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Like a Rolling Stone

Rock-Pop-Punk-Theater-Party

in englischer und deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 45' (eine Pause)

Uraufführung der Hagener Eigenproduktion im Theater Hagen am 8. März 2025
(rezensierte Aufführung: 08.05.2025)


Logo: Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)
Und es wird weiter gerockt

Von Thomas Molke / Fotos von Matthias Jung

Was für ein ereignisreicher Tag im Theater Hagen! Erst hat in einer fast dreistündigen Pressekonferenz die neue Theaterleitung der kommenden Spielzeit, bestehend aus dem Intendanten Søren Schumacher, dem GMD Sebastian Lang-Lessing und dem Ballettdirektor Taulant Shehu, einen abwechslungsreichen Spielplan für die kommende Saison vorgestellt, in dem das momentane Opern-Ensemble in großen Teilen erfreulicher Weise erhalten bleibt, was bei einem Intendanten-Wechsel keine Selbstverständlichkeit ist. Dann gibt es im Anschluss noch auf der Bühne zur Feier des Tages eine Rock-Pop-Punk-Theater-Party, die der scheidende Intendant Francis Hüsers als neues Format im "Tempel der klassischen Muse" etabliert hat und womit er über die Jahre eine begeisterte Fan-Gemeinde gewonnen hat. Nach einem bunten Streifzug durch die Rock-Musik der 60er, 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts in der "Undergroundparty" Take a Walk on the Wild Side zur Eröffnung der Spielzeit 2018/2019 (siehe auch unsere Rezension) folgten die erste Rock-Punk-Pop-Theater-Party unter dem Titel Wenn die Nacht am tiefsten (... ist der Tag am nächsten), bei der der Schwerpunkt auf der deutschen Rock-, Punk- und Pop-Welle lag (siehe auch unsere Rezension), und eine Rock-Pop-Grunge-Theater-Party als Hommage an die Heroes des Genres (siehe auch unsere Rezension), bevor die vergangene Spielzeit mit der Rock-Pop-Punk-Theater-Party Simply the Best beendet wurde (siehe auch unsere Rezension), die neben der 2023 verstorbenen Ikone Tina Turner auch überwiegend andere weibliche Stimmen zu Wort kommen ließ.

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Ensemble mit "Love Is Just a Four-Letter Word" von Bob Dylan / Joan Baez

Als fünfte Hagener Eigenproduktion dieser Gattung hat Hüsers nun eine Collage unter dem Titel Like a Rolling Stone zusammengestellt, die aber keineswegs, wie der Titel auf den ersten Blick vielleicht vermuten lassen könnte, eine Hommage an die gleichnamige Band ist, die in diesem Programm nur marginal vorkommt. Vielmehr handelt es sich um den gleichnamigen Song-Titel aus dem Jahr 1965 von Bob Dylan, der gewissermaßen als Leitstern aller Singer-Songwriter über dem Programm steht, obwohl einige der Meinung sind, dass er nie richtig singen konnte. Und so wird das Publikum in absolut kurzweiligen knappen drei Stunden mit zahlreichen Erinnerungen an die 60er bis 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im wahrsten Sinne des Wortes aus den Sitzen gehoben. Arrangiert hat die Songs wieder Andres Reukauf, der den Abend auch am Keyboard begleitet und mit seiner vierköpfigen Band, bestehend aus Arjuna De Souza an der E-Gitarre, Matthias Jahner am Saxophone, Jörn Brackelsberg am Bass und Thomas Esch am Schlagzeug, dem Publikum so richtig einheizt. Neben der großartigen Begleitung kann die Band auch bei dem Instrumental-Stück "Song of the Wind" von Santana aus dem Jahr 1972 glänzen.

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Vanessa Henning mit "It's a Sin" von den Pet Shop Boys

Zu einem unverzichtbaren Bestandteil dieser Partys hat sich mittlerweile Vanessa Henning entwickelt, die nicht nur durch eine überbordende Bühnenpräsenz besticht, sondern auch für eine unglaubliche Energie im Saal sorgt. Auch wenn man an diesem Abend bis nach der Pause warten muss, bis sie zum ersten Mal mit dem Publikum in Interaktion tritt. Dafür ist dieser Kontakt aber umso intensiver. Dabei interpretiert sie mit den drei gut aufgelegten Background-Vocals Lilian Nikolić, Elizabeth Pilon und Carolin Rossow und der Balletttänzerin Ke-Chieh Liu den berühmten Song "What's Up" von den 4 Non Blondes, der natürlich enormes Mitsing-Potenzial besitzt. Nachdem Henning das Publikum zunächst dazu gebracht hat, sie mit "Hallo, Vanessa" zu begrüßen, lässt sie den Refrain gleich mehrfach interpretieren, mal von allen zusammen, dann nur von den Männern und anschließend nur von den Frauen. Es lässt sich nicht leugnen, dass zumindest an diesem Abend die "Frauen-Power" im Saal größer ist, auch wenn sich die Herren redlich bemühen. Natürlich darf bei Henning ein Lied von P!nk nicht fehlen, auch wenn das zeitlich eigentlich nicht zum restlichen Abend passt. Schließlich stammt "Try" erst aus dem Jahr 2012. Aber bei Henning möchte man auch nicht auf ein P!nk-Cover verzichten.

