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Bregenzer Festspiele17.07.2024 - 18.08.2024
Von Thomas Molke / Fotos: © Bregenzer Festspiele Zum mittlerweile 78. Mal finden in Bregenz am Bodensee in diesem Sommer die Bregenzer Festspiele statt. Was 1946 auf zwei Kieskähnen begann, von denen einer für die Bühnenaufbauten von Mozarts Jugendwerk Bastien und Bastienne bestimmt war und der andere dem Orchester diente, hat sich mittlerweile zu einem Festival mit mehreren Spielstätten auf und um den Bodensee ausgeweitet, das jedes Jahr über 200.000 Besucherinnen und Besucher aus nah und fern anlockt. Während auf der Seebühne opulente Oper für ca. 6.700 Zuschauerinnen und Zuschauer geboten werden kann, widmet man sich im 1980 vollendeten Festspielhaus mit ca. 1.650 Sitzplätzen eher Opernraritäten und schafft damit ein künstlerisches Gegengewicht zu den Klassikern auf der Seebühne. Bühnenbildentwurf für den Freischütz auf der Seebühne (© Eva Cerv) Den Anfang macht am 17. Juli 2024 um 21.15 Uhr auf der Seebühne Carl Maria von Webers romantische Oper Der Freischütz. Dieses vor allem im deutschsprachigen Raum äußerst populäre Werk ist erstmals in Bregenz auf der Seebühne zu erleben. Für die Regie und das Bühnenbild zeichnet Philipp Stölzl verantwortlich, der in Bregenz mit seiner phänomenalen Inszenierung von Rigoletto 2019 noch in bester Erinnerung sein dürfte (siehe auch unsere Rezension von 2019). Die musikalische Leitung der Wiener Symphoniker übernimmt wie 2019 beim Rigoletto 2019 Enrique Mazzola, der in diesem Jahr auch Conductor in Residence ist. Als Max sind Thomas Blondelle, Attilio Glaser und Mauro Peter zu erleben. Vera-Lotte Boecker, Nikola Hillebrand und Elissa Huber übernehmen alternierend die Partie der Agathe. Die Kostüme stammen von Gesine Völlm. (Weitere Termine: 19. - 21., 23. - 28., 30. und 31. Juli 2024 jeweils um 21.15 Uhr und 1. - 4., 6. - 11. und 13. - 18. August 2024 jeweils um 21.15 Uhr) Blick auf das Festspielhaus und die angrenzende Seebühne (© Anja Köhler) Im Großen Saal im Festspielhaus feiert dann einen Tag später am 18. Juli 2024 um 19.30 Uhr Rossinis Oper Tancredi Premiere. Mit der Uraufführung dieses Melodramma eroico 1813 in Venedig erlangte der Schwan von Pesaro auch im Ausland Berühmtheit. Für Ferrara arbeitete er das Stück kurze Zeit später mit einem tragischen Ende um und schuf anschließend noch eine dritte Fassung für Mailand. In Bregenz wird die tragische Ferrara-Fassung gespielt. Regie führt Jan Philipp Gloger, Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg, der sich seit 2010 auch international als Opernregisseur einen Namen gemacht hat. Für das Bühnenbild zeichnet Ben Baur verantwortlich. Die Kostüme entwirft Justina Klimczyk. Die musikalische Leitung der Wiener Philharmoniker übernimmt Yi-Chen Lin, die in Bregenz bereits in Madama Butterfly das Orchester leitete. In der Titelpartie ist Anna Goryachova zu erleben. Mélissa Petit schlüpft in die Rolle von Tancredis Geliebter Amenaide. In weiteren Partien sind Antonino Siragusa als Argirio, Andreas Wolf als Orbazzano und Laura Polverelli als Isaura zu erleben. (Weitere Termine: 21. Juli 2024 um 11.00 Uhr und 29. Juli 2024 um 19.30 Uhr) Die dritte Opernproduktion setzt die "Grande Dame" der Opernwelt, Brigitte Fassbaender, die in der vergangenen Spielzeit erst einen neuen Ring bei den Tiroler Festspielen in Erl zum Abschluss gebracht hat, mit jungen Sängerinnen und Sängern des Opernstudios um. Am 12. August 2024 feiert um 19.30 Uhr im Theater am Kornmarkt der Opern-Doppelabend Der Ehevertrag (La cambiale di matrimonio) und Gianni Schicchi Premiere. Bei dem ersten Teil handelt es sich um Rossinis Erstlingswerk, das er im zarten Alter von 18 Jahren für das Teatro San Moisè in Venedig komponierte und dem vier weitere einaktige Farse folgten. Der Geschäftsmann Tobia Mill bietet darin dem kanadischen Partner Slook seine Tochter Fannì an, die allerdings mit dem mittellosen Edoardo ganz andere Pläne verfolgt. Um einen Vertrag geht es auch im zweiten Teil des Abends, allerdings um ein Testament, das die habgierige Verwandtschaft des Verstorbenen Buoso Donati mit Hilfe von Gianni Schicchi zu ihren Gunsten fälschen will. Der Operneinakter ist eigentlich der dritte Teil von Puccinis Il trittico. Die musikalische Leitung des Symphonieorchesters Vorarlberg liegt in den Händen von Leo McFall. (Weitere Termine: 14., 16. und 17. August 2024 jeweils um 19.30 Uhr) Als Auftragswerk der Bregenzer Festspiele in Kooperation mit dem Ensemble Modern gibt es dann am 27. Juli 2024 um 20.00 Uhr auf der Werkstattbühne die Uraufführung des Musiktheaters Unmögliche Verbindung von Ondřej Adámek. Die Konzeption hat der Komponist gemeinsam mit Thomas Fiedler entwickelt. Dabei sind die Musikerinnen und Musiker des Ensemble Modern von Anfang an in den kreativen Prozess mit eingebunden und gestalten durch experimentelle Mittel die Komposition mit. (Weiterer Termin: 28. Juli 2024 um 20.00 Uhr) Als weiteres Auftragswerk der Festspiele mit dem Kunsthaus Bregenz ist Hold Your Breath entstanden. In einem mehrjährigen Prozess im Opernatelier hat die Komponistin Éna Brennan gemeinsam mit dem Regisseur und Librettisten David Pountney und dem bildenden Künstler Hugo Canoilas eine Oper entwickelt, bei der ein Oktopus eine bedeutende Rolle spielt. Die Uraufführung findet am 15. August 2024 um 20.00 Uhr auf der Werkstattbühne statt. (Weiterer Termin: 17. August 2024 um 20.00 Uhr) Ergänzt wird das Programm durch weitere Konzerte und eine Hybridoperette mit der Musicbanda Franui. Das vollständige Programm der Festspiele finden Sie hier. |
Rezensionen:
Der Ehevertrag
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