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Wexford Festival Opera19.10.2017 - 05.11.2017
Blick auf Wexford am Abend Während andernorts die großen und kleinen Opernbühnen sich mitten im normalen Spielbetrieb befinden, lockt das Wexford Festival Opera zum mittlerweile 66. Mal Operninteressierte aus aller Welt in das beschauliche Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands, um Opernraritäten jenseits des gängigen Repertoires kennen zu lernen. Und nicht nur die Kartennachfrage steigt von Jahr zu Jahr, so dass man das Festival dieses Mal von 12 auf 18 Tage ausgedehnt hat und an jedem Tag Programm bietet. Vor zwei Jahren wurde die Spielstätte der drei Hauptproduktionen, das O'Reilly Theatre, zum National Opera House ernannt, und bei den International Opera Awards im Mai 2017 wurde das Festival in der Kategorie "Best Festival" ausgezeichnet. Thematisch hat der künstlerische Leiter David Agler bei den drei Hauptproduktionen, die über drei Wochenenden laufen, erneut den Schwerpunkt auf große Dramatik gelegt und den Bogen wieder über zwei Jahrhunderte gespannt, wobei in diesem Jahr alle drei Hauptproduktionen in italienischer Sprache gesungen werden und es nur bei den "Short Works", die im Nachmittagsbereich im Clayton Whites Hotel stattfinden, eine englischsprachige Produktion gibt. Des Weiteren gibt es wie in jedem Jahr weitere Konzerten und Lunchtime Recitals, die den Zuschauern die Möglichkeit bieten, sich quasi den ganzen Tag mit nur kurzen Unterbrechungen musikalischen Genüssen hinzugeben.
Das O'Reilly Theatre, Blick aus dem Zuschauerraum Den Anfang macht am 19. Oktober 2017 im O'Reilly
Theatre im Wexford National Opera House die
1797 in Paris uraufgeführte Opéra comique
Medea von
Luigi Cherubini, wobei hier nicht die französische Urfassung sondern die
italienische Version von Carlo Zangarini gespielt wird. Die auf der großen
antiken Tragödie über die griechische Zauberin, die ihre Kinder und die neue
Braut ihres untreuen Gatten Jason tötet, basierende Oper verschwand erst zu
Beginn des 20. Jahrhunderts von den Opernspielplänen und erlangte später
durch die legendäre Aufnahme mit Maria Callas wieder große Berühmtheit.
Dennoch (oder weil sich kaum eine Sopranistin mit der Callas messen wollte),
steht dieses Werk bis heute relativ selten auf den Spielplänen der
Opernhäuser. In Wexford übernimmt Lise Davidsen die Titelpartie. Ihr
untreuer Gatte Jason wird von dem russischen Tenor Sergey Romanovsky
interpretiert. Als Amme Neris und als Jasons neue Braut Glauce sind die
Mezzosopranistin Raffaela Lupinacci und die Sopranistin Ruth Iniesta zu
erleben. Regie führt Fiona Shaw, die bereits als Medea im Schauspielbereich
auf der Bühne stand und deren Darstellung für den Tony Award nominiert
wurde. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Stephen Barlow, der
vor zwei Jahren hier Koanga geleitet hat. (Weitere Termine:
Das O'Reilly Theatre, Blick in den Zuschauerraum Die zweite Produktion, Margherita, die 1848 in Mailand ihre Uraufführung erlebte, ist eine Rarität, von der es noch keine Aufnahme gibt. Der Komponist Jacopo Foroni ist zumindest in Wexford kein Unbekannter mehr. 2013 wurde hier nämlich mit großem Erfolg seine Oper Cristina, regina di Svezia aufgeführt (siehe auch unsere Rezension). Margherita ist ein Melodramma semiserio, das auf einen französischen Text von Eugène Scribe zurückgeht. Eigentlich war das französische Libretto für Adrien Boieldieu gedacht, doch er verstarb, bevor er das Werk vollenden konnte. Die Geschichte spielt in den Schweizer Bergen und handelt von der schönen jungen Waisen Margherita, die den jungen Soldaten Ernesto heiraten will. Doch der Neffe des Bürgermeisters, Roberto, hat ebenfalls ein Auge auf die junge Frau geworfen und versucht, die Hochzeit zu vereiteln. In der Titelpartie ist die Mezzosopranistin Alessandra Volpe zu erleben. Andrew Stenson und Filippo Fontana werben als Ernesto und Roberto um ihre Gunst. Fontana dürfte dem Publikum in Wexford noch als Beaupertuis in Nino Rotas Il cappello di paglia di Firenze