Normalerweise steht Henning bei diesen Abenden Patrick Sühl zur Seite. In der rezensierten Aufführung ist allerdings Daniel Tejeda eingesprungen und liefert ebenfalls eine absolut souveräne Bühnen-Show ab, so dass ihm nicht anzumerken ist, dass er das erste Mal bei der Produktion dabei ist. Er startet überzeugend als junger Udo Lindenberg mit dessen frühem Rock-Song "Alle klar auf der Andrea Doria". Die Kiez-Kneipe, die dafür unter Einsatz der Drehbühne auf die Bühne gefahren wird und später für andere Szenen unter anderem in einen amerikanischen Diner und einen britischen Pub verwandelt wird, erinnert stark an das Bühnenbild der letzten Hamlet-Inszenierung in Hagen, was ja auch ein Zeichen von Nachhaltigkeit ist, wenn man ein solches Element für weitere Stücke verwenden kann. Auch Tejeda gelingt es, bei seinen diversen rockigen Auftritten eine Verbindung zum Publikum aufzubauen und sie zum Mitklatschen zu animieren.

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Kenneth Mattice als Elvis Presley (im Kreis um ihn herum von links: Lilian Nikolić, Cheng-Yang Peng, Yu-Hung (Phoebe) Huang, Riccardo Maria Detogni und Carolin Rossow)

Neu bei dieser Party ist Kenneth Mattice aus dem Opernensemble, der unter Beweis stellt, dass er sich mit seinem Bariton auch in der Rock-Musik stimmlich hervorragend bewegen kann. Ikonisch ist sein Auftritt als Elvis Presley, wenn er mit weißen Engelsflügeln, weiter Schlaghose und Elvis-Tolle aus dem Schnürboden herabgelassen wird, um mit herrlichen Macho-Allüren "You ain't Nothing but a Hound Dog" zu präsentieren. Große Komik beweist er dann in seiner Interpretation von Nina Simones "My Baby Just Cares For Me". Da präsentiert er sich als leicht selbstgefälliger, in die Jahre gekommener Homosexueller, der sich von seinem jugendlichen Lover (mit großartigem Ausdruck: Cheng-Yang Peng) bedienen lässt und vermutet, dass dieser das alles nur aus Liebe tut. Doch am Ende des Songs bekommt er schonungslos die Quittung. Bei "Tumbling Dice" von den Rolling Stones rockt Mattice erneut richtig ab.

Wie schon bei den früheren Partys bettet Holger Potocki die jeweiligen Songs in kleine Szenen ein, die zwar keine durchgehende Geschichte erzählen, aber dennoch jedem einzelnen Song mit einer kleinen Episode eine besondere Note geben. Bühnen- und Kostümbildner Andreas Becker schöpft dabei aus dem Vollen und lässt durch Einsatz der Drehbühne immer wieder neue Räume entstehen. Besonders bemerkenswert ist dabei der Raum für die Band, die quasi auf den Resten eines eingestürzten oder abgerissenen Gebäudes untergebracht ist. So entsteht die Musik aus dem Dasein eines "Rolling Stone" (eines Landstreichers). Natürlich wird auch die Doppelmoral klerikaler Strömungen angeklagt. Dazu werden mehrere Bildschirme in Form eines Kreuzes auf der Bühne präsentiert und ein älterer, seine Lust kaum zügelnder Geistlicher verwandelt sich in eine begehrenswerte junge Frau in knappen Dessous. Auch ein alter US-amerikanischer Wagen, der in einzelnen Szenen auf die Bühne gefahren wird, spielt mit dem Image der USA der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, und auch die freie Liebe in jeder Variation ist ein Thema in zahlreichen Songs.

Das alles wird von Henning, Tejeda, Mattice, den drei Background-Vocals, die auch in den Tanzchoreographien von Noemi Emanuela Martone eine sehr gute Figur machen, Riccardo Maria Detogni, Ke-Chieh Liu und Cheng-Yang Peng aus dem Ballett Hagen sowie der Statisterie Hagen mit großer Spielfreude umgesetzt. Mit einem gemeinsamen "I Will Survive" endet der offizielle Teil des Abends, wobei allerdings bereits im Programmheft angekündigt wird, dass man noch auf drei Zugaben hoffen darf. Den Anfang macht Henning mit Klaus Lages "1000 und eine Nacht", bevor es dann bei Tejedas und Hennings zweitem Stück zur mittlerweile schon legendären Kissenschlacht mit dem Publikum kommt, bei der die Kissen wild zwischen Bühne und Saal hin- und herfliegen. Zum Abschluss singen dann alle gemeinsam "We are the Champions" von Queen, und so fühlt sich auch das Publikum nach diesem erfrischenden Abend.

FAZIT

Hüsers hat mit diesem Genre über die Jahre ein begeistertes Publikum gewonnen. Von daher ist es eine gute Entscheidung, dass dieser Abend auch in die nächste Spielzeit übernommen wird.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung, Arrangements
und  Keyboard
Andres Reukauf

Inszenierung
Holger Potocki

Choreographie
Noemi Emanuela Martone

Bühne und Kostüme
Andreas Becker

Licht und Video
Hans-Joachim Köster

Sound-Design
Michael Danielak

Konzept und Dramaturgie
Francis Hüsers

 

Guitar
*Arjuna De Souza
Patrick Sühl

Saxophone
Andreas Laux /
*Matthias Jahner

Bass
Jörn Brackelsberg

Drums
Volker Reichling /
*Thomas Esch

Statisterie des Theaters Hagen


Solistinnen und Solisten

*rezensierte Aufführung

Vocals
*Vanessa Henning
Patrick Sühl
*Daniel Tejeda
*Kenneth Mattice

Background-Vocals
Lilian Nikolić
Elizabeth Pilon
Carolin Rossow

Tänzer*innen
*Riccardo Maria Detogni
Yu-Hung (Phoebe) Huang
*Ke-Chieh Liu
*Cheng-Yang Peng

 


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Hagen
(Homepage)




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