Was im Juli 1998 als kleines Sommer-Festival im Passionsspielhaus begann und
vor allem mit Opern von Richard Wagner Opernfans aus nah und fern in das
beschauliche österreichische Städtchen Erl nahe der deutschen Grenze lockte,
ist mittlerweile als Tiroler Festspiele zu einem Ganzjahres-Festival
ausgeweitet worden und bietet nun auch im Herbst, Winter und Ostern ein
umfangreiches Musikprogramm. Einen großen Verdienst daran hat sicherlich Festspiel-Präsident Dr. Hans Peter Haselsteiner, auf dessen
Betreiben 2012 direkt neben dem Passionsspielhaus das neue Festspielhaus
entstand, das einen Ganzjahresbetrieb erst möglich machte und mit den ersten
Winterfestspielen am 26.12.2012 eingeweiht wurde. Am 1. September
2024 hat Jonas Kaufmann die Intendanz der Tiroler Festspiele
übernommen und stellt nun als Neuerung im Frühjahr jeweils eine komplette
Saison vor, die für das Publikum eine längerfristige Planung ermöglicht.
Dabei gibt es genreübergreifende Projekte in der Herbstsaison "Ausklang",
Belcanto-Oper im Winter, Tradition und Neues zu Ostern und große Oper mit
weiteren Neuentdeckungen im Sommer.
Den Anfang macht das Drei-Tage-Festival "Ausklang" im Herbst vom 2. bis 4.
Oktober 2025, bei dem sich an drei Tagen unterschiedlichste musikalische
Welten von Klassik über Volksmusik bis hin zu Popularmusik begegnen und das
Wechselspiel zwischen dörflicher Atmosphäre und großer weiter Welt
zelebrieren.

Das Festspielhaus (© Cornelia Hoschek)
Die Winter-Saison, die vom 27. Dezember 2025 bis zum 6. Januar 2026 läuft,
bietet neben Konzerten zwei Belcanto-Opern. Den Anfang macht am 27. Dezember
2025 um 18.00 Uhr im Festspielhaus Donizettis Lucia di Lammermoor,
die das Genre Belcanto mit ihren erstklassigen melodischen Einfällen
gewissermaßen erst definiert hat. In der Titelpartie ist Sara Blanch zu
erleben, die sich in den vergangenen Jahren vor allem in großen
Rossini-Partien unter anderem beim Festival Rossini in Wildbad einen
Namen als Belcanto-Spezialistin erworben hat. Die Partie ihres Geliebten
Edgardo, der ein Erzfeind ihrer Familie ist, wird von Kang Wang übernommen.
Lodovico Ravizza schlüpft in die Rolle von Lucias rachsüchtigem Bruder
Enrico. Regie führt Louisa Proske. Die musikalische Leitung des Orchesters
der Tiroler Festspiele liegt in den Händen von Chefdirigent Asher Fisch. (Weitere Termine:
2. und 4. Januar 2026 jeweils um 18.00 Uhr)
Weiter geht es am 28. Dezember
2025 um 18.00 Uhr mit einer konzertanten Aufführung von Bellinis
La sonnambula. Jessica
Pratt, die im vergangenen Winter kurzfristig als Elvira in der ersten
konzertanten Aufführung von Bellinis I puritani eingesprungen ist,
hat es in Erl so gut gefallen, dass sie für die Titelpartie in diesem Winter
zugesagt hat. Francesco Demuro übernimmt den Elvino. Musikalisch begleitet
wird die Aufführung vom Orchester der Tiroler Festspiele unter der Leitung
von Francesco Lanzillotta.
