Blick auf Wexford am
Abend
Mit großen Visionen hatte Rosetta Cucchi beim
Wexford Festival Opera 2019 als designierte künstlerische Leiterin ihre
Pläne für 2020 verkündet. Dann kam Covid-19 und machte auch ihr einen Strich
durch die Rechnung. Die zahlreichen Besucher*innen aus der ganzen Welt, die
normalerweise für außergewöhnliche Opernraritäten in das beschauliche
Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands anreisen,
konnten aufgrund der
geltenden Reisebeschränkungen nicht kommen. Eine Durchführung
der Aufführungen im regulären Sinne war auch für das irische Publikum nicht
möglich. Einfach ausfallen lassen wollte man das Festival aber
auch nicht, und so entschied man sich, ein
kostenloses Online-Festival zu veranstalten, um dennoch überall die Fans zu erreichen.
Statt "Shakespeare in the Heart" gab es nun "Waiting For Shakespeare in the
Air". Auch 2021 sind wir noch lange nicht in der Normalität angelangt, und
sicherlich wird einiges anders sein als vor der Pandemie. Aber immerhin kann
wieder vor Publikum gespielt werden, und so folgt nun mit einem Jahr
Verspätung die geplante Hommage an den bedeutenden englischen Dichter. Mt über 50 Veranstaltungen an 13 Tagen
hat sich Cucchi dabei viel
vorgenommen.
Das National
Opera House, Blick aus dem Zuschauerraum
Den Anfang macht am 19. Oktober 2021 um 20.00 Uhr im
National Opera House Edmea von Alfredo Catalani, der
heutzutage vor allem noch durch seine Oper La Wally bekannt ist. Sein
im Februar 1886 in der Mailänder Scala uraufgeführtes Dramma lirico erzählt
von einer jungen Frau, die dem Wahnsinn verfällt, weil sie gegen ihren
Willen von ihrem Adoptivvater, dem Conte di Leitmeritz, in eine Ehe gezwungen wird, obwohl sie den nicht
standesgemäßen Oberto liebt. In der
Titelpartie ist die französische Sopranistin Anne Sophie Duprels zu erleben,
die sicherlich noch als Katiusha in Francesco Alfanos Risurrezione
beim Wexford Festival Opera 2017 in guter Erinnerung ist. Auch Leon
Kim als Ulmo ist in Wexford kein Unbekannter, hat er doch bereits 2018 in
dem Doppelabend L'Oracolo von Franco Leoni und Mala vita von
Umberto Giordano mitgewirkt. Luciano Ganci gibt als Oberto sein
Wexford-Debüt. Regie führt Julia
Burbach, die zum ersten Mal in Wexford inszeniert. Die musikalische Leitung
liegt in den Händen von Francesco Cilluffo, der seit seinem Debüt in Wexford
2015 mit Mascagnis Guglielmo Ratcliff regelmäßiger Gast ist und
kürzlich zum "principal guest conductor" ernannt wurde. (Weitere
Aufführungen: 22., 28. und 31. Oktober 2021 jeweils um 20.00 Uhr)
Das National
Opera House, Blick in den Zuschauerraum
Weiter geht es am 20. Oktober 2021 um 20.00 Uhr im
National Opera House mit einer halbszenischen Aufführung der Opéra
comique Le songe d'une nuit d'été von Ambroise Thomas. Anders als der
Titel vermuten lässt, wird hier nicht der berühmte Midsummernight's Dream
erzählt, sondern eine fiktive Geschichte über William Shakespeare und Queen
Elizabeth I. Während der Dichterfürst Gefahr läuft, den sinnlichen
Ausschweifungen des Lebens zu erliegen, erinnert ihn die Königin an seine
Aufgabe als literarisches Genie. Dass hier ausgerechnet Falstaff als
weiterer Charakter auftritt, deutet an, dass die Handlung wohl nicht ganz
ernst zu nehmen ist. Der Tenor Sébastien Guèze schlüpft in die Rolle
Shakespeares. Die armenische Sopranistin Hasmik Tonoysan gibt ihr
Wexford-Debüt als Queen Elizabeth I. Als Falstaff ist Tommaso Barea zu
erleben. Die musikalische Leitung übernimmt Guillaume Tourniaire. (Weitere
Aufführungen: 23., 25. und 30. Oktober 2021 jeweils um 20.00 Uhr)
Die dritte große Opernproduktion findet in diesem Jahr konzertant statt. Am
21. Oktober 2021 feiert um 20.00 Uhr im National Opera House Karl
Goldmarks Ein Wintermärchen Premiere. Während andere Stücke von
Shakespeare relativ häufig vertont wurden, spielte A Winter's Tale
auf der Opernbühne zu keiner Zeit eine bedeutende Rolle. Auch Goldmarks
sechste und letzte Oper, die 1908 an der Wiener Hofoper uraufgeführt wurde,
ist heute relativ unbekannt. Wagner-Tenor Burkhard Fritz gibt als Leontes in
dieser Produktion sein Wexford-Debüt. Als Hermione ist die Sopranistin
Sophie Gordeladze zu erleben, die hier bereits in Donizettis Maria di
Rudenz 2016 als Matilde gefeiert wurde. Die musikalische Leitung
übernimmt Marcus Bosch. (Weitere Vorstellung: 24. Oktober 2021 um 15.30 Uhr)
Mit der Übernahme der künstlerischen Leitung hat Cucchi 2020 auch zur
Förderung junger Künstlerinnen und Künstler die "Wexford Factory"
gegründet, in der ausgewählte irische Sängerinnen und Sänger nicht nur
Meisterklassen genießen können und kleinere Rollen in den großen Opernproduktionen
übernehmen. Des Weiteren wird auch noch eine Opernaufführung erarbeitet, die
dann an zwei Nachmittagen und zwei Abenden im Wexford National Opera House
zu erleben ist. Während im letzten Jahr in sechs Episoden die
Falstaff-Chronicles einstudiert und als Online-Stream präsentiert
wurden (siehe auch
unsere
Rezension), gibt es dieses Jahr mit den gleichen Sängerinnen und Sängern
Bellinis I Capuleti e i Montecchi in einer Inszenierung von Conor
Hanratty. (Termine: 21. und 23. Oktober 2021 um 15.30 Uhr und 27. und 29.
Oktober 2021 um 20.00 Uhr)
Natürlich darf auch das traditionelle Gala-Konzert
nicht fehlen, das in diesem Jahr am 24. Oktober 2021 um 20.00 Uhr im
National Opera House stattfindet. Außerdem gibt es noch
- eine neue Kammeroper des irischen Komponisten Andrew Synnott unter dem
Titel The 47th Saturday am 25. und 28. Oktober 2021 um 15.30 Uhr in
Green Acres,
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