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Wexford Festival Opera
19.10.2021 - 31.10.2021


Von Thomas Molke

Blick auf Wexford am Abend

Mit großen Visionen hatte Rosetta Cucchi beim Wexford Festival Opera 2019 als designierte künstlerische Leiterin ihre Pläne für 2020 verkündet. Dann kam Covid-19 und machte auch ihr einen Strich durch die Rechnung. Die zahlreichen Besucher*innen aus der ganzen Welt, die normalerweise für außergewöhnliche Opernraritäten in das beschauliche Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands anreisen, konnten aufgrund der geltenden Reisebeschränkungen nicht kommen. Eine Durchführung der Aufführungen im regulären Sinne war auch für das irische Publikum nicht möglich. Einfach ausfallen lassen wollte man das Festival aber auch nicht, und so entschied man sich, ein kostenloses Online-Festival zu veranstalten, um dennoch überall die Fans zu erreichen. Statt "Shakespeare in the Heart" gab es nun "Waiting For Shakespeare in the Air". Auch 2021 sind wir noch lange nicht in der Normalität angelangt, und sicherlich wird einiges anders sein als vor der Pandemie. Aber immerhin kann wieder vor Publikum gespielt werden, und so folgt nun mit einem Jahr Verspätung die geplante Hommage an den bedeutenden englischen Dichter. Mt über 50 Veranstaltungen an 13 Tagen hat sich Cucchi dabei viel vorgenommen.

Das National Opera House, Blick aus dem Zuschauerraum

Den Anfang macht am 19. Oktober 2021 um 20.00 Uhr im National Opera House Edmea von Alfredo Catalani, der heutzutage vor allem noch durch seine Oper La Wally bekannt ist. Sein im Februar 1886 in der Mailänder Scala uraufgeführtes Dramma lirico erzählt von einer jungen Frau, die dem Wahnsinn verfällt, weil sie gegen ihren Willen von ihrem Adoptivvater, dem Conte di Leitmeritz, in eine Ehe gezwungen wird, obwohl sie den nicht standesgemäßen Oberto liebt. In der Titelpartie ist die französische Sopranistin Anne Sophie Duprels zu erleben, die sicherlich noch als Katiusha in Francesco Alfanos Risurrezione beim Wexford Festival Opera 2017 in guter Erinnerung ist. Auch Leon Kim als Ulmo ist in Wexford kein Unbekannter, hat er doch bereits 2018 in dem Doppelabend L'Oracolo von Franco Leoni und Mala vita von Umberto Giordano mitgewirkt. Luciano Ganci gibt als Oberto sein Wexford-Debüt. Regie führt Julia Burbach, die zum ersten Mal in Wexford inszeniert. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Francesco Cilluffo, der seit seinem Debüt in Wexford 2015 mit Mascagnis Guglielmo Ratcliff regelmäßiger Gast ist und kürzlich zum "principal guest conductor" ernannt wurde. (Weitere Aufführungen: 22., 28. und 31. Oktober 2021 jeweils um 20.00 Uhr)

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Das National Opera House, Blick in den Zuschauerraum

Weiter geht es am 20. Oktober 2021 um 20.00 Uhr im National Opera House mit einer halbszenischen Aufführung der Opéra comique Le songe d'une nuit d'été von Ambroise Thomas. Anders als der Titel vermuten lässt, wird hier nicht der berühmte Midsummernight's Dream erzählt, sondern eine fiktive Geschichte über William Shakespeare und Queen Elizabeth I. Während der Dichterfürst Gefahr läuft, den sinnlichen Ausschweifungen des Lebens zu erliegen, erinnert ihn die Königin an seine Aufgabe als literarisches Genie. Dass hier ausgerechnet Falstaff als weiterer Charakter auftritt, deutet an, dass die Handlung wohl nicht ganz ernst zu nehmen ist. Der Tenor Sébastien Guèze schlüpft in die Rolle Shakespeares. Die armenische Sopranistin Hasmik Tonoysan gibt ihr Wexford-Debüt als Queen Elizabeth I. Als Falstaff ist Tommaso Barea zu erleben. Die musikalische Leitung übernimmt Guillaume Tourniaire. (Weitere Aufführungen: 23., 25. und 30. Oktober 2021 jeweils um 20.00 Uhr)

Die dritte große Opernproduktion findet in diesem Jahr konzertant statt. Am 21. Oktober 2021 feiert um 20.00 Uhr im National Opera House Karl Goldmarks Ein Wintermärchen Premiere. Während andere Stücke von Shakespeare relativ häufig vertont wurden, spielte A Winter's Tale auf der Opernbühne zu keiner Zeit eine bedeutende Rolle. Auch Goldmarks sechste und letzte Oper, die 1908 an der Wiener Hofoper uraufgeführt wurde, ist heute relativ unbekannt. Wagner-Tenor Burkhard Fritz gibt als Leontes in dieser Produktion sein Wexford-Debüt. Als Hermione ist die Sopranistin Sophie Gordeladze zu erleben, die hier bereits in Donizettis Maria di Rudenz 2016 als Matilde gefeiert wurde. Die musikalische Leitung übernimmt Marcus Bosch. (Weitere Vorstellung: 24. Oktober 2021 um 15.30 Uhr)

Mit der Übernahme der künstlerischen Leitung hat Cucchi 2020 auch zur Förderung junger Künstlerinnen und Künstler die "Wexford Factory" gegründet, in der ausgewählte irische Sängerinnen und Sänger nicht nur Meisterklassen genießen können und kleinere Rollen in den großen Opernproduktionen übernehmen. Des Weiteren wird auch noch eine Opernaufführung erarbeitet, die dann an zwei Nachmittagen und zwei Abenden im Wexford National Opera House zu erleben ist. Während im letzten Jahr in sechs Episoden die Falstaff-Chronicles einstudiert und als Online-Stream präsentiert wurden (siehe auch unsere Rezension), gibt es dieses Jahr mit den gleichen Sängerinnen und Sängern Bellinis I Capuleti e i Montecchi in einer Inszenierung von Conor Hanratty. (Termine: 21. und 23. Oktober 2021 um 15.30 Uhr und 27. und 29. Oktober 2021 um 20.00 Uhr)

Natürlich darf auch das traditionelle Gala-Konzert nicht fehlen, das in diesem Jahr am 24. Oktober 2021 um 20.00 Uhr im National Opera House stattfindet. Außerdem gibt es noch
- eine neue Kammeroper des irischen Komponisten Andrew Synnott unter dem Titel The 47th Saturday am 25. und 28. Oktober 2021 um 15.30 Uhr in Green Acres,
-
eine Gala mit Angela Meade am 27. Oktober 2021 um 20.00 Uhr im Wexford National Opera House,
- die beliebten Lunchtime-Recitals an fast jedem Tag um 12.30 Uhr mit wechselnden Künstlerinnen und Künstlern und
- zahlreiche Pop-Up Events in der ganzen Stadt.

Das komplette Programm finden Sie unter www.wexfordopera.com.

 

Homepage

 

 

unsere Rezensionen:

 

 

Edmea

Le songe d'une nuit d'été

Ein Wintermärchen

I Capuleti e i Montecchi

Pressekonferenz mit Rosetta Cucchi
zum Wexford Festival Opera 2022



Da capo al Fine

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