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Wexford Festival Opera

26.10.2016 - 06.11.2016


Von Thomas Molke

Blick auf Wexford am Abend

Während andernorts die großen und kleinen Opernbühnen sich mitten im normalen Spielbetrieb befinden, lockt das Wexford Festival Opera zum mittlerweile 65. Mal Operninteressierte aus aller Welt in das beschauliche Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands, um Opernraritäten jenseits des gängigen Repertoires kennen zu lernen. Und weil die Kartennachfrage von Jahr zu Jahr zunimmt, hat man beschlossen, dass 66. Festival 2017 von 12 auf 18 Tage auszudehnen, so dass die Produktionen insgesamt über drei Wochenenden laufen. Thematisch hat der künstlerische Leiter David Agler in diesem Jahr bei den Hauptproduktionen eine eher tragisch-dramatische Auswahl getroffen, wobei der Bogen wieder über zwei Jahrhunderte gespannt ist und von Italien über Frankreich bis in die USA reicht. Wie in jedem Jahr wird das Programm um drei so genannte "Short Works" erweitert, die im Nachmittagsbereich neben weiteren Konzerten und Lunchtime Recitals den Zuschauern die Möglichkeit geben, sich quasi den ganzen Tag mit nur kurzen Unterbrechungen musikalischen Genüssen hinzugeben.

Das O'Reilly Theatre, Blick aus dem Zuschauerraum

Den Anfang macht am 26. Oktober 2016 im O'Reilly Theatre im Wexford National Opera House die 1859 in Paris uraufgeführte Grand Opéra Herculanum von dem heutzutage relativ unbekannten französischen Komponisten Félicien David, dessen musikalischer Stil manchmal mit der Kompositionsweise von Hector Berlioz verglichen worden ist. Bei der Uraufführung war das Stück über den Vesuvausbruch im Jahr 79 n. Chr. mit der bewährten Mischung aus virtuosem Gesang, Massenszenen und düsteren Untergangsphantasien in einer üppigen Dekoration ein großer Erfolg. Besonders die Finalszene, in der die Stadt Herculaneum vom ausbrechenden Vulkan komplett verschüttet wird, riss das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Die Schwierigkeiten der szenischen Umsetzung dürften allerdings auch ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass dieses Werk heute nahezu vollständig aus dem Repertoire verschwunden ist. Eingebettet in die Katastrophe ist der persönliche Konflikt des christlichen Sklaven Hélios, der sich zwischen einer Ehe mit der Heidin Olympia und der Christin Lilia entscheiden muss. Seine Wahl fällt auf Olympia, was eine Sklavenrevolte zur Folge hat, die dann vom ausbrechenden Vesuv gestoppt wird. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Jean-Luc Tingaud, der im letzten Jahr hier Le Pré aux clercs geleitet hat. Für die Inszenierung konnten erneut Stephen Medcalf und Jamie Vartan gewonnen werden, die in Wexford noch mit A Village Romeo and Juliet (2012) und Cristina, regina di Svezia (2013) in guter Erinnerung sein dürften. (Weitere Termine: 29. Oktober 2016, 1. und 4. November 2016 jeweils um 20.00 Uhr)

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Das O'Reilly Theatre, Blick in den Zuschauerraum

Die zweite Produktion Vanessa von Samuel Barber hat eigentlich nicht den Seltenheitswert, den man aus Wexford gewohnt ist. In Deutschland stand diese 1958 an der Met uraufgeführte Oper beispielsweise 2012 in Frankfurt und 2015 in Hagen auf dem Programm. Auch in Wexford hat man sich für die sechs Jahre später entstandene von Barber auf drei Akte gekürzte Fassung entschieden. Das Libretto über Vanessa, die 20 Jahre lang mit ihrer Mutter und ihrer Nichte Erika auf die Rückkehr ihres Liebhabers Anatol gewartet hat, stammt von dem Komponisten Gian Carlo Menotti, Barbers Partner. Die Titelpartie wird von Claire Rutter interpretiert. Michael Brandenburg ist als ihr Liebhaber Anatol zu erleben. Die musikalische Leitung hat Timothy Myers inne. Regie führt Rodula Gaitanou. (Termine: 27. Oktober 2016, 2. und 5. November 2016 jeweils um 20.00 Uhr und 30. Oktober 2016 um 17.00 Uhr)

