Zum mittlerweile 47. Mal finden im November an einem verlängerten Wochenende die Tage der Alten Musik in Herne statt, die von der Stadt gemeinsam mit dem Kulturradio WDR 3 ausgerichtet werden. Als 1976 der damalige Kulturdezernent der Stadt Herne, Joachim Hengelhaupt, die Idee hatte, eine Ausstellung von Musikinstrumenten für das Repertoire der Alten Musik mit Konzerten in historischer Aufführungspraxis zu verknüpfen, hat wahrscheinlich niemand damit gerechnet, dass sich daraus ein kleines Musikfestival entwickeln würde, das mittlerweile Kultstatus besitzt. Der künstlerische Leiter des Festivals, Dr. Richard Lorber, hat das diesjährige Programm unter das Motto "Mode und Stil" gestellt und präsentiert in insgesamt 11 Konzerten musikalische Moden und Stilikonen vom Mittelalter bis zur Moderne.

Einen Höhepunkt dürfen in diesem Jahr die beiden Opernproduktionen bilden. Den Anfang macht am 11. November 2023 um 19.00 Uhr L'Ercole amante von der Cavalli-Schülerin Antonia Bembo. Bereits 1660 hatte der regierende Kardinal Mazarin bei dem Venezianer Francesco Cavalli dieses Werk als Hochzeitsoper für Ludwig XIV. in Auftrag gegeben. Das Werk wurde allerdings erst zwei Jahre nach Mazarins Tod uraufgeführt und traf den Geschmack in Frankreich nicht mehr, da man hier mittlerweile an einem eigenen Opernstil arbeitete. Umso erstaunlicher ist es, dass Bembo fast ein halbes Jahrhundert später das Libretto von Niccolò Minato noch einmal vertonte und dabei italienische und französische Stilelemente geschickt zusammenführte. Mit dem Stuttgarter Ensemble Il Gusto Barocco hat Jörg Halubek Bembos Oper nun neu entdeckt und stellt sie im Herner Kulturzentrum vor.

Zum Abschluss gibt es dann am 12. November 2023 um 19.00 Uhr im Kulturzentrum Antonio Caldaras Il Venceslao. Zum Namenstag von Kaiser Karl VI. lieferte der Venezianer Caldara ein Paradebeispiel für den spezifischen Hofopernstil, der sich als Propaganda für das Haus Habsburg entwickelt hatte. Titelheld des Librettos von Apostolo Zeno ist der polnische Herrscher Venceslao, dessen Söhne ihre Rivalität um dieselbe Frau in virtuosen Gesangspartien ausleben. Für die Rollen hat man hochrangige Stars der Barockszene gewinnen können. Zu nennen sind hier neben Max Emanuel Cencic in der Titelpartie der Countertenor Nicholas Tamagna und der Sopranist und Shooting-Star Dennis Orellana als die beiden Söhne Casimiro und Alessandro. Die Partie der begehrten Prinzessin Erenice übernimmt die Mezzosopranistin Sonja Runje. Musikalisch begleitet wird die Aufführung vom polnischen {OH!} Orkiestra unter der Leitung von Martyna Pastuszka.

Weitere Konzerte, die live oder zeitversetzt in WDR 3 übertragen werden, ergänzen vom 9. bis zum 12. November 2023 das Programm, das komplett hier abrufbar ist.