Ostern steht dann am 2. April 2026
um 16.00 Uhr die Wiederaufnahme des
Parsifal in der Inszenierung
von Philipp M. Krenn auf dem Programm, die 2025 als riesiger Erfolg gefeiert
wurde (siehe auch unsere
Rezension). Mit Ausnahme von Michael Nagy als Amfortas wird es eine
komplett neue Besetzung geben. Die Titelpartie, die 2025 von Kaufmann
gesungen wurde, übernimmt Jamez McCorkle. Als Kundry hat Ricarda Merbeth
zugesagt. Vitalij Kowaljow ist in der wortreichen Partie des Gurnemanz zu
erleben und Audun Iversen als Klingsor. Asher Fisch übernimmt erneut die
musikalische Leitung. (Weiterer Termin: 5. April 2026 um 16.00 Uhr) Weitere
Konzerte ergänzen das Osterprogramm, das insgesamt vom 29. März 2026 bis zum
5. April 2026 läuft.
Die Sommer-Saison, die vom 2. Juli 2026
bis zum 26. Juli 2026 läuft, wartet neben Konzerten und weiteren
Veranstaltungen vor allem mit vier Opernproduktionen auf. Den Anfang macht
am 3. Juli 2026 um 19.00 Uhr im Festspielhaus der Operndoppelabend
Suor Angelica / Cléopâtre von
Giacomo Puccini bzw. Hector Berlioz. Die erste Oper ist der zweite Teil von
Puccinis Trittico und wird mittlerweile wie Gianni Schicchi -
wenn auch seltener
- bisweilen außerhalb der Trilogie präsentiert. Erzählt wird die tragische
Geschichte der Ordensschwester Angelica, die von ihrer Familie gedrängt
wird, auf ihren Erbteil zu verzichten, und sich, nachdem sie vom Tod ihres
Kindes erfahren hat, vergiftet. In der Titelpartie ist Corinne Winters zu
erleben. Die zweite Oper ist eine Kantate des 26-jährigen Hector Berlioz,
die er zum Wettbewerb Prix de Rome einreichte. Sie erzählt in Form eines
Monologs die letzten Minuten der ägyptischen Königin. Inszenieren wird diesen Doppelabend
Deborah Warner. Edward Garner übernimmt die musikalische Leitung. (Weitere
Termine: 10. Juli 2026 um 19.00 Uhr und 19. Juli 2026 um 18.00 Uhr)
Weiter geht es am 11. Juli 2026 um
19.00 Uhr im Passionsspielhaus mit Wagners
Der fliegende Holländer.
Joseph E. Köpplinger, der Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz in
München, inszeniert die Geschichte um den umherirrenden und sich nach
Erlösung sehnenden Mann in einem Bühnenbild von Rainer Sinell und Kostümen
von Birte Wallbaum. Die Titelpartie wird Christopher Maltman übernehmen. Als
Senta ist Sinéad Campbell Wallace zu erleben, die bereits im
Eröffnungskonzert am 2. Juli 2026 auftreten und drei Bruchstücke aus
Alban Bergs Oper Wozzeck vorstellen wird. Musikalisch geleitet wird
die große romantische Oper von Asher Fisch. (Weitere Termine: 17. Juli 2026
um 19.00 Uhr und 26. Juli 2026 um 16.00 Uhr)
Wie im vergangenen Sommer steht auch 2026 wieder eine österreichische
Erstaufführung auf dem Programm. In diesem Jahr handelt
es sich um die am 14. März
2025 an der Dutch National Opera in Amsterdam uraufgeführte Oper
We Are The Lucky Ones von Philip Venables.
Basierend auf Interviews mit über 70 Personen, die in Westeuropa gegen Ende
des Zweiten Weltkriegs geboren wurden, zeichnet sie das Portrait einer
Gesellschaft, die mit wenig begann, wachsenden Wohlstand erlebte und nun
eine Welt hinterlässt, die kein Wachstum mehr zu vertragen scheint. Die
Premiere findet am 18. Juli 2026 um 19.00 Uhr im Festspielhaus statt. Die
Inszenierung stammt von Ted Huffman, der gemeinsam mit Nina Segal das
Libretto verfasst hat und auch für das Bühnenbild und die Kostüme
verantwortlich zeichnet. Die musikalische Leitung übernimmt Bassem Akiki.
(Weiterer Termin: 24. Juli 2026 um 19.00 Uhr)
Den Abschluss bildet dann am
25. Juli 2026 um 18.00 Uhr eine konzertante Aufführung des Opernklassikers
Carmen von Georges Bizet, bei dem
hochkarätige Stars der Opernszene nach Erl kommen werden. Zu nennen sind
hier Aigul Akhmetshina in der Titelpartie, Pretty Yende als Micaëla,
Michael Fabiano als Don José und Alexander Vinogradov als Escamillo. Die
musikalische Leitung des Orchesters der Tiroler Festspiele liegt in den
Händen von Asher Fisch.
Das komplette Festspielprogramm finden Sie
hier.