Von Thomas Molke

Das Teatro Rossini in Pesaro von außen

Zum 37. Mal findet in diesem Jahr in dem kleinen beschaulichen Pesaro an der Adria das Rossini Opera Festival statt, mit dem die Stadt jedes Jahr im August ihren wohl berühmtesten Bürger feiert. Gewidmet ist das Festival den bekannten und unbekannten Werken des Pesaresen. So werden in jedem Jahr drei Opern szenisch zur Aufführung gebracht. Als Spielorte dient zum einen das Teatro Rossini im Zentrum der Altstadt, das 1673 als Teatro del Sole gebaut wurde. 1818 wurde es in seiner jetzigen Form neu errichtet und erhielt 1855 seinen Namen. 1980 wurde das Theater restauriert und fungiert seitdem als Hauptspielort der Festspiele. Es bietet ungefähr 650 Zuschauern Platz. Zum anderen finden Aufführungen auch in der etwas außerhalb der Stadt gelegenen Adriatic Arena statt, einer modernen Mehrzweckhalle, die 1996 fertig gestellt wurde und in der bei Opernaufführungen circa 1.200 Personen Platz finden.

Die Adriatic Arena in Pesaro

Den Anfang macht in diesem Jahr in der Adriatic Arena die Neuinszenierung von Rossinis Melodramma La donna del lago.  Bei dem 1819 in Neapel uraufgeführten Stück handelt es sich um die erste italienische Oper, die ein Werk von Sir Walter Scott zur Vorlage hatte Die Geschichte löste in Italien so große Begeisterung aus, dass Scott bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts für mehr als 25 weitere Opern  als Quelle diente. Bekannt geblieben ist vor allem das Schlussrondo der Elena, "Tanti affetti in un momento", das bei der Uraufführung niemand Geringeres als Isabella Colbran interpretierte. Die Titelpartie übernimmt Salome Jicia, die im letzten Jahr in Pesaro als Contessa di Folleville in Il viaggio a Reims debütierte. Als ihr jugendlicher Geliebter Malcolm ist Varduhi Abrahamyan zu erleben, die die Rolle bereits vor vier Jahren im Theater an der Wien interpretierte. Als schottischer König Giacomo V., der sich ebenfalls Hoffnungen auf die schöne Elena macht und als Ritter unter dem Namen Uberto am See auftaucht, gibt sich Juan Diego Flórez die Ehre. Sein Tenorkollege Michael Spyres tritt als Gegenspieler Rodrigo auf, dem Elena als Frau versprochen worden ist. Auch Marco Mimica, der Elenas strengen Vater Duglas gibt, ist in Pesaro kein Unbekannter mehr, war er doch im letzten Jahr als Gottardo in La gazza ladra zu erleben. Die Inszenierung übernimmt mit Damiano Michieletto ebenfalls ein alter Bekannter in Pesaro.  Die Leitung des Orchestra del Teatro Comunale di Bologna liegt in den Händen von Michele Mariotti. (Termine in der Adriatic Arena: 8., 11., 14. und 20. August 2016 um 20.00 Uhr)

Blick in den Zuschauerraum des Teatro Rossini in Pesaro

Als zweite Neuproduktion ist dann im Teatro Rossini  die Buffo-Oper Il turco in Italia zu erleben, für die ebenfalls ein hochkarätiges Ensemble zusammengestellt worden ist. In der Partie des Selim ist der berühmte Bariton Erwin Schrott zu erleben. Als aufmüpfige Florilla, die dem Türken beweist, dass italienische Frauen ein wenig anders ticken, kehrt Olga Peretyatko nach Pesaro zurück, deren Interpretation der Matilde di Shabran 2012 in Pesaro noch in guter Erinnerung sein dürfte. Auch Nicola Alaimo, der die Partie des Geronio übernimmt, ist in Pesaro als Buffo-Bariton seit langem kein Unbekannter mehr. Zuletzt begeisterte er hier im vergangenen Jahr als Don Pomponio in La gazzetta. Davide Livermore zeichnet für die Regie und das Bühnenbild verantwortlich, das vom Videodesign der italienischen Künstlergruppe D-Wok unterstützt wird. Die Leitung des Orchesters Filarmonica Gioachino Rossini übernimmt Mirca Rosciani. (Termine im Teatro Rossini: 9., 12., 15. und 18. August 2016 jeweils um 20.00 Uhr)

Blick auf die Bühne des Teatro Rossini in Pesaro