am 20. Mai 2023
um 10 Uhr im Forum Wissen
beschäftigt sich in mehreren Vorträgen mit der Rezeption des Altertums im Barock. Die wissenschaftliche
Leitung übernehmen wieder Prof. Dr. Laurenz Lütteken und Prof. Dr. Wolfgang
Sandberger.
Das komplette Programm ist unter
Händelfestspiele
abrufbar.