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Lyon, Festival pour l'humanité 2016

15. März - 3. April 2016

Das etwas andere Opernhaus

In der Oper Lyon gibt es viele junge Zuschauer - und im März ein Festival

Von Joachim Lange

Breakdancer unter den Arkaden im Eingangsbereich der Oper gehören in Lyon zum alltäglichen Erscheinungsbild. Aber nicht nur vor den Toren des Hauses ist die Jugend in Lyon präsent. Auch bei den Zuschauern ist der Anteil junger Leute auffallend hoch. Für die vergangene Spielzeit verweist Serge Dorny auf eine Auslastung von 94% bei den insgesamt 55 Vorstellungen in der Oper. Dazu kommen noch 38 Vorstellungen mit Ballett, Konzert und Liederabenden. Daran haben die jüngeren ihren Anteil. Will man mit der Oper in Lyon international wahrgenommen werden, muss man muss sich als Intendant allerdings etwas Besonderes einfallen lassen, vor allem aber zu bieten haben. Intendant Serge Dorny schafft genau das seit Jahren immer wieder. Nicht nur mit einem offensiven Marketing in Richtung Mitteleuropa, sondern auch beim traditionellen und potentiellen Opernpublikum.

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Serge Dorny (Foto © Philippe Pierangeli)

Dass der Flame, der das Haus seit 2003 führt, eine Affinität zur deutschsprachigen Theatertradition und -gegenwart hat, zeigt sein Zwischenspiel in Dresden. Dort sollte er ab September 2014 übernehmen, doch man ließ nur als "designierten" Intendanten gewähren. Die sächsische Politik stellte sich bei jeder konkreten Antwort auf anfallende Fragen so entschieden auf die Seite der Egoismen von Orchesterchef Christian Thielemann, dass die Sache platzte. Dorny ging zurück nach Lyon. Dort hatte er immer noch so viel Unterstützer, dass er weitermachen konnte, wo er aufgehört hatte (siehe dazu unser Interview). In der Personalreserve für die ersten europäischen Häuser und Festivals bleibt er auch dort.

Gleichwohl kommt er von Dresden nicht ganz los. Für sein alljährliches Festival im März hat er für das nächste Jahr nämlich unter anderem die Rekonstruktion einer der spektakulärsten Dresdner Opernproduktionen der letzten Jahrzehnte vorgesehen. Neben Heiner Müllers legendärer Bayreuther Inszenierung von Tristan und Isolde (1993) und Klaus Michael Grübers Krönung der Poppe aus Aix-en-Provence (2000), wird er auch die archaische Sprungturm-Elektra von Ruth Berghaus aus dem Jahre 1983 wiederbeleben. Unter dem Titel "Memoires" wird damit an nachhaltig prägende Inszenierungen erinnert. Für ein französisches Opernhaus ist die Deutschlastigkeit bei den Komponisten und Regisseuren, in die nur Monteverdi nicht passt, bemerkenswert.

Foto Daniele Rustioni Daniele Rustioni

Aber sein mit insgesamt ca. 29 Mio. Euro subventionierter Etat von ingesamt 37 Mio. Euro ist auch nicht gerade eine finanzielle Zwangsjacke. Mit seinem Festival kann Dorny als Chef des Stagione-Hauses einer 500.000 Einwohner-Stadt in einer 1,5 Millionen Agglomeration zwar nicht mit einer Blütenlese seines Spielplans glänzen, aber doch ambitionierte Akzente setzten. Da geht es dann um Themen wie vor drei Jahren "Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit". Mit einem Fidelio und einer Uraufführung (Thierry Eschaichs Claude) und einem Doppel aus Dallapiccola und Schoenberg (Le Prisonnier und Erwartung) drumherum. Im vorigen Jahr gab es zum Motto "Jardins mystérieux", Glucks Orfeo ed Euridice, Franz Schrekers Die Gezeichneten und Sunken Garden von Michel van den Aar. Das ist von der Machart her immer von aparter Opulenz, aber in der Auswahl eben nie nur die pure Festival-Wellness.

Bei den Künstlern, die Dorny nach Lyon einlädt, bewährt sich immer wieder sein Gespür für Talente. Sein künftiger Orchesterchef Daniele Rustioni etwa hätte sich mit seiner fulminanten La Juive- Interpretation überzeugend bewerben können, wenn er nicht schon als Nachfolger von Kazushi Ono ab 2017 unter Vertrag wäre. Kirill Petrenko glänzte hier schon vor Jahren mit einem Zyklus von Tschaikowsky Opern. Und Hartmut Haenchen wird im nächsten Jahr bei Strauss und Wagner am Pult stehen! Regisseur David Marton hat sich mit einer opulent durchdachten Version von Richard Strauss' Capriccio und mit Glucks Orphée et Eurydice als souveräner Könner auch jenseits seiner sonstigen Experimentierlust ausgewiesen und Olivier Py gehört zu den gern gesehenen Gästen. Das aktuelle Festival vereint unter dem Motto: "pour l'humanité" Halevys La Juive mit der Uraufführung von Benjamin, dernière nuit und Viktor Ullmanns Kaiser von Atlantis.






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Unsere Rezensionen:

  • Benjamin, dernière nuit (Benjamin, die letzte Nacht)

  • La juive (Die Jüdin)







  • Da capo al Fine

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