und als Don Bucefalo in Antonio Cagnonis gleichnamiger Oper in guter Erinnerung sein. Die musikalische Leitung hat Timothy Myers inne, der im letzten Jahr Barbers Vanessa dirigierte. Regie führt Michael Sturm. (Termine: 20. und Oktober 2017, 1. und 4. November 2017 jeweils um 20.00 Uhr und 29. Oktober 2017 um 15.00 Uhr) Als dritte Produktion steht ein Werk eines Komponisten auf dem Programm, der heutzutage weniger durch seine eigenen Opern bekannt ist als vielmehr durch die Vervollständigung von Puccinis Turandot: Franco Alfano. Seine Oper Risurrezione wurde 1904 in Turin uraufgeführt und basiert auf der gleichnamigen Novelle von Leo Tolstoi. Erzählt wird die Geschichte des jungen Prinzen Dimitri, der vor Gericht die Prostituierte Katiusha als die junge Frau erkennt, die er einst verführt hat. Da er sich schuldig für Katiushas Schicksal fühlt, folgt er ihr nach Sibirien, um begangenes Unrecht ungeschehen zu machen. Die Inszenierung liegt in den Händen von Rosetta Cucchi, die in Wexford zuletzt Mariottes Salomé in Szene gesetzt hat. Die musikalische Leitung übernimmt Francesco Cilluffo, der vor zwei Jahren in Wexford Mascagnis Guglielmo Ratcliff dirigierte. Als Prinz Dimitri ist der Tenor Gerard Schneider zu erleben. Die Partie der Katiusha übernimmt Anne Sophie Duprels. (Termine: 21., 27. und 30. Oktober 2017 und 2. November 2017 jeweils um 20.00 Uhr und 5. November 2017 um 17.00 Uhr) Die so genannten "Short Works", die im Clayton Whites Hotel stattfinden, beginnen am 20. Oktober um 15.30 Uhr mit der Uraufführung Dubliners von Andrew Synnott. Hierbei handelt es sich um zwei Operneinakter, Counterparts und The Boarding House aus James Joyces Dubliners. Die musikalische Leitung übernimmt der Komponist höchstpersönlich. Regie führt Annabelle Comyn. (Weitere Termine: 26. Oktober 2017 und 1. November 2017 um 15.30 Uhr und 29. Oktober 2017 um 11.00 Uhr) Es folgt die einaktige Farsa La scala di seta von Gioachino Rossini, die dritte von insgesamt fünf Farse, die Rossini für das Teatro San Moisè in Venedig komponierte. Bei der Uraufführung konnte das Werk keinen großen Erfolg erzielen, da ein Großteil des Publikums in dem Stück bloß eine fantasielose Abänderung von Domenico Cimarosas Il matrimonio segreto sah. In Erinnerung blieb eigentlich nur die Ouvertüre. Neben dem Liebespaar Giulia, gesungen von Galina Bakalova, und Dorvil, gesungen von Ji Hyun Kim, dürfte in der Inszenierung von Nathan Troup vor allem Filippo Fontana als Diener Germano für komische Momente sorgen. (Termine: 21., 24., 27. und 30 Oktober 2017 und 3. November 2017 jeweils um 15.30 Uhr) Als dritte Produktion im Rahmen der "Short Works" gibt es dann wieder einen auf 90 Minuten gekürzten Klassiker der Opernliteratur. Dieses Mal ist die Wahl auf Verdis Rigoletto gefallen. Die Regie übernimmt Roberto Recchia, der in den vergangenen Jahren bereits mit Rossinis La Cenerentola, Donizettis L'elisir d'amore und Mozarts Die Zauberflöte ein sehr gutes Gespür dafür bewiesen hat, große Werke auf das Wesentliche zu reduzieren. Nachdem Recchia in den genannten Produktionen vor allem durch komische Akzente glänzte, bleibt mit Spannung abzuwarten, wie er sich dem ernsten Sujet des Narren Rigoletto nähern wird. In der Titelpartie ist Charles Rice zu erleben. Die Rolle der Gilda singt Giuliana Gianfaldoni. Aidan Coburn übernimmt die Partie des Herzogs. (Termine: 25. und 28. Oktober 2017, 2. und 4. November 2017 jeweils um 15.30 Uhr und 22. Oktober 2017 um 11.00 Uhr) Des Weiteren werden fast jeden Mittag um 13.05 Uhr die so genannten Lunchtime Recitals in der St. Iberius Church präsentiert, in denen die Solisten des Festivals ihr musikalisches Talent in anderen Bereichen ihres Repertoires präsentieren können. Das mittlerweile traditionelle Gala-Konzert im O'Reilly Theatre am 29. Oktober 2017 um 20.30 Uhr und zahlreiche weitere Veranstaltungen runden das umfangreiche Programm des Festivals ab. Das komplette Programm finden Sie unter www.wexfordopera.com. |
unsere Rezensionen:
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