Von Thomas Molke

Knapp zwei Wochen dauert es in diesem Jahr, bis nach dem Ende der Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen die Feierlichkeiten in Händels Geburtsstadt Halle an der Saale mit den Händel-Festspielen weitergehen und man an "authentischen Händel-Orten" das wohl größte Musikfest in Sachsen-Anhalt erleben kann. Mit 66 Haupt- und Begleitveranstaltungen an insgesamt 17 Spielorten in und um Halle wird wieder ein abwechslungsreiches Programm geboten, bei dem die internationalen Stars der Barockszene nach Sachsen kommen. Überschattet wird das Festival in diesem Jahr von dem unerwarteten Tod des Festspielintendanten und Direktors der Stiftung Händel-Haus Dr. Bernd Feuchtner am 13. Februar 2025. Am 1. April 2025 wurde Florian Amort als sein Nachfolger bestimmt. Das von Feuchtner noch ausgewählte Motto der diesjährigen Festspiele "Frischer Wind: Der junge Händel in Italien" klingt dabei fast schon ein wenig makaber. Aber man wird bei den Festspielen sicherlich viele Wege finden, den Verstorbenen zu würdigen und seiner zu gedenken.

Den Anfang macht in diesem Jahr eine Neuproduktion von Händels Agrippina in der Oper Halle. Mit dieser zweiten und letzten Oper für Italien konnte Händel einen seiner ersten großen Erfolge als Opernkomponist erzielen, bevor er in London mit Rinaldo zum absoluten Weltstar der Opernszene avancierte. Die Premiere findet am 6. Juni 2025 um 19.00 Uhr in der Oper Halle statt. In der Titelpartie ist Ks Romelia Lichtenstein zu erleben. Leandro Marziotte übernimmt die Partie ihres Sohns Nerone, den Agrippina mit allen Mitteln auf dem Thron sehen möchte. Ki-Hyun Park muss als Agrippinas Gatte Claudio deshalb um sein Leben fürchten. In weiteren Partien sind Vanessa Waldhart als Poppea und Christopher Ainslie als Ottone zu erleben. Für die Inszenierung zeichnet der Intendant der Oper Halle Walter Sutcliffe verantwortlich. Die musikalische Leitung des Händelfestspielorchesters liegt in den Händen von Laurence Cummings. (Weitere Aufführungen: 8. und 15. Juni 2025 jeweils um 15.00 Uhr und 13. Juni 2025 um 19.00 Uhr)

Als Wiederaufnahme der Oper Halle steht am 12. und 14. Juni 2025 jeweils um 19.30 Uhr Amadigi di Gaula in der Inszenierung von Louisa Proske aus dem vergangenen Jahr auf dem Programm (siehe auch unsere Rezension aus dem letzten Jahr). Die Titelpartie übernimmt in diesem Jahr Benno Schachtner. Die anderen Partien sind mit Serafina Starke als Oriana, Franziska Krötenheerdt als Melissa, Yulia Sokolik als Dardano und Deulrim Jo als Orgando wie im Vorjahr besetzt. Das Händelfestspielorchester wird bei dieser Produktion wieder von Dani Espasa geleitet.

Auch im pittoresken Goethe-Theater Bad Lauchstädt, das mittlerweile seit über 50 Jahren als historische Spielstätte zu den Aufführungsorten für die Festspiele gehört, gibt es wieder etwas Besonderes zu erleben. Auf dem Programm steht in diesem Jahr zunächst die Oper Octavia von Reinhard Keiser, die zu Händels Zeit an der Hamburger Gänsemarkt-Oper entstand. Händel hatte 1705 dort seine heute verlorene Oper Nerone zur Uraufführung gebracht, was seinen damaligen Chef dazu brachte, im gleichen Jahr eine Oper über Neros erste Gattin herauszubringen. Händel soll von diesem Werk derart beeindruckt gewesen sein, dass er die Partitur mit nach Rom nahm und sich für seine Agrippina reichlich daran musikalisch bediente. In Halle hat man nun die Gelegenheit, diese beiden Werke musikalisch zu vergleichen. In der Titelpartie ist Johanna Kaldewei zu erleben. Ihren Gatten Nero übernimmt Tomáš Král. Regie führt Tilman Hecker. Musikalisch begleitet wird die Produktion von der lautten compagney Berlin unter der Leitung von Wolfgang Katschner. Die Premiere findet am 7. Juni 2025 um 14.30 Uhr statt. (Weitere Termine: 8. und 9. Juni 2025 um 14.30 Uhr)

Eine Woche später folgt dann das Schäferspiel Clori, Tirsi e Fileno, das Händel als eine von über 100 Kantaten in seiner Zeit in Italien komponierte, die er vor allem für Gesellschaftsabende des Marchese Ruspoli schrieb. In diesem Stück treibt die hübsche Nymphe Clori gleich zwei Hirten in den Wahnsinn. Michael Hofstetter bringt mit dem Barockorchester der Thüringen Philharmonie dieses Verwirrspiel mit jungen Sängerinnen und Sängern in der Inszenierung von Alberto Pagani im Goethe-Theater Bad Lauchstädt zur Aufführung. Die Premiere findet am 13. Juni 2025 um 14.30 Uhr statt. (Weiterer Termin: 14. Juni 2025 um 14.30 Uhr)

Konzertant gibt es dann noch am 7. Juni 2025 um 19.30 Uhr in der Ulrichskirche Händels Oper Poro, re dell' Indie mit Max Emanuel Cencic in der Titelpartie und Julia Lezhneva als Cleofide. Musikalisch begleitet wird die Produktion vom {oh!} Orkiestra unter der Leitung von Martyna Pastuszka.

Neben dem obligatorischen Messiah am 12. Juni 2025 um 19.30 Uhr in der Georg-Friedrich-Händel-Halle sind noch folgende Oratorien und Chorkonzerte zu erleben:
- Israel in Egypt: Die Originale am 10. Juni 2025 um 15.00 Uhr in der Konzerthalle Ulrichskirche mit den drei Vorlagen zu Händels Oratorium von Händel, Alessandro Stradella und Dionigi Erba,
- das komplette Oratorium Israel in Egypt am gleichen Tag um 19.30 Uhr in der Marktkirche und
- La Santissima Annunziata von Alessandro Scarlatti am 13. Juni 2025 um 19.30 Uhr im Dom zu Halle.