Als dritte Produktion steht ein Werk eines Komponisten auf dem Programm, der sich beim Wexford Festival Opera ganz besonderer Beliebtheit erfreut: Gaetano Donizetti. In der 65-jährigen Geschichte des Festivals erlebten hier bereits zahlreiche Opern von ihm eine Renaissance. Die selten zu erlebende Maria di Rudenz gilt als eine seiner düstersten Tragödien. Maria verliebt sich in Corrado und flieht mit ihm nach Venedig, weil ihr Vater einer Verbindung nicht zustimmt. Doch in Venedig verlässt Corrado Maria und bändelt nun mit ihrer Cousine Matilde di Wolf an. In der Titelpartie ist Gilda Fiume zu erleben. Die Partie der Matilde übernimmt Sophie Gordeladze. Als untreuer Liebhaber Corrado konnte Joo Wan Kang verpflichtet werden. Am Pult des Wexford Festival Orchestra steht Andrew Greenwood, der bereits vor drei Jahren hier Cristina, regina di Svezia musikalisch geleitet hat. Für die Regie konnte Fabio Ceresa verpflichtet werden, dessen Inszenierung Guglielmo Ratcliffe im letzten Jahr als beste Festival-Produktion ausgezeichnet worden ist. (Termine: 28. und 31. Oktober 2016 und 3. November 2016 jeweils um 20.00 Uhr und 6. November 2016 um 17.00 Uhr).

Auch bei den so genannten "Short Works", die wie in den letzten Jahren im Clayton Whites Hotel stattfinden, steht unter anderem Gaetano Donizetti auf dem Programm. Den Anfang macht hier die einaktige Opernfarce Il Campanello, zu dem Donizetti auch selbst das Libretto verfasst hat. Erzählt wird die Geschichte von dem Apotheker Don Annibale Pistacchio, der dem wesentlich jüngeren Enrico die hübsche Serafina ausgespannt hat. Enrico möchte dem frisch vermählten Paar die Hochzeitsnacht vermiesen, indem er in ständig wechselnden Verkleidungen die Nachtglocke der Apotheke klingelt und somit Don Pistacchio vom Schlafzimmer fernhält. Mit Freude darf man darauf gespannt sein, wie Roberto Recchia, der nach einem Jahr Pause als Regisseur zum Festival zurückkehrt, diese turbulente Geschichte umsetzen wird. (Termine: 27. Oktober 2016, 2. und 5. November 2016 jeweils um 15.30 Uhr und 30. Oktober 2016 um 11.00 Uhr)

Es folgt die einaktige Oper Riders to the Sea von Ralph Vaughan Williams, die auf einem Theaterstück von John Millington Synge basiert und die tragische Geschichte der Fischerfrau Maurya erzählt, die ihren Schwiegervater, ihren Ehemann und fünf ihrer sechs Söhne auf dem Meer verloren hat. Nun versucht sie verzweifelt zu verhindern, dass ihr letzter Sohn Bartley sich auf den Weg nach Galway macht, um Pferde zu verkaufen. Doch auch er stürzt ins Meer und ertrinkt. Die tragische Geschichte wird von Catriona McLaughlin in Szene gesetzt. (Termine: 28. und 31. Oktober 2016 und 3. November 2016 jeweils um 15.30 Uhr und 6. November 2016 um 11.00 Uhr)

Als dritte Produktion im Rahmen der "Short Works" gibt es The Bear von William Walton, einem englischen Komponisten des letzten Jahrhunderts. Das Stück, das als "Extravaganza" bezeichnet wird, was ein populäres Spektakel bezeichnet, das sich nicht an dramaturgische Konventionen hält und einen komischen und satirischen Charakter hat, geht zurück auf ein Theaterstück von Anton Tschechow, das dieser selbst als "Scherz" bezeichnet hat. Erzählt wird die Geschichte der Witwe Popova, die erkennen muss, dass ihr geliebter Mann untreu gewesen ist, und sich nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Smirnov, einem Gläubiger ihres Mannes, auf eine Liebesbeziehung mit ihm einlässt. Die Regie dieses Einakters übernimmt Kyle Lang. (Termine: 29. Oktober 2016, 1. und 4. November 2016 jeweils um 15.30 Uhr)

Des Weiteren werden fast jeden Mittag um 13.05 Uhr die so genannten Lunchtime Recitals in der St. Iberius Church präsentiert, in denen die Solisten des Festivals ihr musikalisches Talent in anderen Bereichen ihres Repertoires präsentieren können. Das mittlerweile traditionelle Gala-Konzert im O'Reilly Theatre am 30. Oktober 2016 um 21.00 Uhr, dieses Mal moderiert von Roberto Recchia, und zahlreiche weitere Veranstaltungen runden das umfangreiche Programm des Festivals ab. Das komplette Programm finden Sie unter www.wexfordopera.com.

 

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unsere Rezensionen:

 

 

Herculanum

Vanessa

Maria de Rudenz

Il Campanello

Riders to the Sea

The Bear



Da capo al Fine

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